FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2020

Sowohl Maklerpools als auch -ver- bünde agieren als Einkaufsgemein- schaften. Sie eint mehr, als sie trennt. So wie im Fechtkampf: Auf der Bahn sind die Duellanten Gegner, in erster Linie aber sind sie Sportler. Duell der Dienstleister Maklerpool- oder -verbund – welches Modell ist besser? Darüber wird in der Branche mitunter kontrovers diskutiert. Bei näherer Betrachtung zeigt sich: So groß sind die Unterschiede gar nicht. J e nach Sparte wickeln unabhängige Versicherungsvermittler 50 bis 60 Pro- zent ihres Geschäfts über Pools ab, zeigen aktuelle Erhebungen. KeinWunder: In Zei- ten umfassender Regulierung wächst der Aufwand für den Einzelmakler enorm. Rund 90 Prozent der freien Vermittler kooperieren daher mit Pools. Jeweils zwölf Prozent haben sich zudem oder ausschließ- lich einem Maklerverbund oder einer Servicegesellschaft angeschlossen, geht aus einer Studie des Analyse- und Beratungs- hauses Brunotte Konzept hervor. Die Studie erläutert auch die Unterschie- de: Maklerpools reichen das Geschäft ihrer Partner bei den Versicherern ein und erhal- ten imGegenzug eine höhere Courtage als Einzelmakler. Aus dieser Differenz bestrei- ten sie meist ihren Geschäftsbetrieb. „Der überwiegende Teil der Services ist für Mak- ler kostenlos“, sagt Studienautorin Susanne Brunotte. Verbünde agierten dagegen nach genossenschaftlichen Prinzipien, entstehen auf Initiative von Vermittlern und finanzie- ren ihre Tätigkeit oft über Aufnahme- gebühren und laufende Mitgliedsbeiträge sowie Overhead-Vergütungen, die sie von den Produktgebern einfordern.Wichtigster Unterschied: „Makler behalten ihre Direkt- anbindungen und damit auch direkte Courtageansprüche“, so Brunotte. Doch ist das wirklich noch so? Sind die Unterschiede zwischen beiden Konzepten so groß,wie mitunter behauptet wird? „Die Geschäftsmodelle ähneln sich immer mehr“,meint Lars Widany. Der langjährige Makler leitete früher den Verbund Charta Börse für Versicherungen, heute berät er Versicherer zum Umgang mit Makler- dienstleistern. FONDS professionell wollte es genauer wissen und hat sich bei ausge- wählten Pools und Verbünden umgehört, wo ihrer Meinung nach die wichtigsten Vor- und Nachteile ihres Modells liegen. „Kaum Unterschiede“ Die Antworten fallen überraschend klar aus. „Ich sehe kaumUnterschiede zwischen Pools und Verbünden“, sagt Oliver Pradetto, Geschäftsführer des Versicherungspools Blau direkt. „Beide bündeln die Einkaufs- volumina zu einer Gesamtmenge und han- deln dafür bessere Konditionen beim Pro- duktgeber für den nutzenden Vermittler aus“, bringt es Pradetto auf den Punkt. Die Pools wollten sich nicht von den Verbün- den abgrenzen, die Verbünde aber schon von den Pools, behauptet Pradetto. Es komme beimMakler eben besser an, auch Mitgestalter, Teilhaber oder Mitglied zu sein statt nur Kunde. „Doch das Ganze ist nichts anderes als eine Marketingnummer“, meint er. Andere Pools äußern sich ähnlich. „Wir schließen uns vollumfänglich den Einschätzungen von Blau direkt an“, heißt es bei Marktführer Fonds Finanz. Allerdings findet Pradetto auch anerken- nende Worte für die Konkurrenz: „Verbün- » Von einer funktionie- renden Endkunden-App eines Verbundes habe ich noch nichts gehört. « Sebastian Grabmaier, JDC FONDS & VERSICHERUNG Maklerpool vs. Maklerverbund FOTO: © GORODENKOFF | STOCK.ADOBE.COM 230 fondsprofessionell.de 4/2020

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