FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2021

Eine Frage der freien Wahl Alte und pflegebedürftige Menschen wollen so lange wie möglich selbstbestimmt leben. Ambulant betreutes Wohnen stößt auch bei Investoren auf immer größeres Interesse. D eutschland be&ndet sich inmitten eines Überalterungsprozesses, das heißt, das Durchschnittsalter der Bevöl- kerung wächst. Gründe dieser demogra- &schen Entwicklung sind eine gestiegene Lebenserwartung und der Eintritt der ge- burtenstarken Jahrgänge der 1960er-Jahre ins Renten- und P3egealter in den kom- menden Jahren. Die beru3iche Mobilität und die Zahl der Singlehaushalte nehmen zu, Familienstrukturen haben sich ver- ändert, und immer seltener können Fami- lienangehörige ihre Eltern und Großeltern p3egen. In denmeisten Gegenden Deutsch- lands ist die Nachfrage nach P3egeplätzen daher größer als das Angebot. Markt der Pflegeimmobilien Der Markt der Investments in P3ege- immobilien war in den vergangenen 20 Jahren von Angeboten dominiert, die ein oder mehrere Globalobjekte &nanzierten. Für ihre Bewirtschaftung wurde ein mög- lichst langfristiger Pachtvertrag mit einem P3egeheimbetreiber geschlossen. Die Aus- lastung der Heime war in aller Regel unproblematisch, schwierig wurde es am ehesten, wenn die Betreibergesellschaft in wirtschaftliche Schwierigkeiten kam. Durch das Angebot, einzelne Apart- ments in P3egeheimen als Direktinvest- ment zu erwerben (siehe FONDS profes- sionell 2/2020, Seite 204), kam bereits viel Dynamik in den Markt. Die Preise für Globalobjekte schossen in die Höhe und ließen kaum mehr auskömmliche Rendi- ten zu. Der Markt hat daraufhin an Vielfalt gewonnen und hat sich zum Healthcare- Segment erweitert, wozu neben P3ege- heimen auch Kliniken, Ärztehäuser und – das im Publikumsgeschäft erst wenig ange- botene – ambulant betreute Wohnen oder Service-Wohnen gezählt werden. Wichtiger Unterschied Betreutes Wohnen wird gesellschaftlich und immobilienwirtschaftlich immer wichtiger, wird das stationäre P3egeheim jedoch nicht ablösen. „Ein wesentlicher Unterschied ist, dass es selten eine freiwillig getro ene Entscheidung ist, ins P3egeheim zu gehen“, erklärt Michael Held, der Vorstandsvorsitzende von Terragon aus Ber- lin. Der gesundheitliche Zustand vieler Menschen lasse ihnen keine Wahl, sagt der Entwickler von P3ege- und Senioren- immobilien. Bei der Wohnform „Betreutes Wohnen“ handelt es sich hingegen um eine freie Entscheidung. Sie steht häu&ger im Zu- sammenhang mit demWunsch nach einer Veränderung der allgemeinen Lebenssitua- tion als mit akuter P3egebedürftigkeit. Die freie Entscheidung ist zudem ein wesent- licher Aspekt bei der Klassi&zierung des betreutenWohnens in rechtlicher Hinsicht. » Wer fragt heute noch, wie viele Sterne der Hotel- und Gaststätten- verband vergeben hat? « Roland Schmitt, Zusammen Zuhause Besteht bei Projekten ambulant be- treuten Wohnens die freie Wahl eines Pflegedienstleisters, dann unterliegen sie einer weit weniger strengen und komplexen Regulierung als Pflege- heime. Das eröffnet Chancen. SACHWERTE Sozialimmobilien 188 fondsprofessionell.de 3/2021 FOTO: © HALFPOINT | STOCK.ADOBE.COM

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