FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 3/2021

Klein und kämpferisch Die kleinste deutsche Sparkasse sitzt im hessischen Borken. Und sie will eigenständig bleiben – Niedrigzins und Regulierung zum Trotz. FONDS professionell hat das Institut vor Ort besucht. E in Reisender ist erst dann wirklich auf dem Land, wenn er Straßen befährt, die keinen Mittelstreifen haben. Diese ver- meintliche Weisheit entstammt wahrlich nicht den Reisetagebüchern von Ernest Hemingway. Zumindest aber stimmt diese Beobachtung für Reisende, die sich per Auto von Frankfurt am Main rund 152 Kilometer ins Nordhessische begeben und die A5 bei Alsfeld verlassen. Noch ein Stück Bundesstraße, dann geht es an diesem Donnerstag im August durch Dörfchen mit schmucken Fachwerkhäusern und vorbei an Sonnenblu- menfeldern. Und als die Land- straße gerade wieder einen Mittelstreifen zeigt, taucht das Ortsschild auf: Borken.Hier, in der Kleinstadt im Schwalm- Eder-Kreis rund 42 Kilometer südlich von Kassel, hat sie ihren Sitz – die kleinste Sparkasse Deutschlands. Das Gebäude am Europaplatz 1 mit Erd- geschoss und zwei Etagen, die geräumige Kundenhalle, in der sich drei Servicepoints, drei Geldautomaten und drei Terminals für Bankgeschäfte be nden, lassen Zweifel aufkommen: Ist das wirklich die kleinste deutsche Sparkasse? Es geht an der um kurz vor elf Uhr gut ausgelasteten Infor- mation links vorbei durchs Treppenhaus in den ersten Stock. Dort wartet schon Christoph Ernst, Vorstandsvorsitzender der Stadtsparkasse Borken und für Steuerung und Überwa- chung zuständig. Ernst gibt Entwarnung. „Sie sind hier schon richtig“, lacht er. „Wir sind in der Tat die bundesweit kleinste Spar- kasse – und darauf sind wir auch stolz.“ Rund 9.300 Kunden „Herzlich willkommen in Borken!“ Ver- triebsvorstand Mario Jahn hat sich an die Seite seines Kollegen gesellt und bietet eine Führung an. Auch die rund 30 modern eingerichteten Büros der beiden oberen Etagen lassen nicht darauf schließen, dass diese Sparkasse die kleinste Deutschlands sein soll.Doch mit einer Bilanzsumme von gut 204 Millionen Euro landet die Stadtsparkasse Borken tat- sächlich auf dem letzten Platz im aktuellen Größen-Ranking des Sparkassenverbandes DSGV. Rund 8.800 Privat- und zirka 500 Firmenkunden betreut die Sparkasse. 33 Mitarbeiter und drei Auszubildende beschäf- tigt das Institut. „Und wir haben als eine der wohl ganz wenigen kleinen Sparkassen noch einen Voll- zeit-Hausmeister“, schmunzelt Der Vorstand vor seinem Institut: Christoph Ernst und Mario Jahn (v. l.) schätzen die Nähe zu ihren Kunden (Foto links). In Borken spricht man noch viel vom einstigen Braunkohleabbau (Foto unten). BANK & FONDS Sparkassen 372 fondsprofessionell.de 3/2021 FOTOS: © CHRISTOPH HEMMERICH

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