FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2021

Mit der Verhaftung des damaligen Vor- stands und der Insolvenz von Wölbern Invest standen die Fonds unmittelbar vor ihremExitus. Ist der Turnaround geschafft? Die standen schon vorher vorm Exitus, weil der mittlerweile verurteilte Chef alle verfügbare Liquidität aus den Fonds abge- zogen hatte. Außerdem hatten bereits Mie- ter gekündigt, und Banken hatten ihre Dar- lehen weiterverkauft. Zu allem Über uss sackten die Märkte auch noch um 35 Pro- zent ab, und die Bewertungsansätze für die Loan-to-Value-Klauseln in den Darlehens- verträgen wurden runtergesetzt. Wenn ein solcher Wert um 35 Prozent sinkt, dann ist das Eigenkapital aufgezehrt, und man hat im Prinzip eine 100-Prozent-Finanzierung, woraufhin die Bank Nachschüsse der Eigentümer, also den Fonds, fordert oder sie zu einem Verkauf der Immobilie nötigt. Ein ziemlicher Teufelskreis … Ja, unsere vordringliche Aufgabe war, Not- verkäufe wegen Vertragsverletzungen wie Bruch der Loan-to-Value-Klauseln zu ver- hindern oder wenigstens zu verzögern, um den Immobilien noch eine Perspektive zu ermöglichen. Zwangsverkäufe zum dama- ligen Zeitpunkt hätten auf jeden Fall zu einem Totalverlust des Anlegerkapitals geführt. Wir konnten dann viele Finanzie- rungen, die noch vier Prozent und mehr kosteten, günstig ablösen, sodass wir mit einer geringeren Zinslast mehr tilgen konnten. Das ist uns bei fast allen Fonds, für die wir das Management übernommen haben, gelungen. In einigen Fällen, denen schon der Totalverlust drohte, konnten wir rund 100 Prozent des Eigenkapitals zurück- holen. Wir hatten aber auch Situationen, die waren einfach ho nungslos. Sie würden also auch aus Anlegerper- spektive eine positive Bilanz des Wölbern- Engagements ziehen? De nitiv. Sie können davon ausgehen, dass fast alle Fonds, als wir sie übernommen haben, k.o. waren, das Eigenkapital war technisch verbraucht. Die meisten Fonds konnten wir durch Verhandlungen in die Phase der Markterholung hinüberretten. Ende 2014 kamen die ersten angelsächsi- schen Investoren und kauften wieder, was zu einer Erholung der Preise und zu einer Verbesserung unserer Verhandlungsposi- tion geführt hat. Anders als bei den Wölbern-Fonds, wo Paribus nur das Asset Management über- nommen hat, erwarben Sie bei der IWH Immobilienwerte Hamburg auch die hinter den Fonds stehende Gesellschaft. Warum? Bei der IWH lösten die beiden Gesellschaf- ter Hochtief und Ahrenkiel ihre Partner- schaft auf, nachdem die Hochtief nach Spanien verkauft wurde.Das Fondsgeschäft war dann für beide zu sehr von ihrem Kerngeschäft entfernt. Bei ABN Amro wiederum übernahm Pari- bus nur das Asset Management für drei Immobilienfonds. Da war der Fall wiederum anders gelagert. Während ABN früher Fonds von Dritten angeboten hat, ging sie Mitte der 2000er- Jahre dazu über, eigene Beteiligungsmo- delle aufzulegen, scheiterten aber mit den Fonds, die Riesenräder nach dem Vorbild » Wir waren uns sicher, dass das noch nicht das Ende der Fahnenstange war. « Thomas Böcher, Paribus fondsprofessionell.de 3/2021 183

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