FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2021

Fintechs zersetzen zunehmend das Bankgeschäft. Die Schar der jungen, aufstrebenden Akteure beschränkt sich dabei nicht mehr auf einzelne Punkte, sondern besetzt sämtliche Glieder der Wertschöpfungskette. Am Stammgeschäft genagt Junge Fintechs graben traditionellen Geldhäusern die Erträge ab. Das reicht von Zahlungsdienstleistungen über die Vermögens- verwaltung bis hin zum Investmentbanking. Ein Überblick. B anken gelten als behäbig, ihre IT-Infra- struktur als veraltet. Dagegen trump- fen junge, aufstrebende Unternehmen mit frischen Ideen und digitalem Know-how auf: Fintechs greifen die etablierten Größen in der Finanzbranche an. Die Start-ups dringen dabei nicht nur in einzelne Berei- che, sondern in der Summe auf breiter Front in das Geschäft traditioneller Geld- häuser vor. Daneben setzen Technologiegi- ganten wie Amazon traditionellen Akteu- ren zu. Zwar eröffnen sich den Finanz- dienstleistern Auswege aus dem Dilemma – doch diese Pfade sind steinig. „In den vergangenen Jahren haben sich Fintechs von Störern zu reifen Akteuren entwickelt“, sagt Klaus-Georg Meyer, Leiter Finanzdienstleistungen bei der Technolo- gieberatungsgesellschaft Capgemini. Für Banken hingegen dränge die Zeit, um auf- zuholen und den Kunden ein gutes Dienstleistungspaket zu bieten. Die Covid- 19-Pandemie habe diesen umfassenden Wandel noch forciert. Zwar haben im Lockdown wohl auch die letzten Bankchefs erkannt, wie wichtig eine digitale Präsenz ist. Aber das genügt oft nicht. „Die bisherigen Bemühungen konnten nicht an das heranreichen, was in anderen Branchen, insbesondere bei Tech- nologieanbietern, üblich geworden ist“, führt Meyer aus. Was die Konsumenten dort an Service und Nutzerfreundlichkeit erleben, erwarten sie zunehmend ebenso in anderen Bereichen – und damit auch vom Finanzsektor. Dies belegt eine Capgemini-Umfrage, wonach sich immerhin die Hälfte der be- fragten Endkunden darüber unzufrieden zeigt, dass sie von ihrer Bank keine perso- nalisierten Angebote erhalten. Insbesonde- re technikaffine Kunden und Vertreter der Generation Y zeigen sich richtiggehend frustriert über das kleine Angebot an Pro- dukten und Dienstleistungen ihrer Haus- bank. Von dieser Gruppe will die Hälfte zu einem Anbieter der neuen Ära wechseln, so der „Capgemini Fintech Report 2020“. Auf dem Vormarsch Die Erosion der Bankenwelt erfasst nicht allein die Beziehung zu den Privatkunden. Fintechs erobern vielmehr nahezu sämt- liche Glieder der Wertschöpfungskette. Das Researchhaus CB Insights zeigt am Beispiel des US-Großinstituts Bank of America, wie auf nahezu allen Ebenen Fintechs am Dienstleistungsangebot nagen. Die Beispie- le sind auf andere Institute und die euro- päischen Pendants übertragbar. Der Vormarsch fängt beim klassischen Einlagengeschäft und den Zahlungsdienst- leistungen an.Die Bank of America erzielte hier in den ersten drei Quartalen des Jahres 2020 einen Reingewinn von 3,3 Milliarden Dollar, so die CB-Insights-Analysten. Das » In den vergangenen Jahren haben sich Fintechs von Störern zu reifen Akteuren entwickelt. « Klaus-Georg Meyer, Capgemini BANK & FONDS Fintechs FOTO: © ROLF DRÄGER | STOCK.ADOBE.COM, CAPGEMINI 384 fondsprofessionell.de 1/2021

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