FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2020

fik „Wo das Geld gestrandet ist“). Auf der Insel sind es vor allem Immobilienfonds, die ihre Tore schließen. Dies ist nach 2008 und 2016 das dritte Mal, dass britische Grundbesitzvehikel in Schieflage geraten. Weiterhin betroffen sind große Vermögen in den Domizilen Schweden und Luxem- burg. Als Heimat vieler Publikumsfonds überrascht es nicht, dass das Großherzog- tum hier auftaucht. Prominenter Fall Ein prominenter Fall katapultierte wie- derum Frankreich auf die Liste: H2O Asset Management. Die zum französischen Boutiquendach Natixis Investment Mana- gers zählende Gesellschaft war bereits vor einem Jahr mit Engagements in illiquide Anleihen aufgefallen, die dem Umfeld des schillernden deutschen Finanziers Lars Windhorst zuzurechnen sind. Anleger hat- ten damals Milliarden aus den H2O-Fonds abgezogen. Dann kam die Coronakrise. Für zahlreiche Papiere konnte das in Lon- don sitzende Team um Frontmann und Gründer Bruno Crastes keine Marktpreise ermitteln. ImZuge der Blitz-Baisse verloren die H2O-Fonds zum Teil deutlich an Wert. Sie taten sich danach schwer, die Einbußen wieder aufzuholen. Zudem wurde bekannt, dass der im vergangenen Jahr von Crastes verkündete Teilverkauf der Wind- horst-Papiere letztlich nie abgeschlos- sen wurde. Stattdessen lagerte H2O die Titel über sogenannte „Buy and sell back“-Geschäfte aus, um die Obergrenzen für illiquide Vermö- genswerte in UCITS-Fonds nicht zu verletzen.Hertha-BSC-Mäzen Wind- horst will die Papiere mithilfe von deutschen Investoren zurückkaufen. Doch auch diese Transaktion ver- zögert sich. Die französische Finanz- aufsicht veranlasste in der Folge die Schließung von drei Vehikeln. H2O kam dem Ende August nach und sperrte zudem vier weitere Publi- kumsfonds und einen Spezialfonds zu, die ebenfalls die betroffenen Anleihen halten. Das Einfrieren der insgesamt rund zehn Milliarden Euro schweren Fonds wird zum Präzedenzfall für ein neues Instrument, das die französischen Behörden einführten: die sogenannten „Sidepockets“. Während der Schließungszeit parkte H2O die illiquiden Papiere in diesen „Seitentaschen“. Die liqui- den Vermögenswerte hoben die Manager in neue Vehikel um. Diese „Spiegelfonds“ verfolgen dieselbe Strategie – nur eben ohne die illiquiden Teile. Diese neuen Fonds nahmen am 13. Oktober die Aus- gabe und Rücknahme von Anteilen auf. Die Seitentaschen bleiben dagegen ge- schlossen und sollen Zug um Zug liqui- diert werden. H2O-Kunden erhielten im Zuge des Umbaus sowohl Anteile der Spiegelfonds mit den liquiden Papieren als auch Anteile der Seitentaschen-Vehikel mit den illiquiden Werten. Reaktion testen Die liquiden Vehikel verwalten nach Abschluss der Aufteilung H2O zufolge ein Volumen von 8,3 Milliarden Euro. In den ersten drei Tagen nach der Öffnung zogen Anleger unterm Strich 430 Millionen Euro ab. Die Boutique feierte die Hunderten Millionen Euro an Mittelabflüssen dennoch als Erfolg. „Dies ist ein Beweis für die großartigen Partner- schaften, die H2O im Lauf der Jahre mit unseren Investoren aufgebaut hat“, heißt es in einem Schreiben von Crastes an die Anleger. „Wir bekräftigen unser Engagement, die Spiegelfonds im Interesse der Kun- den aktiv zu verwalten.“Wie sich die Mittelabzüge seither entwickelten, veröffentlichte H2O bis Redaktions- schluss nicht. „H2O ist der Testfall, ob der recht- liche Rahmen des Sidepocketing funktioniert“, sagt Fitch-Analyst Se- well. „Noch wichtiger ist: Hier zeigt sich, wie Investoren auf die Side- pocketing-Regeln reagieren.“ Dies lässt sich noch nicht abschließend Wo das Geld gestrandet ist Volumenanteil der Publikumsfonds mit ausgesetzter Anteilsrückgabe nach Domizil Nach Domizil und Volumen gesehen sind vor allem britische Fonds betroffen. Quelle:FitchRatings |Stand:September2020 Dänemark 1,0 % + + Finnland, Irland & Norwegen 0,6 % Schweden 14,7 % Luxemburg 12,4 % Großbritannien 54,5 % Frankreich 16,8 % » Wir bekräftigen unser Engagement, die Spiegelfonds im Interesse der Kunden aktiv zu verwalten. « Bruno Crastes, H2O Asset Management VERTRIEB & PRAXIS Fondsliquidität FOTO: © H2O ASSET MANAGEMENT 344 fondsprofessionell.de 4/2020

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