FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2022

Editorial MEINUNG wwk-premiumfondsrente.de E s war Anfang Januar, als erste Ideen eines Ex- pertengremiums durchsickerten, das der EU- Kommission Vorschläge für ihre Sozial-Taxonomie unterbreiten soll. Die Rüstungsbranche, so hieß es, sollte demnach wohl als nicht nachhaltig gelten. Den meisten Medien war das nur eine Randnotiz wert, zu selbstverständlich schien diese Einstufung. Entsprechend hilflos wirkten die Aussagen einiger Lobbyisten, die Probleme bei der Kapitalbeschaf- fung befürchten, sollte ihre Branche auf einer schwarzen Liste landen. „Es sind Pistolen von uns, mit denen unsere Polizisten täglich auf der Straße sind“, erinnerte der Finanzvorstand von Heckler & Koch. Ein besseres Argument fiel ihm nicht ein. Das lieferte nur Wochen später Wladimir Putin. Plötzlich trifft die Forderung der Rüstungskonzerne, als nachhaltig eingestuft zu werden, auf Zustim- mung. „Verteidigung ist nicht sozial schädlich! Sie ist notwendig!“, meint etwa der CSU-Politiker Alexander Radwan. „Sicherheit ist die Grundlage für Nachhaltigkeit in all ihren Dimensionen.“ Waffen sind leider notwendig, das stimmt. Doch das macht sie noch lange nicht nachhaltig. Die Taxonomie zielt nicht darauf ab,Dinge zu verbieten. Sie soll vielmehr fördern, was gesellschaftlich gewollt ist. Ein Mehr an Waffen ist genauso wenig wünschenswert wie ein Mehr an Tabak, Alkohol oder Pornografie. Darum ist es gerechtfertigt, wenn ein Rüstungskonzern künftig höhere Zinsen zahlt als ein Windradhersteller.Das gilt selbst dann, wenn seine Waffen der Landesverteidigung dienen. FP Nachhaltig am Thema vorbei diskutiert Ihr Bernd Mikosch, Chefredakteur fondsprofessionell.de 1/2022 9 FOTO: © AXEL GAUBE FÜR FONDS PROFESSIONELL

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