FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2021
Tino Weissenrieder trägt es mit Fassung. Immerhin hat er, anders als der Firmen- kunde, keine Klumpenrisiken in der Struk- tur seiner Klientel. „Im Privatkunden- geschäft merke ich gar keine negativen Ver- änderungen“, berichtet der Berater. Ganz im Gegenteil: Die Nachfrage im Bereich Geldanlage und Altersvorsorge ist sogar gestiegen. „Das überrascht mich nicht“, erklärt Weissenrieder. „Wenn Menschen weniger Gelegenheiten haben, Geld auszu- geben, dann möchten sie die Summen, die sich auf dem Konto ansammeln, eben sinnvoll für später zurücklegen“, sagt er. Oder in die eigenen vier Wände investie- ren. „Trotz der hohen Immobilienpreise hat auch die Nachfrage nach Finanzierungen für Haus- und Wohnungskäufe sowie nach Baufinanzierungen extrem angezogen“, berichtet der Berater. Das bemerkt auch Paul-Jakob Sendler, geschäftsführender Gesellschafter des Versi- cherungs- und Finanzmaklers Albfinanz aus Reutlingen. „Seit Beginn der Corona- krise wurden wir mit Anfragen nach Bau- und Immobilienfinanzierungen geradezu überschüttet“, erzählt er. Kein Wunder, wer verstärkt im Homeoffice arbeitet und die Kinder von zu Hause aus beschult, erkennt schnell, wie wichtig ein Arbeitszimmer ist. Und wenn die zahlreichen Angebote, die das Leben in der Stadt bereithält, nicht mehr genutzt werden können, darf es auch gern das eigene Häuschen auf dem Land sein. Auch das Bedürfnis nach Sicherheit steigt in Zeiten, da kaum noch etwas als sicher gelten darf. Erfolg mit Cyberpolicen „Wir sind aber auch in anderen Sparten stark gewachsen“, berichtet Sendler. Cyber- versicherungen etwa stoßen seit Beginn der Coronakrise bei seinen Kunden auf ein so großes Interesse, dass Albfinanz mittler- weile eine eigene Homepage dafür einge- richtet hat. Ganze Firmen sind mit ihren Policen inzwischen komplett zu Sendler und seinen Kollegen gewechselt. „Weil es insgesamt so gut läuft, haben wir in den vergangenen Monaten drei neue Mitar- beiter eingestellt und wollen weiter auf- stocken“, sagt Sendler. Zudem bereitet sich sein Unternehmen darauf vor, Bestände in der Region aufzukaufen. Ab und zu ist es eben auch richtig gut gelaufen in diesen Monaten seit Beginn der Coronakrise. Thomas Schröder hat von den veränderten Gegebenheiten jedenfalls profitiert. Vor gut einem Jahr hat er von heute auf morgen komplett auf Videobera- tung umgestellt. Und von diesem Modell ist er so begeistert, dass er es auch künftig beibehalten will. „Ich kann jederzeit ein professionelles Hintergrundbild einstellen, damit kann ich von jedem Ort aus per Vi- deo Kunden beraten“, sagt er. Bei Schröder hat die Nachfrage nach Baufinanzierungen so stark angezogen, dass er inzwischen keine Versicherungen mehr vermittelt. Natürlich ist nicht aus- geschlossen, dass er sein Geschäftsmodell eines Tages wieder ändert. Aber vorerst sieht die Zukunft für Schröder so aus: „Nur noch Baufinanzierungen und aus- schließlich Videoberatung, das ist es“, sagt er. Kann er sich gar nicht vorstellen, den einen oder anderen Kunden irgendwann auch wieder einmal persönlich zu treffen? „Persönliche Gespräche werde ich höchs- tens noch in Ausnahmefällen führen“, erklärt Schröder. „Aber ehrlich gesagt wüss- te ich im Moment nicht einmal, was für Ausnahmen das sein könnten.“ ANDREA MARTENS FP Paschalis Tsourakis, Tecis Unternehmen: Tecis Ort: Stuttgart Einstieg in die Branche: Dezember 2009 Erlaubnis: 34d/f GewO Betreute Kunden: zirka 300 Maklerpool: kein Pool (Finanzvertrieb) » Bei mir läuft es rund, ich habe in fast allen Geschäftsbereichen Wachstum verzeichnet. « Thomas Schröder, Afa Unternehmen: Afa Ort: Rostock Einstieg in die Branche: September 2002 Erlaubnis: 34c/d GewO Betreute Kunden: zirka 1.000 Maklerpool: kein Pool (Finanzvertrieb) » Persönliche Gespräche werde ich höchstens noch in Ausnahmefällen führen. « VERTRIEB & PRAXIS Ein Jahr Corona 288 fondsprofessionell.de 2/2021 FOTO: © TECIS, AFA
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