FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2020

Wer etwa in den neuen ELTIF der Partners Group einsteigen möchte,muss also schon 200.000 Euro zur freien Verfügung haben. Auch die Vehikel selbst haben strengen Kriterien zu genügen (siehe Kasten vorige Seite). So sind ELTIFs – hier liegt die Ge- meinsamkeit mit UCITS – EU-weit regu- liert und unterliegen strengen Anforderun- gen an die Kostentransparenz. Auch müs- sen Anleger wissen, wie lang ihr Geld im Fonds gebunden bleibt. Zwar sieht die EU-Verordnung für die Laufzeit keine bestimmte Dauer vor, ein Laufzeitende ist aber verpflichtend zu definieren. 50 Jahre Laufzeit Beim Klimavest, dem ELTIF der Com- merzbank-Sachwerttochter Commerz Real, der ebenfalls Anfang November 2020 in den Vertrieb gegangen ist, liegt die Laufzeit bei 50 Jahren.Weil das für einen Fonds die- ser Art extrem lang ist, sieht dieses neue Mitglied der illustren Gesellschaft aller- dings auch vor, dass Anleger ihre Anteile börsentäglich zum Nettoinventarwert zu- rückgeben können. Für einen ELTIF ist das ungewöhnlich, vorzeitige Ausstiege sind nicht die Regel. So empfiehlt die Com- merz Real denn auch eine Anlagedauer von zumindest fünf Jahren. Der Klimavest wird in Kraftwerke zur Erzeugung erneuerbarer Energien sowie in nachhaltige Infrastruktur, Mobilität und Forstwirtschaft investieren. Das geplante Investitionsvolumen beträgt 25 Milliarden Euro, die Mindestbeteiligung für einen Anleger liegt bei 10.000 Euro. Wer diese Summe investiert, trägt nach Berechnungen des Anbieters zu einer Re- duzierung von CO 2 -Emissionen in Höhe von drei bis vier Tonnen pro Jahr bei. Abgesehen von dieser „Klima-Rendite“ dürfen Anleger auf eine Auszahlung von jährlich drei bis vier Prozent hoffen. Den Vertrieb übernimmt vorerst die Commerz- bank, später soll der Klimavest auch von weiteren Kooperationspartnern an die Kunden gebracht werden. Während der erlesene ELTIF-Club lang- sam größer wird, sich auch Fondsanbieter wie Blackrock oder Amundi hinzugesellen, die mit Privatmarktinvestitionen zumindest im Retailsegment bisher eher nicht von sich reden gemacht haben, läuft die Eva- luierung der EU-Verordnung. Pimpl, der im Frühjahr an einem Kolloquium teilge- nommen hat, zu dem die EU-Kommission nach Luxemburg geladen hatte, erwartet al- lerdings keine allzu großen Anpassungen. Neue Forderungen „Manche Asset Manager fordern, dass ELTIFs künftig mehr in UCITS-konforme liquide Assets anlegen dürfen“, berichtet Pimpl. Bisher dürfen solche Assets maxi- mal 30 Prozent des Fondsvermögens aus- machen, werden oft nur in der Phase des Portfolioaufbaus in den Fonds aufgenom- men und später abgestoßen, sodass das Geld in illiquide Anlagen fließen kann. Zu- weilen werde auch der Wunsch geäußert, ELTIFs sollten stärker in Publikumsfonds, auch in Dachfonds, investieren dürfen. „Ich kann mir kaum vorstellen, dass sich die EU-Kommission darauf einlässt, denn das würde die ELTIF-Struktur aufweichen und gerade im Fall von Dachfonds für weniger Kostentransparenz sorgen“, sagt Pimpl. Dass kurzfristige Volatilität bei liquiden Anlagen für einen ELTIF vorübergehend problematisch sein kann, zeigt das Beispiel des Muzinich Firstlight Middle Market EL- TIF (LU1946044911). Der Fonds, den der institutionelle Asset Manager Muzinich & Co. lanciert hat, wurde Ende Dezember 2019 mit einem Volumen einschließlich Leverage von 450 Millionen Euro geschlos- sen. „Nach dem erfolgreichen Closing ha- ben wir bis Januar 2020 unser Portfolio schnell aufgebaut“, berichtet Portfoliomana- ger Torben Ronberg. Pech mit dem Leverage Ziel des ELTIFs ist es, zwischen 50 und 80 Prozent des Fondsvermögens in syndi- zierte Kredite zu investieren. Zehn bis 15 Prozent sollen in die Assetklasse Private Debt fließen, also als private Darlehen an europäische Unternehmen ausgereicht wer- den. Ein Anteil von fünf bis 15 Prozent kann in hochverzinsliche Anleihen inve- stiert werden. „Unsere Idee war es, das Geld der Anle- ger schnell komplett zu investieren“, sagt Ronberg. Das war Ende Januar der Fall. Dann kam die Corona-Krise. „Aufgrund der extremen Marktbedingungen in der letzten Februarwoche und imMärz, in de- nen alle Anlageklassen erhebliche Rück- gänge verzeichneten, musste das Portfolio negative Marktwertanpassungen hinneh- men, die durch den Leverage von 30 Pro- zent verstärkt wurden“, so Ronberg. Inzwi- schen habe der Fonds die Verluste aber wieder aufgeholt. Und Ronberg hat wie Markus Pimpl „Appetit“ auf weitere EL- TIFs. So könnte die Geschichte mit dem lahmen Anfang also doch noch richtig spannend werden. ANDREA MARTENS FP » Nach dem erfolgreichen Closing haben wir bis Januar 2020 unser Portfolio schnell aufgebaut. « Torben Ronberg, Muzinich MARKT & STRATEGIE ELTIFs 148 fondsprofessionell.de 4/2020 FOTO: © MUZINICH & CO.

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