FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2020

Knöllchen an der Scheibe: Nach der Finanzkrise gelobten die Geldhäuser Besserung. Doch tatsächlich sammeln Banken rund um den Globus scheinbar ungeniert weiter Bußgeld- bescheide ein. Bußgeld im Abo Die endlose Serie an Skandalen beschert Banken enorme Kosten. Wissenschaftler ermitteln die Höhe von Strafen und Entschädigungen im Zeitverlauf. Nur langsam zeichnet sich eine Besserung ab. I n dicht besiedelten Großstädten riskiert manch ein Autofahrer lieber einen Straf- zettel, statt ordnungsgemäß die Parkge- bühren zu entrichten. Denn der Sünder kommt selbst mit Knöllchen oft günstiger weg. Nach einem ähnlichen Kalkül verfah- ren offenbar die Großbanken. Denn in den vergangenen zehn Jahren bezahlten die füh- renden Institute 377 Milliarden britische Pfund für Strafen, Ver- gleiche und Entschädigungen, umgerechnet rund 418 Milliar- den Euro. Diese Summe errechnet die früher als Cass bekannte Busi- ness School der City University of London. Für das sogenannte „Conduct Costs Project“ trugen die Forscher des Centre for Banking Research die Bußgel- der zusammen, welche die 20 größten Institute der Welt bis Ende 2018 begleichen mussten. Ein Phänomen spornte die Wissenschaft- ler zu ihrer Spurensuche an: Die Geldhäu- ser erlitten als Auslöser der weltumspan- nenden Finanz- und Wirtschaftskrise einen dramatischen Reputationsschaden. Die Strafen und Entschädigungen, die sie im Zuge der Misere zahlten, versuchten die Banken als Altfälle abzutun und gelobten Besserung. Tatsächlich setzte sich die Skan- dalserie mit Leitzinsmanipulation, Geld- wäsche oder Steuerhinterziehung aber nahezu nahtlos bis heute fort. Vertrauen erodiert Das Fehlverhalten der Banken kann empfindliche Folgen haben, mahnen die Forscher. Das Vertrauen in Finanzinstitutio- nen drohe zu erodieren. Dies könne die Stabilität des Systems gefähr- den. „Banken stehen an der Spitze der globalen Wirtschaft und Gesellschaft. Daher ist es wichtig, dass sie sich in ethi- scher und rechtlicher Hinsicht positiv engagieren“, formuliert es Barbara Casu, Professorin und Direktorin des Centre for Banking Research. „Das Projekt versucht, historische Daten zu nutzen, umUnzulänglichkeiten in der Branche aufzudecken.“ Die Finanzwissenschaftler wollen aufschlüsseln, welche Banken aus welcher Region für welches Fehlverhalten wie viel Geld berappen müssen. Zu- Lehrgeld bezahlt? Die Strafzahlungen und Rückstellungen der Banken für Rechtskosten gingen zuletzt etwas zurück. Quelle:Centre forBankingResearchConductCostsProject2020 0 50 100 150 200 250 300 2014– 2018 2013– 2017 2012– 2016 2011– 2015 2010– 2014 2009– 2013 2008– 2012 Milliarden britische Pfund Fehlverhaltenskosten Rückstellungen 205,3 Mrd. £ 64,4 Mrd. £ BANK & FONDS Bankskandale FOTO: © DANIEL HOHLFELD | STOCK.ADOBE.COM, CASS 394 fondsprofessionell.de 4/2020

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