FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2020

wäre es bei uns nicht vorstellbar, dass unsere Zentrale nach einem Geschäftsjahr, in dem vielleicht zwei Milliarden Euro an Mittelzuflüssen eingeworben wurden, kur- zerhand ein Volumen von drei Milliarden Euro für das Folgejahr vorgibt. Ihr Unternehmen führt regelmäßig Studien zum Verhalten und zu den Erwartungen von Anlegern durch. Was sind wesentliche Erkenntnisse, die Sie daraus gewinnen? Nareike: Im Rahmen der Untersuchung namens Global Investors Study wurden 32.000 Anleger weltweit befragt. Erstaun- lich aus meiner Perspektive war dabei, dass die Renditeerwartungen der Anleger mit durchschnittlich acht Prozent jährlich immer noch enorm hoch sind. In Zeiten von Minuszinsen beim Tagesgeld, einer Abschwächung der Wirtschaft und einer schwelenden Corona-Pandemie ist das, salopp ausgedrückt, eine sportliche Erwar- tung. Überrascht hat mich auch, wie viele Anleger Bedarf an Beratung in Bezug auf ESG-Investments signalisiert haben. Warum überrascht Sie das? Das Thema ESG ist doch aktuell in aller Munde. Nareike: Dass 50 Prozent der befragten Anleger einen solchen Bedarf angemeldet haben, war für mich dann doch verwun- derlich.Denn vor zwei oder drei Jahren hat das Thema ESG laut den Absatzstatistiken des BVI noch kaum eine Rolle gespielt. Sind Sie etwa nicht vorbereitet auf einemit Sicherheit steigende Nachfrage nach ESG- Anlagemöglichkeiten? Küssner: Wir hätten sicher einiges falsch ge- macht, wenn wir darauf nicht vorbereitet wären. Wir haben bereits vor rund zwei Jahren begonnen, das Thema Nachhaltig- keit sowohl in unsere Produktentwicklung als auch in die Vorbereitung unserer Mar- ketingaktivitäten aufzunehmen.Dieses The- ma läuft schon seit Langem unter Priorität eins. Und es gibt eine ganz klare Aussage unseres CEO Peter Harrison, wonach unse- re Assets am 31. Dezember dieses Jahres zu 100 Prozent ESG-konform sein werden. Daran arbeiten wir mit Hochdruck, und uns fehlt nicht mehr viel zur Umsetzung. Fürchten Sie dabei nicht die Konkurrenz von immer stärker aufkommenden Nach- haltigkeits-ETFs mit geringeren Kosten? Küssner: Wir bieten zwar selbst keine ETFs an, unsere Lösungsangebote im institutio- nellen Geschäft ergänzen wir aber durch- aus mit passiven Produkten an Stellen, wo wir das als opportun erachten. In Bezug auf das ESG-Thema kann ich mir aller- dings nicht vorstellen, dass sich eine ent- sprechend ambitionierte ESG-Strategie mit einem passiv gemanagten Instrument sinn- voll umsetzen lassen würde. Wird damit ESG zu so etwas wie einem Rettungsanker für aktive Manager? Küssner: Der Begriff Rettungsanker scheint mir dann doch etwas übertrieben. Denn auch das aktive Management hat sich ange- sichts der zunehmenden Konkurrenz durch ETFs weiterentwickelt. Die Zeit der sogenannten Indexschmuser ist jedenfalls aus meiner Sicht vorbei. Für unser Haus kann ich sagen, dass wir auch künftig ein nachprüfbar aktiver Manager bleiben wer- den. Einen ETF oder einen passiven Index- fonds wird Schroders jedenfalls auch in Zukunft nicht anbieten. Vielen Dank für das Gespräch. HANS HEUSER FP KURZ-VITA: Achim Küssner Achim Küssner arbeitet bereits seit 2007 für Schroders. Als Geschäftsführer zeichnet er für das Geschäft in Deutschland und Österreich sowie in der CCEMED-Region verantwortlich. KURZ-VITA: Joachim Nareike Joachim Nareike stieß im Jahr 2007 zu Schroders. Seither ist er bei der Investmentgesellschaft für den Publikumsfonds- vertrieb in Deutschland und Österreich verantwortlich. » Einen ETF oder einen passiven Indexfonds wird Schroders auch in Zukunft nicht anbieten. « Achim Küssner, Schroders VERTRIEB & PRAXIS Achim Küssner + Joachim Nareike | Schroders FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH 334 fondsprofessionell.de 4/2020

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