FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2021

Wir waren froh, dass wir die günstigere Phase bis September nutzen und die Mit- arbeiter ins Büro lassen konnten. Das geht derzeit ja nicht mehr. Wenn es die Infek- tionslage wieder zulässt, werden wir aber eine feste Präsenzpflicht einführen. Die gilt nicht an fünf Tagen die Woche, sondern an zwei. An diesen beiden Tagen sollen alle Mitarbeiter gleichzeitig im Büro arbeiten. Einen weiteren Bürotag können sich die Mitarbeiter frei einrichten. Für die beiden weiteren Tage steht die Wahl frei, ob sie zu Hause oder im Büro arbeiten. Aber wir setzen voraus, dass an zwei Tagen in der Woche alle Mitarbeiter zugleich im Büro sind, damit ein Austausch entstehen kann. Erschwerte die Heimarbeit die Integration von Merian? Absolut. Das sage ich ganz kategorisch: Was das Zusammenwachsen der Firmen- kulturen angeht, sind wir längst nicht so weit, wie wir ohne die Pandemie wären. Stellen Sie sich das mal vor: Die Merian- Mitarbeiter verließen vor einem Jahr ihren Schreibtisch und kehrten nie zurück – doch sie arbeiten nun in einem neuen Unternehmen. Sie hatten nie die Möglich- keit, die Kollegen richtig kennenzulernen, außer über Zoom. Auch wenn wir uns große Mühe gaben, die neuen Kollegen willkommen zu heißen und zu integrieren, ist es einfach nicht dasselbe wie ein persön- liches Treffen. Das läuft nicht so ab, wie es idealerweise sollte. Aber wir haben das Beste aus der Situation gemacht. Wären Sie den Kauf angegangen, wenn Sie das Ausmaß der Pandemie geahnt hätten? Vielleicht nicht – aber imNachhinein war es die richtige Entscheidung.Die Pandemie gestaltete den Prozess sehr viel schwieriger, und die Risiken waren größer. Doch der Deal war eingefädelt und wurde im Febru- ar 2020 verkündet – kaum jemand konnte abschätzen, welche Ausmaße die Pandemie annehmen würde. Letztendlich hat sich die Übernahme jedoch ausgezahlt und Jupiters Anlagespektrum sowie die Fondsmanage- mentteams erheblich bereichert. Eine Übernahme ist ohnehin eine Ablen- kung. Die Angestellten bangen um ihre Jobs, statt sich auf ihre Arbeit zu kon- zentrieren. Sicherlich lenkt eine Übernahme ab und kostet viel Zeit. Doch binnen einem Mo- nat hatten wir klargestellt, wer bleibt und wer leider gehen muss. Zudem hatten wir den Kunden zügig mitgeteilt, wer welchen Fonds lenkt und welche Ansprechpartner imVertrieb zuständig sind.Wenn sich diese Entscheidungen über Monate hinziehen, dann machen sich 100 Prozent der Mitar- beiter Sorgen um ihren Job, obwohl nur eine Minderheit betroffen ist. Und wir leis- teten so viel Unterstützung wie möglich. Was das Mittelaufkommen angeht, standen 2020 Abflüsse zu Buche. 2020 kamen ein paar Dinge zusammen. Im März kam es wegen der Börsenturbu- lenzen zu Abflüssen von rund zwei Milliar- den Pfund. Mit der Merian-Übernahme floss zudem Geld ab – unter anderem, da bei einigen Fonds die Manager gewechselt haben. Dabei handelte es sich aber um Volumen, das ohnehin eine geringe Marge einbrachte. Zudem hielten sich Anleger wegen des Brexit bei britischen Aktien und Anleihen zurück. Dies alles sollte sich 2021 nicht wiederhohlen, daher hellt sich der Ausblick deutlich auf, zumal jetzt eine Reihe wirksamer Impfstoffe gegen das Coronavirus auf demMarkt ist. Aber schon in den Vorjahren floss Geld ab. Ja, das ist richtig und einer der Gründe, warum ich engagiert wurde. 2019 verließ ein wichtiger Fondsmanager das Haus, um seine eigene Gesellschaft aufzubauen. 2018 wiederum gingen die Abzüge auf unseren Bondfonds zurück. Der erzielte zwar wie erwartet eine gute Performance, sein Mana- ger Ariel Bezalel hatte das Portfolio aber früher als der Markt für Leitzinsänderun- » Wir haben Lücken im Sortiment – und das ist auch gut so. « Andrew Formica, Jupiter VERTRIEB & PRAXIS Andrew Formica | Jupiter FOTO: © GÜNTER MENZL 352 fondsprofessionell.de 1/2021

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