FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2021

anbietet. Ich weiß aus meiner eigenen Be- ratung im Private Banking, wie schwierig es ist, die Kinder der Kunden kennenzuler- nen, wenn man „nur“ über Geldanlagen, Vermögensverwaltung und vielleicht noch über Versicherungen redet. In der Ver- mögensnachfolge hingegen geschieht das automatisch. Damit sichert sich der einzel- ne Vermögensverwalter seinen Kundenbe- stand in der nächsten oder übernächsten Generation. Man könnte auch sagen: Wir akquirieren quasi im Vorbeigehen. Wie hoch liegen bei Ihnen die Kosten für eine Vermögensnachfolgeplanung? Und wer bezahlt dafür? Zunächst einmal wollen wir mit dem Geschäftsmodell Wachstum generieren, in- dem wir im ersten Schritt verhindern, dass wir durch ungeplante Vermögensnachfol- gen Kunden verlieren und dass damit Vo- lumen abfließt. Im zweiten Schritt wollen wir neues Volumen und neue Kunden ak- quirieren. Bezüglich des Beratungshonorars und wer es bezahlt haben wir verschiedene Ansätze und je nach Vermögensverwalter unterschiedliche Vereinbarungen. Grund- sätzlich berechnen wir einen Stundensatz von 150 Euro zuzüglich Umsatzsteuer. Die benötigte Stundenanzahl ist je nach Bear- beitungsumfang sehr individuell. An dieser Stelle arbeiten wir häufig mit Pauschalen. Können Sie sagen, was Sie an einerWeiter- bildung zumVermögensnachfolgeexperten gereizt hat? Ich mag profitable und nachhaltige Ge- schäftsmodelle. Ein Kernelement in einem funktionierenden Geschäftsmodell ist das Wertangebot und hier speziell die Pro- blemlösung für die Kundschaft. In frühe- ren Funktionen war es für mich schwierig, einen echten Mehrwert für die Kunden zu generieren, denn die allermeisten Bank- angebote sind homogen und nicht maß- geschneidert. In der Vermögensnachfolge- planung hingegen ist es möglich, für jeden Kunden ganz individuell einen Mehrwert zu schaffen. Daher habe ich diesen Weg eingeschlagen. Vermögensnachfolgeexperten dürfen Dienstleistungen wie Rechts- oder Steuer- beratung nicht erbringen, die für Kunden aber oft wichtig sind. Wie gehen Sie in diesem Fall vor? Das ist ein sehr wichtiges Thema. Mit der Vermögensnachfolgeplanung vertiefen wir die Finanzplanung, wir erbringen keine Rechts- oder Steuerberatung! Wenn wir in unserer Analyse feststellen, dass die Ist-Situa- tion eines Kunden nicht mit seinen Wunschvorstellungen zusammenpasst, wenn zum Beispiel kein Testament errich- tet wurde, obwohl es in Anbetracht der familiären Situation sinnvoll wäre, dann greifen wir auf unser bundesweites Exper- tennetzwerk zurück. Es kommt vor, dass die Kunden ein eigenes Netzwerk haben. Auf Wunsch der Kunden stellen wir diesen Experten dann unsere Ausarbeitungen zur Verfügung.Häufig ist auch der Vermögens- verwalter selbst sehr gut vernetzt und bezieht seine Fachleute mit ein. Und zum Schluss eine neugierige Frage: Lüften die Kunden der Vermögensver- walter denn auch schon mal das eine oder andere pikante Familiengeheimnis? Lassen Sie es mich einmal so ausdrücken: Fachliche Kompetenz, Empathie und Diskretion sind die Hauptwährung eines Vermögensnachfolgeexperten. Vielen Dank für das Gespräch. ANDREA MARTENS FP » In der Vermögens- nachfolgeplanung ist es möglich, für jeden Kunden individuell einen Mehrwert zu schaffen. « René Niemann, V-Bank KURZ-VITA: René Niemann René Niemann hat Wirtschaftsrecht mit den Schwerpunkten Zivil- und Steuerrecht studiert und wissenschaftliche Arbei- ten über internationale Vermögensnachfolge sowie Ver- mögensnachfolge bei Familienunternehmen geschrieben. Zudem verfügt er über diverse Weiterbildungen, etwa zum Testamentsvollstrecker oder zum Senior Estate Planner. Der Jurist und Bankkaufmann war viele Jahre bei Großbanken in verschiedenen Fach- und Führungspositionen tätig, zuletzt als Leiter im Bereich Vermögensnachfolgeplanung. SPEZIAL | VERERBEN & VERSCHENKEN René Niemann | V-Bank FOTO: © ANDREAS GEBERT 322 fondsprofessionell.de 2/2021

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