FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2021

In vielen Sicherungsvermögen von Versicherern finden sich schon nach- haltige Investments wie Windkraft- oder Solaranlagen. Noch ist der Anteil der ESG-konformen Anlagen im Deckungsstock aber nicht allzu groß. Grüne Versicherer? Wie es um die Nachhaltigkeit im Deckungsstock der Lebensver- sicherer steht, ist gar nicht so einfach zu beurteilen. Klar ist nur: Die Branche bewegt sich – und braucht noch Zeit, bis sie am Ziel ist. S eit dem 10. März dieses Jahres ist die EU-Verordnung „über nachhaltigkeits- bezogene Offenlegungspflichten im Finanz- dienstleistungssektor“ in Kraft. Das Regel- werk soll mehr Transparenz in Bezug auf Nachhaltigkeit bei Fonds, aber auch Lebens- versicherungen bringen. Diese Verordnung sowie die geplante Ergänzung der EU-Ver- sicherungsvertriebsrichtlinie IDD um die Abfrage der „Nachhaltigkeitspräferenz“des Kunden wird dafür sorgen, dass die Nach- frage nach Lebenspolicen steigt, die Krite- rien wie Umwelt, Soziales und gute Unter- nehmensführung (ESG) berücksichtigen. Versicherungsmakler sollten sich also in- formieren, was der Markt an Produkten hergibt. Bei nachhaltigen Fondspolicen besteht ein Angebot (siehe FONDS profes- sionell 3/2020, Seite 262), es gibt auch ent- sprechende Marktüberblicke. Was aber ist mit klassischen Lebens- und Indexpolicen, fondsgebundenen Produkten mit Garantie oder anderen Verträgen, bei denen die Prämien ganz oder zumindest teilweise ins Sicherungsvermögen des Ver- sicherers fließen? Auch wenn die Rendite solcher Produkte in einer Null- oder sogar Negativzinswelt nicht sonderlich hoch sein kann, stoßen sie nach wie vor auf Nach- frage (siehe Grafik nächste Seite). FONDS professionell hat sich erkundigt, wie das Angebot an Öko- und Ethikpoli- cen von Versicherungsgesellschaften in die- sem Segment aussieht – und auf welche Hürden Anbieter stoßen, die ihre Kapital- anlagen nachhaltiger ausrichten möchten. Informationslücke Eine öffentlich zugängliche Gesamt- schau der Nachhaltigkeit der Sicherungs- vermögen deutscher Lebensversicherer fehlt bislang. Der Analyst Carsten Zielke, Gründer von Zielke Research Consult, hat zwar mehrfach die nichtfinanziellen Berichte (CSR) der deutschen Versicherer zum Thema Nachhaltigkeit unter die Lupe genommen (siehe auch FONDS professio- nell 2/2019, Seite 238). Aus den CSR-Be- richten geht aber nur in seltenen Fällen hervor, wie hoch der Anteil ESG-kon- former Assets im Deckungsstock ist. Aus anderen frei verfügbaren Angaben, etwa zu den Anlagerichtlinien, lassen sich bislang ebenfalls keine entsprechenden Rück- schlüsse ziehen. „Die Nachhaltigkeit der Kapitalanlage von Versicherern lässt sich über öffentliche Informationen nicht stich- haltig beurteilen“, stellt Lars Heermann fest, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei der Kölner Ratingagentur Assekurata. Makler müssten demnach bei jeder Gesell- schaft einzeln anfragen oder Daten einer ESG-Ratingagentur kaufen. Einen Lebensversicherer, der vollständig nachhaltig investiert ist, gibt es Branchen- kennern zufolge nicht – auch wenn mitt- » Es kann durchaus noch Jahrzehnte dauern, bis die Umschichtung abgeschlossen ist. « Karl Michael Ortmann, Beuth Hochschule für Technik Berlin FONDS & VERSICHERUNG Nachhaltigkeit im Deckungsstock 256 fondsprofessionell.de 2/2021 FOTO: © BLUE PLANET STUDIO | STOCK.ADOBE.COM

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