FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2020

Über das Smartphone lässt sich eine Versicherung mittlerweile immer und überall abschließen – auch in der Mittagspause. Wer möchte, muss dafür nicht zur Bank gehen, sondern kann auf der Bank sitzen bleiben. Neue Vertriebswege Viele Banken vermitteln Versicherungen, nicht nur in der Filiale, sondern zunehmend auch online – Bancassurance 2.0 genannt. Dafür kooperieren sie häufig mit Insurtechs. Ein Marktüberblick. D ie Deutsche Bank hat in den vergan- genen Wochen einige wichtige stra- tegische Entscheidungen für den Vertrieb von Versicherungen getroffen. So verlänger- te sie die Zusammenarbeit mit der Zurich Versicherung und weitete sie auf die Post- bank aus. Kurze Zeit später kam die Mel- dung, dass das Kreditinstitut mithilfe des Insurtechs Friendsurance einen digitalen Versicherungsmanager gestartet hat. Über dieses Tool können Kunden der Deutschen Bank auf dem Onlineportal des Instituts Sachversicherungen wie Haftpflicht- oder Hausratpolicen verwalten und auch ab- schließen. Das ist aber nicht die einzige Nachricht aus dem Bereich der sogenann- ten „Bancassurance 2.0“, wie der Online- vertrieb von Versicherungen über Banken in Fachkreisen genannt wird. In den ver- gangenen Monaten wurden weitere digi- tale Kooperationen zwischen Banken und der Assekuranz verkündet. FONDS profes- sionell beleuchtet die Hintergründe und gibt einen Marktüberblick. Win-Win Grundsätzlich sind Partnerschaften für beide Branchen eine Win-win-Situation: Die Versicherer erhalten Zugriff auf ein im- mer noch riesiges Vertriebsnetz, die Banken wiederum können Provisionen einstrei- chen, die gerade in Zeiten des Nullzinses, der ihnen das klassische Bankgeschäft ver- miest, als Einnahmequelle sehr interessant sind.Darum kooperieren alle bedeutenden Kreditinstitute im Filialgeschäft mit einem Versicherer (siehe auch FONDS professio- nell 2/2018, Seite 292). Banken vermitteln Versicherungen auch online. Das Angebot ist hier aber deutlich kleiner als in der Filiale – soweit ein Über- blick bei rund 1.700 öffentlichen und pri- vaten Banken in Deutschland überhaupt möglich ist. Sehr häufig findet man auf den Internetseiten der Institute zwar Infor- mationen zu Versicherungen, für deren Ab- schluss muss man jedoch einen Termin in der Filiale vereinbaren. Experten schätzen, dass weniger als ein Drittel der Institute wirklich durchgängig Onlineabschluss- möglichkeiten für Versicherungen bieten. Klarer Trend Der Trend geht aber klar zur digitalen Bancassurance, gerade auch in Richtung integrierter Plattformen für Versicherungen und Finanzprodukte. Branchenkenner berichten, dass viele Banken Pläne für die Umsetzung eines solchen Angebots haben. Dafür existiert laut Markus Zimmermann, Managing Director und Leiter Insurance Strategy beim Beratungsunternehmen Accenture, eine Reihe von Gründen: „Ein wichtiger Punkt ist sicherlich, dass Kredit- institute immer mehr Filialen schließen und ihr Geschäft zunehmend ins Internet » Viele Versicherer haben eine veraltete IT, sodass automatische Services schwierig bis unmöglich einzurichten sind. « Boris Strucken, FIS BANK & FONDS Bancassurance FOTO: © HALFPOINT | STOCK.ADOBE.COM, ACCENTURE 396 fondsprofessionell.de 4/2020

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