FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2020

aber bleiben bei dieser Sichtweise – da sind sich die meisten Beobachter nahezu einig – die mittelgroßen Asset Manager mit eini- gen hundert Milliarden Euro unter Verwal- tung. Zwischending Ähnlich sieht das Philippe Couvrecelle, CEO der französischen IM Global Partner. Der Franzose ist seit gut 30 Jahren in der Branche aktiv, hat rund zwei Jahrzehnte für Natixis gearbeitet und stand fünf Jahre lang als CEO an der Spitze von Edmond de Rothschild Asset Management. Im Jahr 2013 zog er sich zurück, um eine lang ge- hegte Idee umzusetzen. Denn er war der Ansicht, es müsse noch einen dritten Weg geben, über den sich auch ein mittelständi- scher Fondsanbieter zwischen den irgend- wann übrig gebliebenen Fondsriesen und den Boutiquen behaupten kann. Im Jahr 2013 gründete er deshalb das heutige Vertriebs- und Asset-Management- Netzwerk IM Global Partner. Das dafür notwendige Kapital warb er bei den drei Gründungsgesellschaftern ein, den beiden Fondsgesellschaften Amundi und Eurazeo sowie dem Venture-Capital-Haus La Mai- son. Seine Idee: eine Plattform, die einer Gruppe von ausgesuchten Fondsboutiquen mit einem ausgewiesen guten Performance- Track-Record den Zugang zu größeren Vertriebseinheiten, aber auch institutio- nellen Investoren eröffnet. Denn ihm war klar, dass es vor allem die Vertriebskapazi- täten sind, an denen es gerade in kleineren Häusern fehlt. Sein Plan war, ausgesuchte Fondsmana- gementspezialisten über Minderheitsbe- teiligungen an das IM-Global-Partner-Netz- werk anzubinden, um sie mit einem Team von insgesamt 17 Vertriebsexperten in Europa und den USA zu unterstützen. „In einer solchen Partnerschaft braucht man zwar eine gewisse Einflussmöglichkeit, aber man darf nicht versuchen, die komplette Kontrolle anzustreben, denn Kontrolle ist in dem Fall tödlich“, so Couvrecelle. Seine Logik dahinter: Viele der Talente in unab- hängigen Fondsboutiquen hätten sich gerade deshalb zur Gründung eines eige- nen Unternehmens entschlossen, weil sie unabhängig arbeiten wollen, um so ihr Talent wirklich ausspielen zu können. „Deshalb werden wir nie versuchen, die Mehrheit an einer Gesellschaft zu überneh- men“, so Couvrecelle. „Denn damit bekä- me man zwar einen größeren Anteil an den verwalteten Assets, man würde aber das Talent verlieren, weil sich der entspre- chende Fondsmanager früher oder später verabschieden würde.“ Fündig geworden in den USA Auf seiner Talentsuche fündig geworden ist Couvrecelle vor allem in den USA, denn fünf der bisher an das Netzwerk angebun- denen Partner haben ihren Sitz auf der anderen Seite des großen Teichs. Nur die jüngste Akquisition namens Zadig Asset Management residiert in London. Die bis- herigen Beteiligungsquoten liegen je nach Gesellschaft zwischen 15 und 45 Prozent (siehe Kasten nächste Seite). In dieser Größenordnung werde man sich auch künftig bewegen, so Couvrecelle, der sich durchaus optimistisch zeigt, sein Netzwerk in den kommenden Jahren deutlich ausbauen zu können. „Ich gehe davon aus, dass wir in den kommenden fünf Jahren von den derzeit verwalteten 18 Milliarden Euro auf ein Volumen von 60 oder 65 Milliarden Euro wachsen kön- nen“, so der Franzose. „Der Markt bietet eine ausreichende Tiefe, um mehr Partner anzubinden und ihnen weiteres Wachs- tum zu ermöglichen, ohne ihre Anlage- philosophie zu gefährden.“Wenn alles so laufe, wie er sich das vorstelle, könnten es in zehn Jahren bereits 25 angeschlossene Philippe Couvrecelle, IM Global Partner: „Wir werden nie versuchen, die Mehrheit an einer Gesellschaft zu übernehmen.“ Übernahme der Oyster-Fondspalette Anfang des Jahres hat das Schweizer Bankhaus Syz seine Luxemburger Oyster-Fondspalette an IM Global Partner verkauft. Die Fonds verwalten ein Vermögen von zwei Milliarden Franken (zirka 1,85 Milliarden Euro). IM Global Partner wird außer in Europa den Vertrieb von Oyster auch in Lateinamerika, in den USA sowie in Asien aus- weiten, während die Syz-Gruppe ihren Privat- kunden umgekehrt eine breitere Palette an Pro- dukten und Dienstleistungen anbieten kann. Die Asset-Management-Tochter von Syz wird weiterhin das Fondsmanagement der Multi- Asset-Produkte und eines Euro-Rentenfonds übernehmen. Bei den meisten der Oyster-Fonds kommt es allerdings zu einem Austausch der Managementverantwortung. Künftig werden die an IM Global Partner bereits angeschlossenen Fondsboutiquen die Geschicke einer Reihe von Oyster-Fonds lenken. Den jüngsten Wechsel gab es beim Oyster Glo- bal Equity Income Fund, der künftig Oyster US Value Fund heißen wird und von Scharf Invest- ments gemanagt wird. Das US-Haus, einer der Netzwerkpartner von IM Global Partner, verfügt über eine außergewöhnliche Erfolgsbilanz durch seine Fähigkeit, Qualitäts- und Bewertungskri- terien in einem auf mittelfristigen Kapitalschutz ausgerichteten Ansatz zu kombinieren. VERTRIEB & PRAXIS IM Global Partner FOTO: © IM GLOBAL PARTNER 322 fondsprofessionell.de 4/2020

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