FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 4/2021

Handwerker von der Bank Immer mehr externe Akteure dringen in das Finanzwesen vor. Manche Institute blasen zum Gegenangriff und bieten ihrerseits bankfremde Dienste an. Die Kunden scheinen skeptisch – noch. B anken ließen sich so einiges einfallen, um Kunden in ihre Filiale zu locken. Sie siedelten Restaurants, Paketshops oder Begegnungszentren an ihren Standorten an. Das Kalkül dahinter: Die Bank soll zur Anlaufstelle für verschiedene Dienste wer- den. Das soll dem Kerngeschäft zuträglich sein – vielleicht schlie- ßen die Kunden ja mit einem Paket unterm Arm eine Alters- vorsorge ab? Doch Corona warf viele Ideen über den Haufen, das Massensterben der Filialen be- schleunigte sich. Ein anderer Hoffnungsschim- mer für die Finanzinstitute ist ein offenes Konzept. Die Geld- häuser holen nicht nur hauseige- ne, sondern externe Angebote ins Sortiment und agieren wie ein Vergleichsportal. Eine andere Idee ist die Erweiterung des Stammgeschäfts. So könnte die Bank etwa die Hausverwaltung übernehmen oder Handwerker vermitteln. Eine Umfrage der Unternehmensberatung Investors Marketing weckt aber Zweifel, ob dies bei den Kunden auf Gegenliebe stößt. Der Handlungsdruck, unter dem die Banken stehen, ist jedenfalls groß. „Die Margen im Zinsgeschäft schrumpfen, die Provisionserträge aus demWertpapier-, Bau- spar- und Versicherungsgeschäft lassen sich zwar noch steigern, können aber den Zins- rückgang so schnell nicht kompensieren“, umreißt Oliver Mihm, Vorstandschef von Investors Marketing, das Dilemma (siehe Grafik). „Kosten zu senken und Gebühren zu erhöhen reicht nicht mehr.“ Kontaktpunkt verloren Obendrein verlieren die Banken im Zu- ge der Digitalisierung den Kon- taktpunkt zu den Kunden. „Im- mer weniger Kunden kommen in die Filialen oder nehmen sich Zeit für ein Gespräch“, erläutert Mihm. „Bankthemen sind für viele Kunden oft nur lästig und kein Grund, den Kontakt öfter als nötig zu suchen – die Kun- denschnittstelle geht sukzessive verloren.“Das verschafft anderen Akteuren Spielraum. So dringen Technologieplatt- formen wie Amazon und Co. mit ihrer umfassenden Kunden- kenntnis in die Domäne der Banken vor. Fintechs als speziali- sierte und hocheffiziente Anbie- Geldhäuser wollen sich mithilfe von Services, die nichts mit Bankdienst- leistungen zu tun haben, gegen die aufkeimende Konkurrenz wehren. Sie vermitteln Handwerker oder übernehmen die Hausverwaltung. Anhaltender Schwund Ertragsquellen deutscher Banken Die Institute steigern zwar die Provisionserträge. Dennoch bleiben die Zinseinnahmen die tragende Säule – die schrumpft. Quelle:DeutscheBundesbank 0 50 100 150 200 250 300 2020 2019 2018 2017 2016 2015 2014 2013 Zinserträge Provisionserträge Mrd. Euro BANK & FONDS Kundenbindung 380 fondsprofessionell.de 4/2021 FOTO: © AYCATCHER | STOCK.ADOBE.COM

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