FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2020

Immer mehr Bankfilialen schließen, die Corona-Pandemie befeuert den Trend (siehe auch FONDS professio- nell 3/2020, Seite 386). Das hinter- lässt auch im Bafin-Register der Anlageberater deutliche Spuren. Heimatlose Berater Banken berichten von einem Boom des Wertpapiergeschäfts – dem Filialabbau zum Trotz. Daten der Bafin zeigen aber, dass die Zahl der Anlageberater seit Jahren sinkt. Wie passt das zusammen? W er wissen möchte, wie es um das Wertpapiergeschäft der Banken in der Breite bestellt ist, wirft am besten einen Blick auf die Ergebnisse von Union Invest- ment und Deka. Beide Anbieter arbeiten exklusiv mit den Genossenschaftsbanken respektive den Sparkassen zusammen und weisen das Retailgeschäft separat aus, was valide Einblicke in das Geschehen an der Filialfront erlaubt – ohne Verzer- rungen aus dem Geschäft mit institutionellen Investoren. Demnach boomt das Ge- schäft, trotz Corona: Die Deka sammelte im ersten Halbjahr 2020 unterm Strich 6,9 Milliar- den Euro bei Privatkunden ein, gut 50 Prozent mehr als im Vor- jahreszeitraum. Bei Union Invest- ment waren es 3,7 Milliarden Euro, fast so viel wie 2019. Beide Anbieter schlossen zudem deut- lich mehr Fondssparpläne ab als im Vorjahr. Fast scheint es so, als seien die Anlage- berater die heimlichen Stars in den Institu- ten: Sie sorgen für satte Provisionserlöse und puffern damit das schrumpfende Zinsergebnis ab, unter dem ihre Arbeit- geber seit Jahren leiden. Goldene Zeiten also für Wertpapierspezialisten, während um sie herum im Rekordtempo Filialen geschlossen werden? Die These klingt plausibel, hält einem Realitäts-Check aber nicht stand. Das zei- gen Zahlen aus dem Mitarbeiter- und Be- schwerderegister der Bafin, in dem die Auf- sicht Anlageberater und Vertriebsbeauftrag- te von Banken und anderen Wertpapier- dienstleistern erfasst. Zwischen Ende 2012, dem Start der Erhebung, und Ende 2019 schrumpfte die Zahl der Berater demnach um 23 Prozent. Die Zahl der Zweigstellen nahm im gleichen Zeitraum um 26,5 Pro- zent ab, lässt sich einer Bundesbank-Sta- tistik entnehmen (siehe Grafik). Für die Bafin ist der Trend eindeutig: „Mit demAbbau der Filialen geht auch die Anlageberatung zurück“, sagt Chan-Jae Yoo, der den Bereich „Operative Aufsicht, Anleger- schutz Privat- und Auslandsban- ken“ leitet, „seit dem Jahr 2014 fällt die Zahl der Anlageberater recht konstant um etwa 1.000 pro Quartal. Das ist schon ein deutlicher Rückgang.“ Klare Signale Eine andere Zahl stützt diese These: Die Zahl der Vertriebsbe- auftragten, die die Anlageberater steuern, sinkt ebenfalls, und zwar Branche auf Schrumpfkurs Entwicklungen im deutschen Bankensektor 2012-2019 Die Zahl der Anlageberater sinkt schneller als die aller Beschäftigten im Kreditgewerbe. Quellen:Bafin,Bundesbank (Bankstellenstatistik),AGVBanken Beschäftigte imKreditgewerbe Zahl der Kreditinstitute Zahl der Anlageberater Zahl der Filialen -26,5 % -23,0 % -16,4 % -13,5 % BANK & FONDS Anlageberater FOTO: © GINA SANDERS | STOCK.ADOBE.COM 376 fondsprofessionell.de 4/2020

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