FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2020

Eingefrorenes Vermögen Neue Instrumente sollen Fondsmanagern helfen, Liquiditäts- engpässe zu überwinden. Die Folgen der Börsenwirren stellen die Werkzeuge überraschend schnell auf die Probe. W asser neigt stets dazu, im Fluss zu sein. Doch wenn es im Winter zu Eis gefriert, stockt der Strom. Auch Publi- kumsfonds warten mit einer steten Liquidität auf – eigentlich. Infolge der Coronakrise und des Kursverfalls an den Finanzmärkten im Frühjahr frie- ren jedoch immer mehr Publikums- fonds ihr Vermögen ein. Anleger kön- nen ihr Geld nicht mehr abziehen. Ge- nau für diesen Fall hatten die Regulie- rer neue Instrumente zur Liquiditäts- steuerung ersonnen. Die Börsen-Eiszeit bringt nun die ersten Anwendungsfälle hervor. An ihnen wird sich offenbaren, ob die Instrumente die ge- wünschte Wirkung entfalten. Der Corona-Crash zeigte in der Fondswelt erst mit Verzö- gerung sämtliche Folgen. Die Zahl der Portfolios, welche die Ausgabe und Rücknahme von Anteilen aussetzten, erreichte ein halbes Jahr nach dem Kurseinbruch ihren Höhe- punkt. So kommen per Ende September bei 120 europäi- schen Publikumsfonds die An- leger nicht mehr an ihr Geld. Dies ist ein deutlicher Sprung gegenüber dem März, als nur 76 Fonds eingefroren waren. Dies zeigen Daten der Rating- gesellschaft Fitch, die FONDS professionell vorliegen. Demnach hing zuletzt ein Vermögen in Höhe von 64 Milliarden US-Dollar in ge- sperrten Fonds fest. In der heißen Phase im Frühjahr waren der damaligen Fitch-Aus- wertung zufolge 40 Milliarden Dollar ein- gefroren. „Der Grund für die Aussetzung des Anteilshandels ist meist die Bewertung der in den Portfolios enthaltenen Vermö- genswerte“, sagt Fitch-Analyst Alastair Sewell. Der rapide Kursverfall hatte die Preisfindung für zahlreiche Wertpapiere erschwert oder unmöglich gemacht. „Vor dem Jahr 2020 waren überwiegend Mit- telabzüge der Auslöser von Rücknah- mebeschränkungen“, berichtet Sewell. Unterschiedliche Spielräume Grundsätzlich steht den Fondsgesell- schaften eine breite Palette an Werkzeu- gen zur Verfügung, um Liquiditäts- engpässe zu bewältigen. „Solche Instru- mente sind in Europa sehr unterschied- lich verbreitet. Ihr Einsatz hängt letzt- lich vom jeweiligen Land ab“, schränkt der Analyst ein. Dies führt zu einigen Auffälligkeiten. So ha- ben der Fitch-Auswertung zu- folge vor allem Asset Manager mit Sitz in Dänemark ihre Portfolios zugesperrt (siehe Grafik links). Ursache sei vor allem, dass die Portfoliolenker dort über geringere Spielräume verfügen, die Liquiditätslage zu verbessern, erläutert Sewell. Ihnen bleibt daher nur der ultimative Schritt: den Anteils- handel aussetzen. Beim Blick auf das von Schließungen betroffene Fondsvolumen rangiert wie- derum mit großem Abstand Großbritannien als Domizil an der Spitze der Liste (siehe Gra- Pforten dicht Zahl der Publikumsfonds mit ausgesetzter Anteilsrückgabe nach Sitz des Fondsmanagers In Dänemark, Großbritannien und Schweden beheimatete Asset Manager mussten viele Fonds zusperren. Quelle:FitchRatings |Stand:September2020 0 10 20 30 40 50 60 Norwegen Frankreich Finnland Schweden Groß- britannien Dänemark März 2020 September 2020 Zahl der Publikumsfonds 15 33 53 60 5 22 1 1 1 1 1 1 VERTRIEB & PRAXIS Fondsliquidität FOTO: © FOTOMEK | STOCK.ADOBE.COM 342 fondsprofessionell.de 4/2020

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