FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2020

Markus Holdenrieder, Kapitalmarktexperte beim IT- und Dienstleistungsunternehmen Fidelity Information Services (FIS). „Wir ha- ben die Möglichkeit, bis zur vierten Nach- kommastelle Bruchstücke eines ETFs zu kaufen“, beschreibt Fabian Scholz,Mitgrün- der und Geschäftsführer von Rubarb, die Praxis heute. Damit sei es möglich, 0,0001 Anteile an einem ETF zu kaufen. „Ein Kunde kann bei uns ab einem Euro inves- tieren. Wir machen es grundsätzlich so, dass alle Sparoptionen jedes Kunden ein- mal pro Woche aufsummiert und dann ge- sammelt vom Referenzkonto eingezogen werden“, so Scholz weiter. Jenseits des Atlantiks sowie des Ärmel- kanals ist das Konzept offensichtlich aufge- gangen. Das US-Fintech Acorn, gegründet 2014, hat immerhin rund fünf Millionen Kunden. Der Mitbewerber Stash soll auf die gleiche Kundenzahl kommen und immerhin 1,8 Milliarden US-Dollar ver- walten. Der Neobroker Robinhood, der Investments ab einem Dollar ermöglicht, zählt mittlerweile 13 Millionen Nutzer. Auch in Großbritannien buhlen gleich mehrere Anbieter um Nutzer, darunter Plum,Wombat und Moneybox. Optimismus Peaks und Rubarb, die jeweils neben dem Aufrunden-Service auch Sparpläne so- wie Einmaleinzahlungen ab einem Euro in ETF-Portfolios von namhaften Investment- häusern bieten, rechnen sich Chancen aus, wie diese Vorbilder durchstarten zu kön- nen. So begründen die Verantwortlichen von Peaks ihr Engagement damit, dass laut aktuellen Studien 30 Prozent der Deut- schen keinerlei Ersparnisse haben. Zugleich würden sich 58 Prozent darum sorgen, im Alter nicht genug Kapital zu haben. Und diejenigen, die Geld zur Seite legen, ver- zichten oft immer noch auf Aktien. Die Fintechs setzen auf ein möglichst einfaches, intuitives Handling. Schließlich beschäftigen sich auch in Deutschland die wenigsten Verbraucher gern mit ihren Finanzen. „Wir wollen jegliche Einstiegs- barriere zum Finanzmarkt eliminieren. Deshalb ist es unser Anliegen, eine App anzubieten, bei der jeder potenzielle Nut- zer zu dem Ergebnis kommt, dass es eigentlich keinen Grund gibt, diese nicht zumindest einmal auszuprobieren“, sagt Scholz. „Natürlich gehören dazu Verfügbar- keit, Verständlichkeit und Einfachheit im Umgang mit der Lösung. Der Preis spielt aber auch ein Rolle.“ Skepsis Experten wie Kruschev und Holden- rieder stimmen den Verantwortlichen der Start-ups zwar zu, dass es für ihre Angebote durchaus Bedarf und entsprechende Ziel- gruppen gibt. „Die niedrigen Zinsen und die Höhenflüge an den Aktienmärkten führen dazu, dass immer mehr Menschen sich nach entsprechenden Investments um- schauen – und das auch für kleinere Beträ- ge“, meint Holdenrieder. Die Erfolgsaus- sichten sehen sie aber eher skeptisch. „Im Gegensatz zu den USA und Großbritan- nien ist der Anteil der Verbraucher, die regelmäßig mit Karte zahlen, wesentlich geringer – auch wenn diese Gruppe im Zuge der Coronakrise gewachsen ist“, meint Kruschev. „Die Frage ist, wie groß die Schnittmenge von Karteninhabern und der Zielgruppe der Anbieter von Mikroin- vestments ist, also Personen mit geringen Ersparnissen oder keinem Interesse an Fi- nanzen.“Denn: Wer kaum Geld habe, zah- le in der Regel auch nicht mit der Karte. Die Mikroinvestment-Start-ups haben zu- dem eine große und etablierte Konkurrenz: Direktbanken, Broker und Robo-Berater, die ETF-Sparpläne mit niedrigen Raten anbieten. Einige Fondsplattformen für den freien Vertrieb ermöglichen ebenfalls gerin- ge Sparraten, sodass auch gewerbliche Ver- mittler potenziellen Kunden entsprechen- Fabian Scholz, Rubarb: „Wir machen es grund- sätzlich so, dass alle Sparoptionen jedes Kunden einmal pro Woche aufsummiert werden.“ Markus Holdenrieder, Fidelity Information Services (FIS): „In der Vergangenheit existierten nur wenige Sparpläne mit niedrigen Raten.“ » Wir wollen das Wertpapiersparen demokratisieren, so wie wir es vor Jahren mit dem Tagesgeld gemacht haben. « Thomas Dwornitzak, ING VERTRIEB & PRAXIS Mikroinvestments FOTO: © RUBARB, FIDELITY INFORMATION SERVICES (FIS) 310 fondsprofessionell.de 4/2020

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