FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2020

kunft wird darin bestehen, das hinter sei- nem Bewertungsverfahren stehende Modell zu verstehen und die Aussagekraft der Ergebnisse einschätzen zu können“, sagt Monika Preithner, Geschäftsführerin des Immobilienbewertungsunternehmens LB Immowert. Eine ernst zu nehmende Gefahr bestün- de nämlich darin, ergänzt die Gutachterin, „dass Daten unterschiedlicher Kategorien vermischt werden und einen vergleichs- weise großen Einfluss auf das Ergebnis nehmen“. Neue Anwendungen Mögliche Anwendungen von KI in der Immobilienwirtschaft gehen jedoch weit über Fragen der Objektbewertung hinaus. Sie halten zum Beispiel gerade in der Pro- jektentwicklung Einzug. Für ein Neubau- projekt im schweizerischen Neuenhof im Kanton Aargau hat das Architekturbüro Honegger Viola mit Pricehubble und dem „Proptech“ Archilyse zusammengearbeitet. Archilyse hat mittels Simulationen der Gebäude, die zum Beispiel unterschied- liche Sonnenstände, alternative Grundrisse und beliebige Gebäudeausrichtungen ver- anschaulichen, Faktoren isoliert, die Ein- fluss auf Qualität und Preis der Immobilie haben. Auf dieser Basis hat Pricehubble verschiedene Szenarien und Mietpotenziale berechnet. Ausgangspunkt für eine dieser Simula- tionen war beispielsweise die Erkenntnis, dass es im Hinblick auf die erzielbare Miete einen großen Unterschied macht, ob der Blick vom Balkon einer Wohnung ins Grüne geht oder aufs gegenüberliegende Gebäude. Balkonfläche bringt zudem höhere Baukosten mit sich und geht nur zur Hälfte in die Berechnung vermietbarer Fläche ein. Mit den Tools von Pricehubble ließ sich der abnehmende Grenznutzen größerer Balkonfläche quantifizieren – und es ergab sich: Etwas kleinere Balkone boten dieselbe Lebensqualität, etwa was Sonnen- einstrahlung und Platzerfordernis betrifft, reduzieren aber die Baukosten. Return steigern Am Ende der Auswertung standen eine neue Aufteilung von Wohnungsgrößen, weitgehend veränderte Grundrisse und eine asymmetrische Ausrichtung der Wohnblöcke (siehe Illustration links). „Auch wenn es sich dabei grundsätzlich nicht um neue Erkenntnisse handelt, kön- nen wir doch erstmals quantifizieren, wie sich zum Beispiel die Aussicht aus einer Wohnung auf das erzielbare Marktmiet- preisniveau auswirkt“, kommentiert Crain. „Damit erhöhen wir die Sicherheit im planerischen Umgang, weil wir die Er- kenntnisse mit der Auswertung einer gro- ßen Datenbasis untermauern.“Pricehubble zufolge konnte der berechnete Return on Investment dieses Projekts dadurch um rund fünf Prozent gesteigert werden. TILMAN WELTHER FP Christian Crain, Pricehubble: „Wir können quanti- fizieren, wie sich die Aussicht aus einer Wohnung auf das erzielbare Marktmietpreisniveau auswirkt.“ Juri Ostaschov, PREA: „Künstliche Intelligenz kann der Immobilienwirtschaft Sicherheit inmitten der Unsicherheit geben.“ Umplanen mit künstlicher Intelligenz Vorher  Nachher Eine Projektentwicklung vor und nach dem Einsatz künstlicher Intelligenz: Mittels Simulationen wurden unterschiedliche Sonnenstände, alternative Grundrisse und diverse Gebäudeausrichtungen ausprobiert sowie ihr Einfluss auf Qualität und Preis der Immobilien berechnet. Quelle:HoneggerViolaArchitekten SACHWERTE Immobilien 206 fondsprofessionell.de 4/2020 FOTO: © PRICEHUBBLE, PREA

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