FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2021

Gereift begehrter Wer sich für den Zweitmarkt für geschlossene Fonds interessiert, ist in der Regel auf Schnäppchenjagd. Der Secondary-Markt für Private Equity funktioniert ganz anders. K auft ein Anleger einen Private-Equity- Fonds, weiß er in aller Regel nicht, in welche Unternehmen sein Geld konkret ießen wird. Auf dem Secondary-Markt ist das anders: Dort werden Anteile an bereits laufenden Private-Equity-Fonds gehandelt. Wer einen Fondsanteil auf dem Secondary- Markt erwirbt, kauft folglich einen Anteil an einem bereits zusammengestellten Port- folio an Unternehmensbeteiligungen. Nach einer Einschätzung von Schroders Capital, der Private-Equity-Sparte des Asset Managers Schroders, hat sich das Volumen des weltweiten Private-Equity-Marktes seit 2009 verdoppelt, der Markt für Secondary- Transaktionen hat sich hingegen verdrei- facht (siehe Gra k nächste Seite). Zweitmarkt Da es sich um einen Zweitmarkt han- delt, mögen sich Assoziationen zu Rabat- ten oder Abschlägen für einen gewissen Werteverzehr aufdrängen. In der Praxis ist jedoch eher das Gegenteil der Fall, denn auf dem Secondary-Markt erworbene Anteile bieten eine Reihe Vorzüge, für die häu g ein Zuschlag gezahlt wird. „Sie ha- ben mit dem Erwerb eines einzigen Fonds- anteils bereits ein ganzes Sortiment an Un- ternehmensbeteiligungen. Damit können Sie als Fondsmanager die Investitionsquote relativ schnell hochfahren und haben den- noch eine breite Streuung“, sagt Richard Wilmes, der beim Private-Markets-Asset- Manager Golding Capital Partners den Bereich Secondaries verantwortet. Das Risi- ko eines über den Zweitmarkt erworbenen Fondsanteils lässt sich besser beschreiben und einschätzen, nachdem die Unterneh- men bereits eine Entwicklung durchlaufen haben, schon eine Zeit lang operativ tätig waren und eine entsprechende Bewer- tungshistorie vorliegt. „Die Secondary- Zeichnung ist deswegen risikoärmer als vergleichbare Erstmarkttransaktionen“, er- gänzt Wilmes. Manager von Private-Equity-Fonds müs- sen beständig eine Balance zwischen anste- henden Kapitalabrufen und ausstehenden Mittelzu üssen nden. Für dieses soge- nannte Liability Matching kann ein Secon- dary-Anteil dabei helfen, dass der Abgleich von Zahlungsansprüchen und -verp ich- tungen besser gelingt. „Die Vorteile im Hinblick auf ökonomische Faktoren und die Portfoliokonstruktion, die Secondary- Transaktionen mit sich bringen, bleiben im aktuellen Marktumfeld von hoher Rele- vanz“, sagt Christiaan van der Kam, Leiter Secondaries bei Schroders Capital. Portfoliooptimierung Beim Handel mit Anteilen auf dem Secondary-Markt geht es in erster Linie um die Optimierung eines Fondsportfolios beziehungsweise seine Anpassung. Das kann sowohl aufgrund einer strategischen Veränderung der Ausrichtung eines Fonds » Secondaries könnte man als Cashflow- Beschleuniger bezeichnen. « Michael Stachowski, Wealthcap Für Private-Equity-Portfolios gilt, was auch auf eine gut sortierte Käseplatte zutrifft: Gereifte Ware bietet mehr, ist aber teurer. Für Secondaries, Fondsanteile auf dem Zweitmarkt, wird häufig ein Zuschlag gezahlt. SACHWERTE Private Equity 202 fondsprofessionell.de 3/2021 FOTO: © MARCO MAYER | STOCK.ADOBE.COM

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