FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2021

Folgen der Kleinteiligkeit Investments in Immobilien zu demokratisieren, ist das Credo zahlreicher Crowdinvesting -Plattformen. Das klappt ganz gut, bringt aber auch eine Reihe ganz eigener Probleme mit sich. A ls sich 2014 die ersten Internetplatt- formen daranmachten, Immobilien- investments kleinteilig übers Internet zu vertreiben, wurden sie vielfach belächelt. Inzwischen hat der Markt über eine Mil- liarde Euro umgesetzt, und seine Player haben einen technischen und Wissensvor- sprung gegenüber ihren analogen Ver- triebskollegen. Allerdings ist die junge und hoffnungsfrohe Szene mit ersten Pleiten und Zahlungsverzögerungen inzwischen auch in der Realität angekommen. Es waren einzelne Unternehmerpersön- lichkeiten, internetaffin und der Start- up-Szene verbunden, die sich auf die Fahnen schrieben, Immo- bilieninvestments zu de- mokratisieren. Buchstäb- lich jeder sollte die Gele- genheit bekommen, in Immobilien anlegen zu können. Einstieg ab zehn Euro Bei Exporo, einem der Pionie- re, der schnell zum Marktführer avancierte, kann man mit 500 Euro dabei sein, bei Bergfürst sogar ab zehn Euro. Inzwischen handelt es sich bei den Platt- formen um größere Konzerne, Exporo hat über hundert Mit- arbeiter und namhafte Venture- Capital-Investoren an Bord. Bei Bergfürst ist Commerz Real eingestiegen, bei Zins- baustein der große Sachwerteanbieter Dr. Peters (siehe Tabelle nächste Seite). „Wir sehen, dass Anleger ihre Investments diver- sifizieren wollen, deshalb ist es nötig, dass wir unser Angebot stetig erweitern“, betont Volker Wohlfarth, Geschäftsführer von Zinsbaustein. „Mit Dr. Peters haben wir den ersten Alternativen Investmentfonds zur digitalen Zeichnung über unsere Platt- form zur Verfügung gestellt und sind die Ersten imMarkt, die eine komplett digitale, papierlose Abwicklung der Zeichnung an- bieten – ohne Unterschrift der Kunden.“ Qualifizierter Rangrücktritt Die meisten Anbieter von Immobilien- Crowdinvestments sind Vermittler mit Er- laubnis gemäß Paragraf 34f Gewerbeord- nung. Das Mittel der Wahl war in den ersten Jahren das Nachrangdar- lehen, ausgestattet mit qualifiziertem Rangrücktritt. Das heißt: Der Anle- ger darf nur dann eine Rückzahlung seines gewährten Kredits erwarten, wenn es die finanzielle Situation des Darlehensnehmers zulässt – eine Situation, die im Bauträgergeschäft beilei- be keine Selbstverständ- lichkeit ist. Immobilien- Crowdinvestings der ers- ten Stunde waren alle- samt Projektentwicklungen. Bei den Bauträgern wurden die Plattformen schnell beliebt. Sie waren eine vergleichsweise un- komplizierte und günstige Mög- lichkeit, die – häufig schwer zu realisierenden – letzten zehn Pro- zent einer Projektfinanzierung darstellen zu können. Wo Ban- ken abwinkten oder zweistellige Risikoprämien aufriefen, spran- gen die Plattformen in die Bre- Crowdinvesting mischt seit einigen Jahren die Finanzszene auf. Frühe Kritiker des digitalen und kleinteiligen Investierens sehen sich durch eine Reihe von Insolvenzen bestätigt. Betrachtet man jedoch die Gesamtentwicklung und die Zukunftsperspektive dieses Marktes, entsteht ein anderes Bild. SACHWERTE Crowdinvesting FOTO: © KATTY2016 | STOCK.ADOBE.COM 214 fondsprofessionell.de 1/2021

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=