FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 2/2021

Die Frankfurter Volksbank und die Taunus Sparkasse teilen sich seit rund einem Jahr gut zwei Dutzend Filialen. Im Interview mit FONDS professionell ziehen die beiden Vorstandschefs Eva Wunsch-Weber und Oliver Klink eine erste Bilanz. D ie Frankfurter Volksbank und die Tau- nus Sparkasse gehen in Sachen Filiale ungewöhnliche neue Wege: Seit rund einem Jahr teilen sich die beiden Institute bei insgesamt 26 ihrer Geschäftsstellen die Räumlichkeiten.Die eine Hälfte der Woche begrüßt das „Sparkassen-Rot“ die Kunden in den neu geschaffenen „Finanzpunkten“, an den anderen Tagen strahlen die Filialen im „Volksbanken-Blau“. Ein Gespräch mit den Vorstandsvorsitzenden der Institute. FrauWunsch-Weber, Herr Klink, ichmöchte mit einer provokanten Frage starten: Glau- ben Sie als Vorstandsvorsitzende zweier großer regionaler Banken wirklich noch an die Zukunft der Filiale? Eva Wunsch-Weber: Ich bin fest davon über- zeugt, dass auch Filialen zu Banken gehö- ren. Als Bank müssen wir heutzutage auf allen verfügbaren Kanälen für unsere Kun- den erreichbar sein. Dazu gehört eben auch die Filiale. Das lässt sich aus den Be- dürfnissen der Kunden nicht wegdiskutie- ren. Natürlich gibt es Standardleistungen, die sich automatisieren und digitalisieren lassen, aber dies muss dem Kunden ja auch erst mal erklärt werden. Sonst bräuchte bei- spielsweise Apple auch keine Apple Stores. Das Thema Finanzanlagen bleibt nach wie vor komplex, das gilt insbesondere für die Gegenwart.Wir führen während der Coro- nakrise so viele Beratungsgespräche wie nie zuvor – und das auf allen Kanälen. Und nach der Krise müssen die Menschen ihre Vermögensanlagen neu justieren, was im- mer auch eines Gesprächs bedarf. Oliver Klink: Ob ich daran glaube oder nicht, ist nicht relevant. Ich weiß, dass hier und jetzt Kunden die Filialen immer noch aufsuchen. Und deshalb müssen wir dieses „Medium“ weiterhin – möglichst kosten- günstig – zur Verfügung stellen. Je stief- mütterlicher wir unsere Geschäftsstellen behandeln, desto unattraktiver wirken die- se. Folgen wir der allgemeinen Kostenlogik, dann stoßen wir all diejenigen vor den Kopf, die uns vor Ort brauchen. Davon würden dann die Neo- und die Direktban- ken profitieren. Marktforschungen zeigen, dass 50 Prozent der Kundschaft bei einer Filialschließung direkt zu den Direktban- ken wechseln würden. Internet- und mobi- les Banking haben auch ihren Sinn, aber wir bieten zudem unsere Filialen und Finanzpunkte an. Lag es nicht auch an den Banken selbst, dass die Filialen zunehmend ein Nischen- dasein führen? Immer mehr Angebote wie die Wertpapierberatung oder das Firmen- kundengeschäft wurden ja zentralisiert. Klink: Ich denke,wir haben fast alles richtig gemacht. Dieses dichte Filialnetz in der Flä- che könnten wir uns heute – bei Negativ- zinsen – gar nicht mehr leisten. Die Ent- wicklung, dass wir über immer mehr Kanäle mit dem Kunden kommunizieren, ergibt schon Sinn. Unsere Bankvorväter hätten sich gefreut, wenn sie so viele Kon- takte mit den Kunden gehabt hätten wie wir derzeit.Manche Menschen schauen bis zu fünfmal täglich auf ihre Sparkassen- beziehungsweise Volksbanken-App. Das ist eine enorm hohe Taktfrequenz. Ich gebe Ihnen aber recht, dass wir in den letzten » Dieses dichte Filialnetz in der Fläche könnten wir uns heute – bei Negativzinsen – gar nicht mehr leisten. « Oliver Klink, Taunus Sparkasse „Die Filiale muss man immer neu denken “ BANK & FONDS Eva Wunsch-Weber I Frankfurter Volksbank + Oliver Klink I Taunus Sparkasse FOTO: © FINANZPUNKT | MONTAGE: FONDS PROFESSIONELL 398 fondsprofessionell.de 2/2021

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