FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2021

Roboter-Baukästen gibt es nicht nur als Kinderspielzeug. Einige Gesell- schaften bieten auch Finanzport- folioverwaltern Module oder ganze IT-Strecken für deren „Robo“, also die Online-Vermögensverwaltung. Robo als Bausatz Ob Kunden-Onboarding oder Portfoliomanagement per Knopfdruck: Die Digitalisierung kann Vermögensverwaltern die Arbeit enorm erleichtern. Entsprechende Dienstleister warten nur auf Anfragen. D ie Vermögensverwalter in Deutsch- land hatten zuletzt wenig Grund zur Klage: Rund 90 Prozent der unabhängigen Institute mit einer Erlaubnis gemäß Para- graf 32 Kreditwesengesetz (KWG) steiger- ten 2019 das von ihnen verwaltete Vermö- gen. Das geht aus einer Umfrage der Tech- nischen Hochschule Aschaffenburg unter 156 Vermögensverwaltern hervor. Neue Kunden fanden den Weg zu ihnen, beste- hende stockten ihre Anlagen auf. Das Jahr 2020 dürfte ähnlich erfreulich gelaufen sein, zumindest berichten Depotbanken von vielen Neuabschlüssen. Die KWG-32-Institute können sich aber nicht auf solchen Erfolgen ausruhen, sie müssen die Weichen für die Zukunft stellen. Eine wichtige Frage ist, ob sie eine Online-Vermögensverwaltung – umgangs- sprachlich „Robo“ genannt – einrichten sollen, die auf Basis von Einzeltiteln eine von ihnen entwickelte Strategie umsetzt. Die Antwort hängt von der individuellen Unternehmensstrategie der Vermögensver- walter ab. Bejahen sie die Frage für sich, fin- den sie technische Unterstützung bei einer Reihe von Dienstleistern, die ihnen quasi einen Bausatz für einen „Do it yourself“- Robo anbieten. Zunächst muss die Frage nach der Ziel- gruppe geklärt werden: Jeder Vermögens- verwalter muss für sich entscheiden,welche Kunden er anspricht und wie er diese betreut: „Fokussiert er sich auf wohlhaben- de Kunden, die höhere Beträge etwa ab 500.000 Euro oder ab einer Million Euro anlegen, oder möchte er Investoren gewin- nen, die wesentlich kleinere Summe ein- zahlen?“, führt Sebastian Hasenack aus, Lei- ter von Solidvest, dem Online-Vermögens- verwalter aus dem Hause DJE Kapital. Wobei „kleinere Summen“Beträge ab etwa 25.000 Euro bedeuten, denn auf noch geringere Anlagen haben sich Fintechs wie Scalable Capital mit kostengünstigen Strategien auf Basis von börsengehandelten Indexfonds spezialisiert. Interessante Zielgruppe „Viele Vermögensverwalter wollen den Kunden, der eine Million Euro bei ihnen anlegt“, berichtet Petra Ahrens,Mitglied im Vorstand und Gründerin von Maiestas Ver- mögensmanagement. Dabei gebe es eine große Zahl an Anlegern, die Beträge ab 25.000 Euro in einer aktiven Vermögens- verwaltung investieren möchten, von ihren Banken aber keine entsprechenden Ange- bote bekommen. „Wir setzen verstärkt auf Investoren mit kleineren Beiträgen. Das ist eine absolute Marktlücke, die viele Finanz- portfolioverwalter einfach nicht erkennen“, begründet Ahrens ihren Schritt. Von dieser strategischen Entscheidung hängen maßgeblich die internen Prozesse ab. Für Anleger, die hohe Summe investie- » Das ist es, was viele Vermögensverwalter in erster Linie wollen: die Digitalisierung der admi- nistrativen Prozesse. « Uwe Zimmer, Kapitalmarktexperte VERTRIEB & PRAXIS Digitale Vermögensverwaltung FOTO: © PROSTOCK-STUDIO | STOCK.ADOBE.COM 308 fondsprofessionell.de 1/2021

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