FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2020
die Emissionskosten amortisieren.Mit zehn Millionen Euro lohnt sich kein AIF. Die einfache Struktur einer Schuldverschrei- bung kommt dem Vertrieb entgegen, und wir tun uns mit der Möglichkeit, Fremd- kapital zu nutzen, leichter, eine vernünftige Rendite darzustellen. Sie haben für bisher 50 Investments mit einem Volumen fast zwei Milliarden Euro einen anderen Exit gefunden als den Weg zum Insolvenzverwalter wie Ihre ehem- alige Konkurrenz Magellan oder P&R. Was machen Sie anders? Das ist eine Frage, wie realistisch die Planungsannahmen sind. Auch wenn wir unsere Assets gar nicht so lange im Bestand halten wollen, rechnen wir sie bis zu ihrem Ende durch. Denn wir wissen: Wenn wir sie an einen Externen verkaufen wollen, dann wird der genau dieselbe Kalkulation anstellen wie wir. Wenn für den Verkauf aber ein Mondpreis aufgerufen werden muss, um die Gewinnschwelle zu errei- chen, dann wird keine Transaktion statt- finden. Es muss sich immer auch für den anderen rechnen. Mit einer „Wünsch dir was“-Kalkulation wird man scheitern. Eine wesentliche Erkenntnis, die sich daraus ziehen lässt: Um im Markt bestehen zu können, kommt es auf sehr schlanke Vor- abkosten an. Am Rande der Insolvenzen von Magellan und P&R waren generelle Zweifel an den Eigentumsverhältnissen bei Container- direktinvestments aufgekommen. Welchen Anteil hatten diese Zweifel bei Ihrer Ent- scheidung für eine davon unabhängige Struktur? Gar keinen! Uns hat allein das Thema Fremdfinanzierung dazu bewogen, diese Struktur zu wählen. Aus meiner Sicht war auch bei der Insolvenz der P&R das The- ma Fremdfinanzierung relevanter als die Eigentumsfrage. P&R hat nämlich jahr- zehntelang ein Modell betrieben, das man ohne Fremdkapital eigentlich gar nicht betreiben kann. Die Renditen, die P&R ausgewiesen hat, waren schon seit vielen Jahren ungehebelt gar nicht möglich. Als wir noch Direktinvestments aufgelegt haben, hat die prekäre Eigentumsfrage bei uns allerdings dazu geführt, dass wir aus- schließlich neue Container eingebracht haben.Denn alte Container werden ja fort- laufend auch in den Zweitmarkt abgege- ben, und man müsste jedes Mal mit dem Anleger in Kontakt treten und ihm ein neues Zertifikat ausstellen. P&R-Insolvenzverwalter Michael Jaffé hat angekündigt, mit den Containern, die tat- sächlich vorhanden waren, eine Milliarde Euro zu erlösen. Schafft er das? Um das genau zu beurteilen, liegen mir viel zu wenig Daten vor. Aber ich vermute, dass er das schaffen wird, weil der Markt floriert und weiterhin florieren wird. Viel interessanter ist aber doch die Frage, ob es im Sinne der Anleger ist, die Verwertung der Container noch so lange aufzuschie- ben. Man kann nicht jederzeit große Containerbestände verkaufen, irgendwann sind sie einfach zu alt. Kriegen Sie selbst keine sinnvolle Bankfinanzierung mehr, bekommt sie auch ein eventueller Käufer nicht, und sie müssen das bis zum bitteren Ende weiterlaufen lassen. Nicht zuletzt deswegen haben wir uns bei unserem neuen Investment für eine sehr kurze Lauf- zeit entschieden. Vielen Dank für das Gespräch! TILMAN WELTHER FP KURZ-VITA: Marc Nagel Marc Nagel hat Umwelt- und Wirtschaftswissenschaften studiert. Neben dem Studium führte er bereits eine eigene Firma für Vertriebs- und Marketingberatung. 2003 stieg Nagel bei einem Emissionshaus für erneuerbare Energien in die Fondsbranche ein. 2004 kam er als Vertriebsleiter zu Buss Capital. Dort wurde er 2005 zum Prokuristen und 2006 zum Geschäftsführer berufen. Seit ihrer Gründung ist er auch Geschäftsführer der Buss Capital Invest. » Wenn wir an einen Externen verkaufen, dann wird der genau dieselbe Kalkulation anstellen wie wir. « Marc Nagel, Buss Capital Invest SACHWERTE Marc Nagel | Buss Capital FOTO: © JOST FINK 184 fondsprofessionell.de 4/2020
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