FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2021

Nebeneffekt: Findet man etwa eine Oppor- tunität in der Immobilienfinanzierung, so wird eben dort investiert. „Wir gehen aber nicht hin und versuchen ein gewisses Sek- tor-Exposure zu erreichen“, so Böttcher. Benchmark? Wozu? Mit diesem komplett benchmarkfreien Ansatz hat es der Fonds geschafft, eine Per- formance von 13,5 Prozent per annum zu erwirtschaften. Das hat nicht zuletzt mit den besonderen Rahmenbedingungen des Investmentuniversums zu tun: „Wir bewe- gen uns hier in mitunter sehr ineffizienten Märkten. Das nützen wir und generieren so Alpha“, berichtet Böttcher. Wenngleich es der Manager schafft, die Volatilität unter die des MSCI Emerging Markets zu drücken, stellen sich doch im- mer wieder massive Stressszenarien ein. So konnte sich der Fonds nicht von den Kurs- einbrüchen im Frühjahr 2020 abkoppeln, als er rund 40 Prozent an Wert verlor. An- statt die Nerven zu verlieren, „haben wir unsere Strategie aber beibehalten und nur in Einzelfällen nachgeschärft“. So hat man sich etwa von einer Fastfood-Kette getrennt, deren Schuldensituation vor der Pandemie als Hebel funktioniert hat, durch das Ausbleiben jeglichen Cashflows wur- de sie als Investment jedoch untragbar. Die Mischung aus ruhiger Hand und punktuell entschlossenem Durchgrei- fen hat sich ausgezahlt. Bei Redakti- onsschluss war der Fonds um rund 35 Prozent mehr wert als vor Ausbruch de Krise. FLOP Allerdings funktio- niert das Zuspitzen einer Strategie nicht immer, wie der Aberdeen Emerging Markets Infra- structure Equity zeigt. Der Fonds bil- det mit einer Zehnjahresperformance von kumuliert knapp vier Prozent das Schlusslicht im Top-Flop-Ranking. Bei Aberdeen sieht man die Performance gelas- sen: „Unser Ziel ist es, den Vergleichsindex auf einer rollierenden Dreijahresbasis netto um drei Prozent zu schlagen.Diese Vorgabe haben wir in den vergangenen Jahren mit Leichtigkeit erfüllt“, erklärt Fondsmanagerin Mubashira Bukhari Khwaja. ImZehnjahres- vergleich hinkt der Fonds jedoch nicht nur der von Mountain-View errechneten Peer- group hinterher, sondern auch demMSCI Emerging Markets Infrastructure Index, der laut Originaldokumenten als Vergleichs- index dient. Diese Benchmark hat im Beobachtungszeitraum laut Bloomberg-Da- ten ein Plus von 8,6 Prozent erwirtschaftet. Die Ergebnisdifferenz bedeutet, dass der Fonds einige Diskrepanzen zumVergleichs- index aufweist. Hervorstechend ist dabei der geografische Fokus auf China. Wäh- rend der Vergleichsindex hier nur etwas mehr als 15 Prozent investiert, machen im Aberdeen-Fonds Titel aus der Volksrepu- blik 30,1 Prozent des Portfolios aus. „Das ist ein Resultat unseres Bottom-up-Ansatzes“, erklärt Khwaja. „Speziell in China haben wir über diese Herangehensweise eine An- zahl von Unternehmen identifiziert, die Lösungen im Bereich der erneuerbaren Energie bereitstellen oder die Transition zu einer grüneren Wirtschaft ermöglichen – diese sollten von den aktuellen weltweiten Dekarbonisierungstrends profitieren.“ Investiert wird generell in herkömmli- che Infrastruktur, aber auch in IT, Kommu- nikationstechnologie, Immobilien oder Banken, über die Infrastrukturprojekte fi- nanziert werden. Insgesamt setzt die Mana- gerin auf staatliche Initiativen. „In China, Brasilien, Indien, Mexiko und Indonesien haben wir starke Anstrengungen von Re- gierungsseite im Infrastrukturbereich er- lebt.“Sie rechnet mit Bezug auf Kalkulatio- nen der Swiss Re damit, dass in den Emer- ging Markets bis 2040 jährlich 2,2 Bil- lionen Dollar in Infrastrukturprojekte fließen. Das sind zwei Drittel der welt- weiten Infrastrukturausgaben. Der Lö- wenanteil von 1,2 Billionen soll in die Volksrepublik fließen. Aberdeens Chi- na-Karte könnte also doch noch ste- chen. HANS WEITMAYR FP FP Die chinesische Karte Aberdeen Emerging Markets Infrastructure Eq. ISIN LU0523222866 Ausgabeaufschlag max. 5,00 % Laufende Kosten 2,23 % p. a. Erstausgabedatum 29. 11. 2010 Fondsmanagement Mubashira Bukhari Khwaja 70% 80% 90% 100% 110% 120% 130% 140% ’21 I 2020 I I I I I 2015 I I I I 2011 Aberdeen EmergingMarkts Infrastructure Equity » Wir haben die Strategie im März 2020 beibe- halten und nur in Einzel- fällen nachgeschärft. « Stefan Böttcher, Magna New Frontiers Rahmenbedingungen: Die Top-Flop-Fonds werden für jede Ausgabe gemäß den Auswertungen des Datendienstleisters Mountain-View eruiert. Entscheidend ist die Performance der vergangenen zehn Jahre in einem bestimmten Sektor im Ver- gleich zur erhobenen Peergroup.Voraussetzungen sind aktives Management sowie die Zulassung in Deutschland und Öster- reich. Außerdem müssen die Produkte einen Schwellenwert von zumindest 100 Millionen Euro an verwaltetem Vermögen aufweisen. Als top wird der Fonds gewertet, der unter Erfül- lung dieser Kriterien die Liste anführt. Der letztgereihte Fonds wird als Flop gewertet. fondsprofessionell.de 4/2021 193

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=