FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2020

Nicht wenige Value-Investoren verzweifeln schon seit Jahren ob der Performanceergebnisse dieses Anlagestils. Und so mancher Fondsmanager hat sogar schon das Handtuch geworfen. Ende der Durststrecke ? Es ist lange her, dass Value-Investments besser liefen als Wachstumswerte. Aber die Zahl der Marktbeobachter, die an ein Comeback des wertorientierten Investierens glauben, nimmt zu. I n den Sommermonaten erreichte ein uralter Streit zwischen den Anhängern zweier unterschiedlicher Anlagestile einen neuen Höhepunkt. Gemeint ist die schon ewig schwelende Rivalität zwischen den Verfechtern des wachstums- orientierten Investierens, typi- scherweise als Growth-Strategie bezeichnet, und den Jüngern einer wertorientierten Invest- mentstrategie, gemeinhin als Value-Investing bekannt. Die Diskussion über Value versus Growth entbrannte nicht etwa deshalb, weil die eine oder die andere Seite nen- nenswerte neue Argumente ins Feld führen könnte; an der grundsätzlichen Argumenta- tion hat sich nichts Wesentli- ches geändert. Für Zündstoff sorgte das extreme Auseinan- derklaffen in der Entwicklung der beiden „Marktsegmente“. Für den US-amerikanischen Aktien- markt bewirkte dies eine nie zuvor gesehe- ne Performancelücke zwischen Wachs- tumstiteln und Value-Aktien. So konnte der MSCI USA Value in den vergangenen zehn Jahren per Ende September um 9,1 Prozent pro Jahr zulegen, während die annualisierte Wertentwicklung des MSCI USA Growth Index bei 16,8 Prozent lag. Ähnlich eklatant unterscheiden sich die Wertentwicklungszahlen von in Europa oder weltweit anlegenden Value- und Growth-Aktienfonds. Viele Marktbeobachter gehen daher auch davon aus, dass sich das in absehbarer Zeit nicht so schnell ändern wird. Ihre Argumente: Ein Umfeld von nach wie vor extrem niedrigen Zinsen, wenig bis gar keiner Inflation und einem – unter- stützt von den Auswirkungen der Coronakrise – nach wie vor anämischen Wachstum dürfte eher für Wachstumswerte spre- chen. Manch einer hat den Va- lue-Stil gleich komplett abge- schrieben. Überzeugten Value- Anhängern geht der vorzeitig prophezeite Tod des Value-In- vestings dann doch zu weit. Zwar räumt auch Marco Piron- dini, Leiter Aktien und US- Portfoliomanager bei Amundi, ein, das beschriebene Umfeld sei bis dato ideal für die Wachs- Rekordverdächtige Lücke Der Langfristvergleich über 20 Jahre zeigt: Value-Aktien konnten zwar bis 2007 eine Outperformance erzielen, seither haben Wachstumswerte aber aufgeholt und seit drei Jahren klar die Nase vorn. Quelle:Morningstar 0% 50% 100% 150% 200% 250% 2020 I I I I I 2015 I I I I I 2010 I I I I I 2005 I I I I I 2000 MSCI World Growth NR USD MSCI World Value NR USD MARKT & STRATEGIE Value-Investment FOTO: © CONTRASTWERKSTATT | STOCK.ADOBE.COM 136 fondsprofessionell.de 4/2020

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