FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2020

Themenfonds sind an sich zwar keine Neuheit, erfuhren aber regen Zulauf. Die Ratinggesellschaft Morningstar wiederum hatte vor unerwünschten Nebenwirkun- gen von Themeninvestments gewarnt. Al- lein aus Sortierungssicht sind Themen- fonds knifflig. Denn es eröffnen sich viele Wege, ein Thema wie Wasser, Infrastruktur oder Demografie aufzugreifen. Aus einem bloßen Blick ins Portfolio lässt sich da längst nicht immer eine ein- deutige Themenzuordnung ableiten. Die EFAMA um- schifft die Problematik, indem bei Themenfonds die Eintei- lung auf Basis der Angaben der Fondsanbieter erfolgt. Normalerweise läuft die Sor- tierung anders ab. Die Asset Manager melden die Aufstel- lung ihrer Portfolios an einen neutralen Verwalter der euro- päischen Systematik, der die Fonds dann entsprechend der Regeln rubriziert. Diese Aufga- be wurde dem dänischen Da- tenhaus Fundconnect übertra- gen. Die Analysten überprüfen quartalsweise die Einsortierung. „Die Ein- stufung eines Fonds kann sich also ändern, wenn das Portfolio einmal anders zusam- mengesetzt ist“, erläutert Tilley. „Im Dialog mit dem Anbieter versuchen wir jedoch, kurzzeitige Änderungen zu vermeiden.“ Grenzenloser Vertrieb Das europäische Schema geht auf eine Initiative der Branche zurück. „Eine Reihe von Londoner Asset Managern rief vor vielen Jahren die paneuropäische Klassi- fizierung ins Leben“, berichtet Bernard Delbecque, Leiter der EFAMA-Research- abteilung. „Der Anstoß war, Fonds über Grenzen hinweg möglichst effizient ver- treiben zu können.“Den Anbieter erschien es umständlich, ihre Fonds bei jedem Datenanbieter einzeln eingruppieren zu lassen. Schließlich übertrugen die Gründer das System an die Lobbyvereinigung. „Der Vorteil unserer Klassifizierung ist, dass wir sie kostenlos anbieten und sie zu- dem europaweit einsetzbar ist“, sagt Del- becque. „Das Ziel ist, eine breite Ab- deckung sowohl für grenzüberschreitende wie auch nationale Fonds aufzubauen, da beide Varianten in den jeweiligen lokalen Märkten im Wettbewerb stehen.“ Die För- derung eines europäischen Sortierungs- schemas stehe im Einklang mit dem Ziel der EFAMA, einen einheitlichen Binnen- markt für Fonds zu entwickeln. Der Branchenverband verweist auf einen weiteren Vorteil, zumindest aus Sicht der Fondshäuser. „Die großen Datenanbieter führen zwar ebenfalls Klassifizierungen“, er- läutert Tilley. Dort hätten die Asset Mana- ger allerdings weder ein Mitspracherecht über den Aufbau der Klassifizierung, noch darüber, wie ihre Fonds letzt- endlich eingestuft werden. „Das ist bei der EFAMA-Klassi- fizierung anders“, so der Exper- te. „Die Anbieter haben hier ein Mitspracherecht. Aber der Verwalter ist unabhängig und stellt sicher, dass die Definitio- nen eingehalten werden.“ Der- zeit lassen über 500 Anbieter ihre Fonds einteilen. Lediglich die indikative Sortierung er- folgt ohne Beteiligung der Asset Manager. So entscheidet am Ende der Sortierer und nicht der Obstbauer, in wel- chem Korb ein Apfel landet. SEBASTIAN ERTINGER FP Thomas Tilley, EFAMA: „Diese Einteilung wird atmen. Wir werden regelmäßig die Klassifizierung überprüfen und Themen ergänzen oder streichen.“ Bernard Delbecque, EFAMA: „Der Vorteil unserer Klassifizierung ist, dass wir sie kostenlos anbieten und sie zudem europaweit einsetzbar ist.“ Europäische Klassen Das europäische Schema EFC erfasst mehr als 5.500 Fonds verifiziert, weitere 14.500 indikativ. *ARIS:AbsoluteReturn InnovativeStrategies |Quelle:EFAMA,Stand:EndeSeptember2020 2.699 8.992 4.875 3.129 1.747 1.246 115 6.293 Zahl der eingeteilten Fonds 0 2.000 4.000 6.000 8.000 Geldmarkt Sonstige ARIS* Multi-Asset Anleihen Aktien Verifiziert Indikativ VERTRIEB & PRAXIS Fondsklassifizierung FOTO: © EFAMA (2) 360 fondsprofessionell.de 4/2020

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