FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2021

Toast Hawaii galt früher wegen der Kombination von Schinken und Ananas als exotisch. Mittlerweile ist der Toast ein Klassiker. Vielleicht ist es eines Tages auch normal, dass Fonds die Basis von BU-Policen sind. Exotische Kombination Fondspolicen sind schon lange Bestandteil des Sortiments von Ver- sicherern, fondsgebundene Berufsunfähigkeitsversicherungen dagegen nicht. Zwei Gesellschaften bieten solche Produkte an. D ie Absicherung der eigenen Arbeits- kraft ist wichtig – es gibt viele Grün- de, die einen gesundheitlich aus der Bahn werfen können.Die Lösung ist eine Berufs- unfähigkeitsversicherung (BU). Allerdings hat nur ein Viertel der deutschen Haushal- te eine BU, zeigen Statistiken des Gesamt- verbandes der Deutschen Versicherungs- wirtschaft. Ein Grund dafür sind die hohen Beiträge. Schuld daran ist unter anderem das Niedrigzinsumfeld. Es gibt aber eine Alternative: fonds- gebundene BUs, bei denen der Sparanteil der Prämien nicht wie üblich im Siche- rungsvermögen des Versicherers angelegt wird, sondern in renditeträchtigere Invest- mentfonds. Die Gothaer hat mit SBU Invest ein solches Produkt bereits seit 2013 im Programm – neben einer fondsgebun- denen Dread-Disease-Versicherung. Die Helvetia hat es ihr vor einigen Wochen mit Helvetia Clever Protect nachgetan. Wie funktionieren die Produkte? Welche Vor- und Nachteile haben sie? Zum Verständnis der beiden Produkte muss man sich das Grundkonzept einer Berufsunfähigkeitspolice vor Auge führen. Die Beiträge hängen vor allem vom ausge- übten Beruf und vom Alter ab. Bei jungen Menschen ist das Risiko einer Arbeitsun- fähigkeit fast nicht existent, es steigt mit dem Alter. Daher müssten Jüngere eigent- lich kaum Geld für ihren Schutz zahlen, Ältere dagegen überproportional mehr. Mischkalkulation Die Versicherer zielen aber mittels Mischkalkulation auf konstante monatliche Beiträge ab: Sie entnehmen einen Teil der Prämie für den Risikoschutz und die Kos- ten und legen den Rest in ihremDeckungs- stock an. „Mit diesen Sparbeiträgen und den daraus erwirtschaften Renditen wird der im Lauf der Vertragszeit immer höhere Risikobeitrag finanziert, sodass der Kunde regelmäßig einen fixen Beitrag zahlen kann. Damit führen höhere Renditen zu geringeren Beiträgen für den Kunden“, erklärt Sandra Blome, Partner und Director am Institut für Finanz- und Aktuarwissen- schaften (Ifa) in Ulm. Die Überschüsse des Versicherers stopfen zudem das Loch, das durch die geringeren Beiträge entsteht. Hinzu kommen Überschüsse aus dem „Risikotopf“, wenn weniger Versicherte als berechnet eine Rente beziehen. Bei kon- ventionellen BU-Policen zahlen die Kun- den daher nur den „Nettobeitrag“. Er liegt unter dem „Bruttobeitrag“, der für den Risikoschutz nötig wäre. Rendite-Boost „Die niedrigen Zinsen sorgen dafür, dass die Überschüsse und Risikopuffer der Ver- sicherer immer kleiner werden, die Netto- beiträge steigen also auch für Jüngere, ins- besondere wenn der Rechnungszins wie- der sinkt.Das wollten wir bei einem neuen Produkt vermeiden,“ sagt Jens Patze, Pro- duktmanager bei der Helvetia Lebensversi- cherung, die zeitgleich mit ihrer BU auch eine fondsgebundene Grundfähigkeitsver- sicherung startete. „Durch die Anlage in Fonds statt in das Sicherungsvermögen profitiert der Kunde von einer zusätzlichen Rendite zur Finanzierung der Risikobei- träge und somit auch von einer geringeren monatlichen Gesamtprämie“, erläutert Ni- FONDS & VERSICHERUNG Fondsgebundene Berufsunfähigkeitspolicen 254 fondsprofessionell.de 2/2021 FOTO: © BERND JÜRGENS | STOCK.ADOBE.COM, IFA

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