FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2020

tigt rund 270 Mitarbeiter, die von 13 loka- len Büros aus derzeit 14 europäische Märk- te betreuen. Im Rahmen der Expansion nach Mitteleuropa eröffnete die Firma im August ein Büro in Düsseldorf. Dort arbei- ten derzeit sechs Mitarbeiter, zwei weitere Neueinstellungen sind noch in diesem Jahr geplant. Zusätzliche Unterstützung bietet die schwedische Zentrale. Genug Arbeit scheint es zu geben: Eine vom Unternehmen gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut Yougov durch- geführte europaweite Befragung unter 290 Führungskräften von Finanzdienstleistern ergab, dass die Institute oft mehr als 100 Millionen Euro für Open Banking ausge- ben (siehe Grafik unten). Da wundert es nicht, dass der Markt heiß umkämpft ist. Die „Neu-Düsseldorfer“ konkurrieren mit zahlreichen Mitbewerbern, etwa mit Nexi/Sia aus Italien oder dem britischen Unternehmen Bottom Line. Dennoch sieht Tink in der DACH-Region große Wachstumschancen. „Wenn alles nach Plan läuft, haben wir nächstes Jahr ein noch deutlich größeres Büro an mehreren Stand- orten mit eigenem Customer Support, Business Management und Marketing“, sagt Deutschlandchef Kalateh. Voraussetzung Damit die Open-Banking- Welle so richtig ins Rollen kommt, gibt es eine wichtige Voraussetzung: Die Bankkun- den müssen bereit sein, ihre Daten an Dritte weiterzuge- ben, so wie es die Regeln der der EU-Zahlungsverkehrsricht- linie PSD 2 vorsehen. Da herrscht aber noch Nachhol- bedarf. „Aktuell nutzen weni- ger als zehn Prozent der Kun- den Open Banking Services“, sagt Andreas Pratz, Partner bei Strategy&, der Strategiebera- tung von PwC. Etwa 20 Pro- zent der Verbraucher seien heute schon offen für Open Banking, wei- tere 30 Prozent lehnten es zumindest nicht ab. „Die aktuelle Zurückhaltung der Ver- braucher schreiben wir vor allem einem Mangel an überzeugenden Anwendungen zu“, erläutert Pratz. Nachdem im letzten Jahr aber „Kinderkrankheiten“ wie unter- schiedliche oder nicht funktionierende Bankschnittstellen weitgehend bereinigt wurden, könne nun der Fokus auf die Anwendungen verlagert werden. „Bei über- zeugenden Angeboten könnte jeder zweite bis dritte Bankkunde für Open Banking gewonnen werden“, meint der Consultant. Mehrwert könne man beispielsweise durch kostenfreie Bankdienstleistungen, Rabatte beim Shopping oder eine automatische Datenzusammenführung für die Steuer- erklärung schaffen. Der PwC-Experte glaubt allerdings nicht, dass sich Open Banking von heute auf morgen bei allen Kunden durchsetzen wird. „Open Banking ist neu, und Verbrau- cher müssen ihr Verhalten ändern und Ver- trauen gewinnen. Das braucht Zeit“, sagt Pratz. Außerdem sei es wichtig, dass ein Grundsortiment an Open-Banking-Anwen- dungen bankübergreifend funktioniere. Es dürfe kein Flickenteppich entstehen, bei dem jeder seine eigenen Anwendungen entwickelt. „Wichtig ist auch, dass Banken durch die Einbindung vertrauenswürdiger Drittdienste in ihr eigenes Angebot ihrer- seits die Nutzungshürde sen- ken und Akzeptanz bei Ver- brauchern schaffen“, meint Pratz. „Das können Dritt- dienstleister allein nur schwer erreichen.“ Chance „Offenes Banking“ bietet nicht nur Newcomern, son- dern auch etablierten Kredit- instituten neue Möglichkeiten. „Open Banking sichert die Zu- kunftsfähigkeit von Banken“, ist Kalateh überzeugt. „Die große Gefahr für Banken ist die im- mer stärkere Entkopplung von der Kundenschnittstelle durch Google, Apple, Amazon und Großes Marktpotenzial Ausgaben von Finanzdienstleistern im Bereich von Open Banking* Viele Institute nehmen ordentliche Summen für Open Banking in die Hand. Offen bleibt, wie gut dieses Geld investiert ist. Quelle:TinkundYougov,2020 *Realisierteundgeplante Investitionen lautUmfrageunter290VerantwortlichenvonFinanzdienstleisternauszwölfeuropäischenLändern 0% 10% 20% 30% 40% 50% Mehr als 100Millionen Euro 50 bis 99,9Millionen Euro 1 bis 49,9Millionen Euro Weniger als 1Million Euro Europa Deutschland » Die große Gefahr für Banken ist die Entkopp- lung von der Kunden- schnittstelle durch Google, Apple und Co. « Cyrosch Kalateh, Tink BANK & FONDS Open Banking FOTO: © JOCHEN ROLFES 382 fondsprofessionell.de 4/2020

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