FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2021

im Jahr 2018 begonnen, eine Reihe von Aktien- und Anleihenfonds aufzulegen, die den Zusatz „Sustainable“ im Fondsnamen tragen und deutlich umfangreichere ESG- Kriterien umsetzen. Zum Teil sind diese Fonds nach Artikel 9 der O enlegungs- verordnung klassi ziert. Heuser: Was waren die Treiber auf diesem Weg? Ist es so, dass man heute amThema Nachhaltigkeit nicht mehr vorbeikommt? Born: Aus Sicht eines Asset Managers greift es aus meiner Sicht erheblich zu kurz, an- gesichts einer zunehmenden Regulierung und einer ohne Zweifel gestiegenen Nach- frage nach entsprechenden Investments zu denken: „Na gut, dann machen wir das eben auch.“Natürlich ist einerseits auf Kun- denseite das Interesse an verantwortungs- voll gemanagten Investments deutlich grö- ßer als noch vor zwei oder drei Jahren. Aber ich glaube,man muss als Investment- haus gleichzeitig die eigene Überzeugung schärfen und wirklich von der Sinnhaftig- keit überzeugt sein, Geld nach dem ESG- Prinzip zu managen, um erfolgreich zu agieren.Wobei das im Fall eines wie gesagt ohnehin auf die Qualität seiner Investments ausgerichteten Aktienfonds wie dem Euro- pean Focus Fund sogar relativ leichtfällt, ohne dass wir uns dabei verbiegen müssten. Claus: Sie meinen, weil der Qualitäts- anspruch in gewisser Weise Hand in Hand geht mit dem Aspekt Nachhaltigkeit? Born: Ganz genau. Wobei auch das kein sich selbst erfüllender Automatismus ist. Es bedarf schon eines erheblichen Aufwands, seinen Investmentprozess entsprechend anzupassen. Dabei hilft aber ein im Engli- schen als „Active Ownership“ bezeichnetes Prinzip, gemeint ist damit der direkte und regelmäßige Dialog mit den Unternehmen, in deren Aktien man als Fondsmanager investiert.Das ist aus meiner Sicht einer der wichtigsten Aspekte bei einem ESG-inte- grierten Ansatz, wie wir ihn verfolgen. Denn nur dadurch gewinnt man ein tief- greifendes Verständnis dafür, wie das je- weilige Unternehmen agiert und ob es in Bezug auf den Aspekt Nachhaltigkeit vor- anschreitet und sich verbessert. Claus: Inwieweit führt die Berücksichtigung von ESG-Kriterien zu Einschränkungen hin- sichtlich Ihres Anlageuniversums? Born: Allein schon unsere Festlegung von Ausschlusskriterien führt natürlich dazu, dass wir in bestimmte Unternehmen nicht mehr investieren können. Das betri t zum Beispiel Aktien aus den Bereichen Kohle- bergbau und -verstromung, Nuklear- energie, aber auch die Produktion von ge- ächteten sowie konventionellen Wa en oder auch Tabakprodukte. Wir schließen außerdem Unternehmen aus allen Fonds und Mandaten aus, die gegen die UN-Glo- bal-Compact-Prinzipien verstoßen oder mit besonders schwerwiegenden ESG-Kontro- versen in Verbindung gebracht werden. Unterm Strich sind wir als qualitätsorien- tierter Investor davon aber weniger betrof- fen als andere, weil wir die entsprechenden Unternehmen ohnehin nicht im Portfolio haben wollen. Heuser: Aber hat das Konsequenzen für die potenzielle Performance? Born: Bisher jedenfalls noch nicht, wie sich leicht an unseren Zahlen zur Wertentwick- lung ablesen lässt. Das Anlageuniversum, das uns zur Verfügung steht, ist groß ge- nug, ummit für uns investierbaren Aktien auch unter Berücksichtigung von ESG- Aspekten ein gutes Anlageergebnis für unsere Kunden zu erzielen. Claus: Wie gehen Sie denn bei Ihrem All- Cap-Ansatz damit um, dass kleine und mittlere Unternehmen oft weder über ein standardisiertes ESG-Reporting noch über ein Rating verfügen? Born: Das ist einer der Gründe, warum wir bewusst eigene ESG-Analysen betreiben » Unsere Festlegung von Ausschlusskriterien führt dazu, dass wir in bestimmte Unternehmen nicht mehr investieren können. « Matthias Born, Berenberg Barbara Claus, Scope : „Inwieweit führt die Berücksichtigung von ESG- Kriterien zu Einschränkungen hin- sichtlich Ihres Anlageuniversums?“ MARKT & STRATEGIE Nachhaltig nachgefragt | Matthias Born | Berenberg 114 fondsprofessionell.de 3/2021 NACHHALTIG NACHGEFRAGT FOTO: © JENS BRAUNE DEL ANGEL

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