FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2021

Ja, aber unsere Analysten prüfen in einem zweiten Schritt die externen Daten. Unter- nehmen aus entwickelten Ländern liefern sehr gute, standardisierte, vergleichbare Be- richte. Um bei einem ESG-Datenanbieter aufgenommen zu werden,müssen Sie mit- unter tausend Fragen beantworten. Außer- halb Europas fehlen solche Daten oft. Für uns ist das trotzdem kein großes Problem: Wir haben genug Finanzanalysten, um di- rekt bei den Unternehmen nachzufragen. Zu Ihrer Frage der Schätzung ein Beispiel: CO 2 -Reduktionsziele beruhen natürlich auf Schätzungen und können in manchen Perioden auch verfehlt werden. Aber diese Schätzung ist für uns sehr wichtig. Sie macht das Unternehmen transparenter. Wie wichtig sind für Sie Green Bonds? Oft wird ja kritisiert: Staaten finanzieren damit Projekte, die ohnehin auf demPlan stehen. Das ist doch gut, dann ist der Staat trans- parent. Man weiß genau, welche Projekte damit finanziert werden. Bei einem nicht so transparenten Bond kann das Geld auch in das Militärbudget fließen. Es wäre super, wenn es in 30 Jahren üblich ist, die nach- haltigen Investitionen ganz genau aufzu- schlüsseln.Die Frage ist eher: Warum gibt’s keinen speziellen Social Bond von Staaten, der die Projekte aufschlüsselt? Eigentlich hat in Europa fast jede Staatsanleihe eine soziale Komponente. Da ist das Kommunikationschaos program- miert. Der Bevölkerung sagt der Finanzmi- nister, es wird bei Krankenhäusern gespart, auf der anderen Seite verkauft er den Investoren einen Social Bond zur Finan- zierung des Gesundheitssystems. Ja, aber es ist transparent, und das ist wirk- lich wesentlich. Als ich den Fonds über- nommen habe, hat man nicht besonders viele ESG-Informationen bekommen. Das hat sich wirklich geändert. In puncto Green Bonds haben alle auf Deutschland als Benchmark geschaut. Dann kam2020 eine „Zwillingsanleihe“, die an die „gewöhnliche“ Anleihe gebunden ist. Wäre es besser, einen eigenen Green- Bond-Markt entstehen zu lassen? Ich sehe das pragmatisch. Es braucht Zeit, bis sich genügend grüne Projekte ent- wickeln. Die Regulierung drängt Investo- ren ja in solche Investments; da besteht die Angst vor einer grünen Blase. Eine Versi- cherung, die ihren CO 2 -Fußabdruck aus- weisen muss, hat den Druck, Green Bonds zu kaufen. Bis genug Material am Markt ist, ergibt es schon Sinn, die Liquidität nicht weiter einzuschränken und die Preise nicht zu treiben. Mich wundert da die ne- gative Berichterstattung. Dieser erste Schritt ist wichtig. Es ist ja auch immer so: Wenn ein braunes Unternehmen den ersten Green Bond begibt, sagen viele, das sei Greenwashing. Aber vielleicht geht das Unternehmen ja in die richtige Richtung. Unternehmen mit guten ESG-Noten sind bei Investoren begehrt.Wie sichern Sie sich im Fonds gegen eine grüne Blase ab? Ich sehe keine grüne Blase. Denn Nach- haltigkeit wird von allen Investoren und Staaten anders gesehen. Man kann sich an den Pariser Klimazielen orientieren oder an den zahlreichen Nachhaltigkeitsindizes, man kann auf soziale Komponenten schauen – und Themenfonds haben auch wieder einen individuellen Fokus. Da sind » Als ich den Fonds übernommen habe, hat man nicht besonders viele ESG-Informationen bekommen. Das hat sich wirklich geändert. « Jörg Moshuber, Amundi fondsprofessionell.de 4/2021 139

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