FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2021

Henriette Meissner, die langjährige bAV-Chefin der Stuttgarter Lebensversicherung, über die politischen Wirren rund um die betriebliche Altersvorsorge und die Frage, was sie sich vom Arbeitgeberzuschuss bei der Entgeltumwandlung verspricht. D ie Stuttgarter Leben ist ein mittelstän- discher Versicherer, der stark auf die Altersvorsorge und den Maklervertrieb setzt. Im Interview benennt die General- bevollmächtigte Henriette Meissner, die in der Branche als personi zierte bAV-Kom- petenz geschätzt wird, die aktuellen Pro- bleme und Chancen in der betrieblichen Altersversorgung. Frau Meissner, welche Rolle spielen bei Ihrem Unternehmen die unabhängigen Vermittler? Henriette Meissner: Die Stuttgarter ist ein klassischer Maklerversicherer. Wir bauen auf freie Vermittler, denn sie können in besonderemMaße eine sehr gute Beratung der Endkunden sicherstellen, weil bei ihnen der Kunde per se im Mittelpunkt steht. In der bAV setzen wir dabei vor allem auf Kompetenz, und das wird sehr gut angenommen: mit Vertriebsunterstüt- zern vor Ort, regelmäßigen Schulungen, dem digitalen Beratungsprozess „bAV-Lö- sung“und dem Internetportal „bAVheute“. Sie haben seit fast 15 Jahren das Sagen in Sachen bAVbei der Stuttgarter.Wie hat sich in dieser Zeit der Stellenwert dieser Sparte imUnternehmen entwickelt? Die Stuttgarter hat immer schon „ein bis- schen“ bAV gemacht. 2005 erfolgte dann eine strategische Neuausrichtung mit der bAV als eigenemGeschäftsfeld.Das war ein echter Change-Prozess für einen mittelstän- dischen Versicherer. Die freien Vermittler sind diesen Weg mitgegangen, und wir haben mittlerweile unseren Umsatz mehr als verzehnfacht. Der Neugeschäftsanteil der bAV liegt bei rund 20 Prozent. Die Stuttgarter setzt schon sehr lange auf Fondspolicen. Seit März verlangt die EU- Offenlegungsverordnung allen Vermittler- firmen ab drei Beschäftigten neue Informa- tionspflichten ab. Worauf müssen Makler hier besonders achten? Im Grunde geht es um die Gretchenfrage, ob der Vermittler das Thema Nachhaltig- keit in der Beratung berücksichtigt oder nicht. Diese Entscheidung – und das ist neu – muss der Vermittler nun verbindlich verö entlichen, etwa auf seiner Webseite, und entsprechend begründen.Die Stuttgar- ter hat schon 2013 mit ihrer Produktlinie „Grüne Rente“ auf das Thema Nachhaltig- keit gesetzt. Wir bieten Hilfestellung bei diesem komplexen Thema, das eine neue Dimension in die Beratung bringt. ImMai hatten wir „Grüne Themenwochen“ und im Juni in Kooperation mit dem gemein- nützigen Institut für nachhaltiges, ethisches Finanzwesen (INAF) fast 600 Vermittler in drei Veranstaltungen zum Nachhaltigkeits- berater zerti ziert.Wegen der hohen Nach- frage bieten wir das imOktober nochmals kostenfrei an. Hat die versicherungsförmige bAV in einem anhaltenden Niedrigzinsumfeld überhaupt noch eine Chance? Die Kunden bekommen doch keine Rendite mehr, die diesen Na- men verdient! Die versicherungsförmigen Durchführungs- wege sind Direktversicherung, Pensionskas- se und Pensionsfonds. Lange ist es her, dass hier ausschließlich klassische Produkte angeboten wurden, die nach deutschem Aufsichtsrecht in festverzinslichen Geldan- lagen investiert waren, aber heute nur noch wenig oder keine Rendite abwerfen. Seit Jahren bauen die Versicherer eine neue „ Fondspolicen sind mittlerweile der Standard“ » Durch das Betriebs- rentenstärkungsgesetz ist die Betriebsrente nochmals attraktiver geworden. « Henriette Meissner, Stuttgarter FOTO: © JOST FINK 222 fondsprofessionell.de 3/2021 FONDS & VERSICHERUNG Henriette Meissner | Stuttgarter Versicherung

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