FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2021
        
 sche. Anlegern gegenüber tun sie kund, von den vielen zig Projekten, die ihnen angetragen werden, nur die allerbesten aus- zusuchen. So entstand mitunter der Ein- druck, sie könnten so wählerisch sein, dass Risiken außen vor bleiben würden. Mit den Jahren kam die Bewirtschaftung von Bestandsimmobilien hinzu, und die Investmentzugänge differenzierten sich. Bevor Zinsbaustein den Vertrieb eines AIFs digitalisierte, vermittelten die Plattformen Zinsland und iFunded unter dem Net- fonds-Haftungsdach NFS Anleihen. Expo- ro verfügt über eine eigene Banklizenz, über die sie Wertpapiere vertreiben darf. Exporo ist auch Pionier, was die Tokenisie- rung von Immobilienanlagen betrifft. Im Sommer 2019 emittierte das Fintech mit dem Projekt „Ärztehaus Poppenbüttel“ ein erstes blockchainbasiertes Investment. Verlust der Unschuld Seit es die ersten Insolvenzen unter ihren Darlehensnehmern gibt, hat auch die jun- ge, zuversichtliche und zukunftsorientierte Crowdinvesting-Szene ihre Unschuld ver- loren. Was die Niederungen der immobi- lienwirtschaftlichen Praxis betrifft, hat sie inzwischen feststellen müssen – und mit ihr ihre Anleger –, dass auch sie nur mit Wasser kocht. Nach inzwischen drei Jahren ist das erste Insolvenzverfahren in einem Immobilien- Crowdinvesting abgeschlossen.Die Anleger des Projekts „Luvebelle“ von Zinsland haben inzwischen Gewissheit, dass ihr Investment über 1,25 Millionen Euro ver- loren ist. „Den Anlegern wurde eine Verlustbescheinigung ausgestellt“, teilt die Plattform auf Nachfrage von FONDS professionell mit. Gleichwohl wird das Pro- jekt auf der Homepage von Zinsland nach wie vor mit dem Status „Funding beendet“ geführt. Eigentlich müsste der Status „Total- verlust“ heißen. Auch der Projektstatus „Laufzeit been- det“, unter dem die Plattform Bergfürst ihr seit Frühjahr 2019 insolventes Projekt „Z19 Stadthaus Plus“ führt, täuscht über den Stand der Dinge hinweg. Rechtsanwältin Anke Keller, die zur Insolvenzverwalterin des Darlehensnehmers bestellt wurde, teilt FONDS professionell auf Nachfrage mit, dass das Verfahren zwar noch nicht been- det sei. Es lasse sich aber jetzt schon sagen, dass die Bergfürst-Anleger dieses Projekts mit keiner Quote rechnen können. Ernüchterung Diese Einschätzung teilte auch das Steuerbüro Mazars. In einer Stellungnah- me, die den Anlegern schon kurz nach dem Insolvenzantrag zur Verfügung gestellt wurde, heißt es, dass erfahrungsgemäß selbst die nicht nachrangigen Gläubiger meist nur einen geringen Teil ihrer Forde- rungen erhalten würden. „Entsprechend dürften nachrangige Gläubiger wie Sie in der Regel immer voll ausfallen“, lautet das ernüchternde Fazit von Mazars-Rechts- anwalt Klaus-Lorenz Gebhardt. Bei den insolventen Projekten Luvebelle und Z19 handelte es sich um qualifizierte Nachrangdarlehen mit dem Effekt, dass die Anleger in der Kette der Begünstigten aus der Insolvenzmasse ganz an dem Ende stehen, an dem in aller Regel nichts mehr übrig ist. Bei den insolventen Projekten von Exporo, „Portfolio Marburg I“ und „Portfolio Marburg II“, hat sich jedoch gezeigt, dass auch der Forderungskauf, bei dem die Anleger einen bestehenden Bank- Marktführende Immobilien-Crowdplattformen und ihre Erfolgsbilanz Exporo                         Zinsland 1 Bergfürst                   Zinsbaustein            Engel & Völkers 2 Partech, E.ventures, Heartcore,             Moritz Eversmann,                           Guido Sandler,                                   Dr. Peters,                             Versorgungswerk der Hauptgesellschafter                              HV Holtzbrinck Ventures                   Stefan Wiskemann                           Commerz Real                         Sontowski & Partner                Zahnärztekammer Berlin Erstes Angebot amMarkt 2014                                 2015                                 2016                                 2016                                 2017 Zahl der Investmentangebote 390                                    100                                     87                                       64                                       43 Volumen (gesamt) 740 Mio. Euro 92 Mio. Euro 129,0 Mio. Euro 88,1 Mio. Euro 89,5 Mio. Euro Zahl abgeschlossener Projekte 161                                     59                                      44                                      36                                      16 Insolvenzen 3                                         3                                        1                                         0                                         0 Zurückgeführtes Kapital 343 Mio. Euro 48,5 Mio. Euro 39,8 Mio. Euro 52,7 Mio. Euro 25 Mio. Euro Etwa die Hälfte aller Immobilien-Crowdinvestingprojekte ist bereits abgeschlossen, das heißt, die investierten Summen wurden verzinst zurückgezahlt, wenn auch bei einzelnen Projekten mit Verzögerung. 1 Zinslandschlosssich2019Exporoan.Dienoch laufendenZinslandprojektewerden jedochnochüberdiebisherigePlattfombetreut. 2 Engel&Völkers istLizenzgeber.AlleinigerGesellschafterderEVDigital InvestGmbH,diediePlattformbetreibt, istdasVersorgungswerkderZahnärztekammerBerlin,dasseinerseitsAktionärderEngel&VölkersAG ist. |Quelle:Plattformen,Crowdinvest.de,Stand:Februar2021 » Wir sehen, dass Anle- ger ihre Investments diversifizieren wollen. « Volker Wohlfarth, Zinsbaustein SACHWERTE Crowdinvesting FOTO: © ZINSBAUSTEIN 216 fondsprofessionell.de 1/2021
        
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