FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2021

Petra Pflaum arbeitet gern vorausschau- end. Daher legte sie 2017 nicht nur klare Standards für die ESG-Fonds der DWS fest, sondern forcierte die Entwicklung so, dass künftig in jeder großen Fondskategorie zu- mindest ein ESG-Produkt zur Auswahl ste- hen muss. „Ich dachte mir, dann haben die Kunden die Wahl. Wechseln sie zu einem ESG-Fonds, bleiben sie uns erhalten, und wir können auch einen Track Record auf- bauen, bis das Momentum von Kundensei- te vielleicht da ist“, erzählt sie. Inzwischen hat die DWS eine Vielzahl bestehender Fonds entsprechend umpositioniert und auch neue ESG-Produkte aufgelegt. Vier Teams Und wie sieht ein typischer Arbeits- tag als CIO for Responsible Invest- ments aus? „Den gibt es nicht“, sagt Petra Pflaum. Es sei eine große Heraus- forderung, sich immer wieder auf neue Themen und Projekte einzustellen. Funktionieren könne das nur über eine gute Teamarbeit, eine Sache, die Petra Pflaum sehr schätzt und fördert. Als Nachhaltigkeitschefin leitet sie vier Teams: Die ESG-Engine ent- wickelt die entsprechende Datenbank ständig weiter. Das Team für ESG-Integra- tion arbeitet mit Analysten und Fondsma- nagern daran, wie sie diese grundlegenden, auch finanziell wichtigen Informationen einzubeziehen haben, und erläutert,worauf sie ihr Augenmerk richten sollen. Beim Corporate-Governance-Team liegen die Themen Abstimmung auf Hauptversamm- lungen und Engagement.Und das Respon- sible Investment Office übernimmt unter anderem das ESG-Reporting über die drei Bereiche Aktiv, Passiv und Alternatives. „In der Zusammenarbeit mit den Ana- lysten und Portfoliomanagern kommt es mir sehr zugute, dass ich selbst so lang in diesen Bereichen tätig war“, sagt Pflaum. So hat sie Verständnis für die Arbeit der Kol- legen. „Und wenn einer in Sachen ESG mal nicht so mitziehen will, ist es einfacher, Argumente zu finden, wenn man seine Tätigkeit gut kennt, als wenn man noch nie einen Fonds gemanagt hat.“ Der Parkplatz vor dem Freibad ist nach 8,7 Kilometern wieder erreicht, es ist Frei- tag, und die Uhr zeigt 11.40 Uhr.Wochen- ende? Petra Pflaum lacht. „Für mich ist es noch nicht so weit, aber das ist okay“, sagt sie. Vermisst es die gründliche, akribische Ex-Fondsmanagerin und ehemalige Analystin eigentlich, das, worauf sie so viele Jahre hingearbeitet hat, heute nicht mehr zu tun? „Ich fand es im- mer toll, Entscheidungen treffen und etwas bewegen zu können“, erklärt Pflaum. „Und ich glaube, beim Thema ESG kann man sehr viel bewegen.“ „Tschüs“, sagt sie dann, steigt in ihr E-Auto und fährt nicht davon, ohne ein besonderes Extra ihres Schätzchens vorzuführen: Der Wagen surrt nicht nur, er lässt auch noch eine fröhliche Melodie erklingen, als er vom Park- platz rollt. ANDREA MARTENS FP Durch den Wald und übers Feld: kleine Impression von einer strammen Wanderung im hügeligen Taunus an einem trüben, aber interessanten Freitagvormittag im März. Der Gimbacher Hof ist mit seinen Pferdekoppeln im Sommer ein beliebtes Ausflugsziel. Auch Petra Pflaum kommt immer wieder gern hierher. Sie ist im Taunus aufgewachsen, hat viele Jahre in Frankfurt gelebt, um 2013 schließlich mit ihrer Familie zurückzukehren. Die Nähe zur Natur ist ihr wichtiger als Großstadtflair. Auf dem Rückweg: Nach der 8,7 Kilometer weiten Wanderung geht Petra Pflaum noch lange nicht ins Wochenende. Das ist für sie völlig okay. PORTRÄT Petra Pflaum | DWS FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH 156 fondsprofessionell.de 1/2021

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