FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2020

de wie Vema haben tolle Weiterbildungs- angebote, leistungsfähige Deckungskonzep- te und eine hohe Identifikation ihrer Part- ner“, sagt der Blau-direkt-Chef. Auch über den DEMV lasse sich viel Lobenswertes sagen, etwa die technisch mit einfachsten Mitteln geschaffene Lösung für kleine Maklereinheiten. „Mir ist aber unverständ- lich, warum manche so tun, als seien sie etwas Besseres“,meint Pradetto. „Schaut man sich Kriterien wie Miteigentümerschaft, Mitbestimmung, Gewinnbeteiligung und Direktanbindung näher an, verschwinden die Unterschiede“, stellt der Pool-Chef klar (siehe Kasten nächste Seite). Pro und Contra Die Maklergenossenschaft Vema etwa wird von rund 3.500 Firmen gestützt, die Partner sind. Ein Drittel davon ist zugleich Vema-Mitglied und damit Eigentümer. Als Partner können die Makler kostenlose Dienste und Services erwarten, als Mitei- gentümer Rückvergütungen entsprechend ihremUmsatz. „Wir finanzieren uns aus ei- nem Overhead, den wir von den Versiche- rern auf das Geschäft unserer Partner oben- drauf erhalten“, erklärt Vorstandschef Her- mann Hübner das ungewöhnliche Modell. Hübner sieht zwei wichtige Vorteile sei- nes Verbundes gegenüber einem Pool: Ers- tens stehe die Anschrift des Maklers auf der Police, was ihn legitimiere, vom Versicherer direkt Auskunft zu erhalten. Über einen Pool sei es datenschutzrechtlich grenzwer- tig, wenn der Versicherer einem dort nicht legitimierten Makler Auskunft gebe. Zwei- tens benötige ein Pool oft 20 Prozent der Courtage für seine Dienstleistungen. „Verbünde haben regelmäßig einen gerin- geren Aufwand und können deshalb höhe- re Courtagen darstellen oder Umsatzrück- vergütungen als Genossenschaft gewähren“, betont Hübner. Diese Argumente lassen die Pools nicht gelten. Auch dort sei jede Police auf den einzelnen Makler geschlüsselt. „Der Versi- cherer weiß exakt, von welchem Makler welche Police vermittelt wurde, und gibt dem Makler bei entsprechender Anfrage Auskunft“, stellt Pradetto klar. „Auch bei uns erhält jeder Makler seine eigene Ver- mittlernummer beim Versicherer, wird in der Police als Ansprechpartner genannt und wahrt somit seine Identität gegenüber Kunden und Produktgebern“, ergänzt BCA- Vorstandschef Rolf Schünemann. Ob ein Verbund dank Direktanbindung und Umsatzrückvergütung tatsächlich höhere Courtagen zahlt, ist ebenfalls nicht sicher. „Auch wir reichen bis zu 100 Pro- zent weiter und haben durchgängig höhe- re Courtagesätze als die Vema“, sagt Pradet- to. Allerdings verlangt Blau direkt dafür ei- ne Gebühr vomMakler, während die mei- sten anderen Pools einen Teil der Courtage einbehalten. Pools als Verbünde Die Direktvereinbarungen mancher Ver- bünde hält Pradetto für „unecht“. Soll hei- ßen: Mit der Mitgliedschaft werden alle Versicherer angeschrieben und die Makler an die Vema unterschlüsselt, damit die Ge- nossenschaft den verabredeten Overhead erhält. „Warum die Versicherer sich darauf einlassen, ist für mich nicht nachvollzieh- bar“, sagt Pradetto. Die Vema betont, dass sie regelmäßig echte Courtagezusagen ver- einbart. Übrigens: Versicherer, die sich auf dieses Modell nicht einlassen, werden über den Vema-Pool eingedeckt. Mit Blick auf die Direktanbindungen ist generell festzustellen, dass die Unterschiede verschwimmen. Beim Verbund DEMV etwa läuft ein Teil des Geschäfts über Direktvereinbarungen, ein anderer über Poollösungen von Jung, DMS & Cie. (JDC) und Qualitypool. Andererseits kann der Makler auch bei Fonds Finanz, JDC, Netfonds und Blau direkt wählen, ob er seine Verträge ganz oder teilweise über den Poolbestand laufen lassen möchte oder ob er mit eigenen Nummern – also als Direkt- vereinbarung – bei den Versicherern blei- ben möchte. „Demnach wären alle größe- ren Pools Verbünde“, so Pradetto. Auch für Vema-Chef Hübner ist eine Trennlinie zwischen Pools und Verbünden nicht mehr zeitgemäß – er bezeichnet bei- de als Intermediäre. Es gebe ganz grob zwei Abwicklungsschienen: auf der einen Seite die zentrale Abrechnung über eine Poolver- mittlernummer mit Einbehalt der Cour- tage durch den Pool und meist zentraler Betreuung der Makler, auf der anderen Sei- te eine Courtagezusage an den Makler mit zusätzlicher Overhead-Zahlung an den In- termediär und meist dezentraler Betreuung durch die Maklerbetreuer der Versicherer. „Die meisten Intermediäre bieten beide Wege an, wobei sich die Gewichtung er- heblich unterscheidet“, sagt er. Direkt oder indirekt? Branchenweit verlieren Direktanbindun- gen an Bedeutung. „Versicherer reduzieren ihren Betreuungsaufwand erheblich, wenn sie mit einem Pool zusammenarbeiten, der ihnen als Clearingstelle dient und Daten per Schnittstellen so anliefert, dass sie diese » Ich sehe kaum Unterschiede zwischen Pools und Verbünden. « Oliver Pradetto, Blau direkt FONDS & VERSICHERUNG Maklerpool vs. Maklerverbund FOTO: © THOMAS BERG, VEMA 232 fondsprofessionell.de 4/2020

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