FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2020

genauso schnell wie die der Berater selbst (siehe Grafik unten). „Unterm Strich bedeutet dies, dass die Banken im Trend weniger personelle Ressourcen in die Anlageberatung stecken“, sagt Yoo. Doch wie passt das mit dem weiterhin guten Fondsabsatz zusammen? Branchen- kenner haben zwei Erklärungen. Zum einen setzen die Banken vermehrt auf spe- zialisierte Einheiten. Sprich: Der Kunden- betreuer in der Filiale kümmert sich nicht mehr wie früher um fast alle Themen, als er mal ein Konto eröffnete, dann einen Fonds vermittelte und später einen Kredit- antrag bearbeitete. Stattdessen verweist er Fondskunden an den Wertpapierspezialis- ten in der Zentrale, der sich ausschließlich um Anlagethemen kümmert. Zum anderen sorgt die Regulierung für einen Trend weg von der Anlageberatung hin zur Vermögensverwaltung (VV). Wer seine Anlageentscheidungen delegiert, verursacht viel weniger Beratungsaufwand. Deshalb wird auch Kunden mit recht geringen Summen immer häufiger eine standardisierte Fonds-VV empfohlen. Einige Banken haben sich sogar kom- plett aus der Anlageberatung zurückgezo- gen,weil sie keine Chance sahen, die Mifid- II-Auflagen mit vertretbarem Aufwand zu erfüllen. Mitunter agieren diese Institute nur noch als Tippgeber für andere Vermö- gensverwalter. So hat die EU-Finanzmarkt- richtlinie auch im Bafin-Register ihre Spu- ren hinterlassen: Allein Anfang 2018, als Mifid II scharfgestellt wurde, meldeten die Banken fast 6.000 Berater bei der Finanz- aufsicht ab – so viele wie in keinem ande- ren Quartal (siehe Grafik unten). Gegen den Trend Auch wenn die Zahl der Berater bran- chenweit rapide sinkt: Einige Institute stemmen sich gegen den Trend. So arbei- ten bei der Frankfurter Sparkasse (Fraspa) mittlerweile etwa 260 Anlageberater – rund 100 mehr als vor einem Jahr. Dafür wurden allerdings keine neuen Mitarbeiter eingestellt, sondern vorhandenes Personal entsprechend geschult. „Wir haben im ver- gangenen Herbst das Ziel formuliert, dass im Privatkundengeschäft alle Berater auch Wertpapierkompetenz haben sollen“, sagt Harald Norbisrath, Leiter des Zentralen Vertriebs der Fraspa. „Der Punkt ist doch klar: Wie sollen die Kunden in diesem Umfeld noch Geld verdienen, wenn nicht mit Investments in Wertpapiere?“ Statt der Anlageberatung nur die Ver- mögensverwaltung zu forcieren, kam für die Fraspa nicht in Frage. „Anleger, die nicht allzu viel Geld mitbringen, sind mit einer Auswahl passender Fonds meist bes- ser bedient“, so Norbisrath. „Und an genau diese Zielgruppe soll sich das Angebot richten. Für vermögendere Kunden haben wir andere Lösungen.“ BERND MIKOSCH FP Weniger Personal an der Kundenfront … Seit dem Hoch Ende 2013 sank die Zahl der Anlageberater um gut 44.000. Das ist ein Minus von gut 27 Prozent. * lautMitarbeiter-undBeschwerderegister |Quelle:Bafin I I I I I I I I 2013 ’12 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 0 50.000 100.000 150.000 200.000 Zahl der Anlageberater* 156.816 117.556 … und am (Vertriebs-)Steuerrad Die Zahl der Vertriebsbeauftragten, die die Anlageberater steuern, ging seit dem Hoch 2013 sogar um 28 Prozent zurück. * lautMitarbeiter-undBeschwerderegister |Quelle:Bafin I I I I I I I I 2013 ’12 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 0 5.000 10.000 15.000 20.000 25.000 30.000 Zahl der Vertriebsbeauftragten* 24.160 18.859 » Mit dem Filialabbau geht auch die Anlage- beratung zurück. « Chan-Jae Yoo, Bafin BANK & FONDS Anlageberater FOTO: © BAFIN 378 fondsprofessionell.de 4/2020

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