FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2020
gehe bei der Iqam-Übernahme rein um das Know-how. Spängler Iqam betreibt im eigenen „Research Center“ ebenso univer- sitäre (Grundlagen-)Forschung wie die Deka in ihrem Analysezentrum IQ-Kap. Beide Einheiten sollen nun kooperieren. Krise des Sektors Die Aufgabe, Quant-Strategien voranzu- bringen, ist nicht einfach, denn derartige Ansätze weisen immer wieder grobe Schwächen auf. Unlängst gipfelte eine Reihe kritischer Meldungen darin, dass die Nachrichtenagentur Bloomberg eine „exis- tenzielle Krise in der Welt der systemati- schen Manager“ ausrief. Zum Beispiel straucheln seit Jahren Quant-Strategien, die auf den Faktor Value setzen, die also regel- basiert unterbewertete Aktien kaufen. Auch in diesem Jahr lief Value wieder schlechter als der Markt, ebenso der Faktor „Small Size“, zeigte kürzlich eine Invesco-Studie. Sogar langgediente Anhänger melden mittlerweile Zweifel an. Im Oktober ver- öffentlichte Inigo Fraser Jenkins, einer der wichtigsten Quant-Analysten der Wall Street, eine wütende Schelte gegen die eige- ne Industrie: Strategien, die auf dem Papier gut aussehen, würden real meist scheitern, weil die angewandten Methoden nicht mit den Veränderungen der Weltwirtschaft klar- kommen, so der Experte von Sanford C. Bernstein. Faktormanager agieren häufig auf Basis von „Backtesting“, sie allokieren ihr Vermögen also nach his- torisch erfolgreichen Mustern. Das wurde Value-Strategien dieses Jahr wie- der mal zum Verhängnis: Die corona- bedingte Homeoffice-Welle ließ die bereits teuren Technologieaktien wei- ter boomen. Viele Quants hingegen wetteten eifrig auf günstige Value-Titel – schließlich besagt die Vergangenheit, dass billigen Aktien eine Outperfor- mance bevorsteht.Wenn sich die Bran- che auf solche Methoden verlassen müsse, „will ich kein Quant mehr sein“, schloss Jenkins seine Rüge. Deka-Investment-Chef Neugebauer weist eine etwaige Krise der Branche zurück. Den Rücksetzer imMärz habe man in den eigenen Fonds „hervorragend“ abgefedert, sagt er. Besonders Balanced-Mandate lägen im laufenden Jahr „durchwegs im oberen Bereich ihrer jeweiligen Peergroup“. Allerdings fällt Außenstehenden die Überprüfung dieser Aussage schwer, denn die Quant- oder Faktor-Fonds der Deka lassen sich nicht dem Namen nach iden- tifizieren. Die Deka nannte der Redaktion eine Auswahl von einem guten Dutzend Fonds, die im März ihre Vergleichsgruppe schlugen. Aber auch Gegenbeispiele lassen sich finden. Nachfragen brachten keinen Aufschluss, ein breiteres Performancebild lieferte die Deka nicht. Jedenfalls muss das neue, gebündelte Research der beiden Unternehmen durch- aus auch Falten ausbügeln, die während der Corona-Pandemie aufgeworfen wur- den, wie Iqam-Chef Ploner eingesteht. „Nowcasting“ etwa, bei dem via Machine- Learning Anlageentscheidungen aufgrund volkswirtschaftlicher Daten getroffen wer- den, habe vor der Krise gut funktioniert, wurde aber vom Pandemie-Schock kom- plett überwältigt. Solche Modelle müssten überarbeitet werden. Besonderes Augen- merk gelte künftig außerdem der Frage, wie Faktor-Investing oder Machine Lear- ning mit Nachhaltigkeit kombiniert wer- den können, so Ploner. „Prüfen Synergien“ Organisatorisch dürfte sich durch die Übernahme in einem ersten Schritt nicht viel ändern. Die Fondsgesellschaft in Öster- reich bleibt bestehen; der Firmenname lau- tet Iqam Invest, nur das „Spängler“ fällt weg. „Alles bleibt bis auf Weiteres, wie es ist“, sagt Ploner. Deka-Invest- ment-Sprecher Neugebauer ergänzt al- lerdings: „Natürlich prüfen wir auch Synergien.“Es dürfte darauf hinauslau- fen, dass den österreichischen Investo- ren bei Spezialfonds die Iqam-Exper- ten erhalten bleiben. Bei Publikums- fonds wird es aber einen Wettbewerb mit den Deka-Kollegen geben. Das Frankfurter Iqam-Büro wird geschlos- sen. Die Deka wiederum macht auf dem Austro-Markt einen Sprung: Aktuell betreut sie nur 118 Millionen Euro von österreichischen Investoren. EDITH HUMENBERGER-LACKNER FP Spängler Iqam Invest Spängler Iqam Invest nehme beim Faktor Investing „mit der Entwicklung eigener Modelle eine wichtige Rolle ein“, begründet Deka die Übernahme. 1988 als Tochterfirma der Privatbank Spängler in Salzburg gegründet, wurde daraus vor rund zehn Jahren die Spängler Iqam Invest GmbH. Aktuell hält das Bankhaus Spängler noch 44,23 Prozent der Anteile, die Iqam Partner GmbH 25,5 Prozent, die Wüstenrot Versicherungs-AG 25,01 Prozent und die Ärztekammer Salzburg 5,26 Prozent. 60 Mitarbeiter betreuen rund 100 Publikums- und Spezialfonds, Ende 2019 lag das verwaltete Vermögen bei etwa sieben Mil- liarden Euro. Zwei Drittel davon entfallen auf institutionel- le Kunden, es gibt aber auch einen Wholesale-Vertrieb. Größter Kunde ist die Privatbank Spängler. » Alles bleibt bis auf Weiteres, wie es ist. « Markus Ploner, Spängler Iqam Invest VERTRIEB & PRAXIS Deka + Iqam FOTO: © GÜNTER MENZL 338 fondsprofessionell.de 4/2020
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