FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2021

Immer in Bewegung: Die sogenann- ten Unconstrained-Bond-Manager spielen auf der ganzen Klaviatur des Rentenmarktes, um höhere Erträge bei geringeren Risiken zu erzielen. Das gelingt nicht immer. Richtig flexibel Manche Fondsmanager ziehen ohne Beschränkungen los, um im schwierigen Rentenmarkt noch Renditen zu ernten. Doch die vielen Freiheiten der flexiblen Anleihenfonds bergen Tücken. S tets ohne große Einschränkungen auf die Marktlage reagieren zu können – das ist die Idee hinter flexiblen Renten- fonds.Diese Kategorie erfuhr in den letzten Jahren deutlichen Zuspruch. Zuletzt ran- gierte diese Gruppe zwar nicht mehr unter den Kategorien mit den höchsten Mittelzu- flüssen. Dennoch erfreuen sich die Strate- gien, auch Unconstrained Bond Funds genannt, nach wie vor großer Beliebtheit. Gerade mit Blick auf mögliche Zinsan- stiege schätzt so mancher Anleger die Frei- heit dieser Manager, das gesamte Instru- mentarium an Bondarten, Regionen und Währungen nutzen zu können. Zudem ist den Portfoliolenkern gestattet, das komplet- te Spektrum der Laufzeiten auszuschöpfen – und neben Long- auch Short-Positionen einzugehen, etwa um die Duration ins negative Terrain zu drücken. Doch große Freiheit geht mit einer großen Verant- wortung einher. Anleger und ihre Berater sollten die grenzenlosen Bondfonds nur mit Bedacht einsetzen. „Die Käufer von flexiblen Anleihenfonds wollen einen flexiblen Zugang zum Markt“, sagt Mike Riddell von Allianz Glo- bal Investors. Tatsächlich sei aber oft nur gutes Marketing zu beobachten. „Die meis- ten dieser Fonds sind in Wahrheit Unter- nehmensanleihenportfolios“, so der Mana- ger, der selbst ein Vehikel der flexiblen Gruppe lenkt, nämlich den Allianz Strate- gic Bond Fund. „Einige nehmen noch Schwellenländeranleihen hinzu“, ergänzt Riddell. „Die Entwicklung der meisten Fonds korreliert daher mit den Aktien- märkten. Sie verfolgen keinen wirklich uneingeschränkten Ansatz“, so sein Urteil. Risiken kennen Mit seiner klaren Kritik ist Riddell nicht allein. „Diese Strategien erkaufen sich eine höhere Rendite durch höhere Risiken“, erläutert Lothar Eller, Gründer und ge- schäftsführender Gesellschafter von Eller Consulting. „In Krisen wie im vergangenen Frühjahr zeigt sich dann, dass diese Ansätze eine Entwicklung wie die Aktienmärkte nehmen.“Wenn Anleger solche Fonds er- werben, dann könne es passieren, dass das ganze Portfolio nicht mehr ausgewogen sei. „Denn der Anleger gibt die Steuerung darüber ab, in welcher Menge Unterneh- mens-, Hochzins- oder Schwellenländer- anleihen beigemischt werden“, erläutert Honorarberater Eller. Dabei verdammt der Finanzberater diese Anlageklassen ausdrücklich nicht in Bausch und Bogen. „Solche Beimischun- gen können durchaus sinnvoll sein“, betont Eller. „Doch es kommt auf die Dosis an. Ein Gift, in der richtigen Dosis gegeben, kann heilende Wirkung entfalten. In der falschen Menge hingegen ist es eben ein » Ein Gift, in der richtigen Dosis gegeben, kann heilende Wirkung ent- falten. In der falschen Menge hingegen ist es eben ein Gift. « Lothar Eller, Eller Consulting MARKT & STRATEGIE Unconstrained Bond FOTO: © TANGOLF | STOCK.ADOBE.COM 124 fondsprofessionell.de 1/2021

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