FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2022

Besonderer Anlass Übernahmen und Fusionen schüren meist Unruhe unter Mitarbeitern und Aktionären. Doch manche Fondsmanager setzen genau auf solche Sondersituationen. D ie Börsenkurse spielten wieder einmal verrückt. Zwei Jahre nach dem Coro- na-Crash sorgte der von Russlands Präsi- dent Wladimir Putin angeordnete Ein- marsch in die Ukraine für einen Abverkauf bei Aktien. Die Rückgänge rangieren im zweistelligen Prozentbereich. Vergleichswei- se stabil hielten sich dagegen Hedgefonds. So rutschte das HFRI-Barometer, das die Entwicklung des breiten Hedgefondsmark- tes widerspiegelt, seit Jahresbeginn lediglich 1,4 Prozent ins Minus.Manche dieser Stra- tegien stehen über UCITS-Fonds auch einem breiteren Publikum offen – wie der sogenannte Event-Driven-Ansatz. Dahinter verbergen sich Strategien, die auf Sondersituationen bei Unternehmen abzielen. Die Spannweite reicht hier von in Schieflage geratenen Firmen bis hin zu Fusionen, Übernahmen oder Abspaltun- gen. Jüngste Beispiele sind der Autovermie- ter Europcar, den ein Konsortium um den Fahrzeugbauer Volkswagen übernehmen will, oder der Kauf der Spielefabrik Acti- vision Blizzard durch den Softwareriesen Microsoft. Obgleich viele der Event-Driven- Ansätze auf Aktien abzielen, fiel der Kurs- rückgang entsprechender Fonds vergleichs- weise moderat aus. Die Mountain-View- Kategorie „Event Driven“ etwa lag bei Redaktionsschluss Mitte März seit Jahresbe- ginn gerechnet nur 2,5 Prozent im Minus (siehe Grafik nächste Seite). Doch wie gehen die Fondsmanager konkret vor? „Das größte Ereignis für ein Unternehmen stellt eine Übernahme dar“, hält zunächst einmal Oliver Scharping von Bantleon fest. „Dies ist bei Weitem das ein- schneidendste Eingreifen in die Eigentü- mer- sowie in die Unternehmensstruktur.“ Der Kurs der Aktie eines Übernahmeziels reagiere dementsprechend zum Teil bin- nen Sekunden auf die Ankündigung der Übernahmeabsicht. „Wenn das Angebot beispielsweise auf 100 Euro lautet, ist es vorstellbar, dass sich der Kurs bei 98 Euro einpendelt und dort lange Zeit verharrt“, führt Scharping aus. Die Strategie des sogenannten „Merger Arbitrage“ setzt genau hier an. „Klassische, langfristige Investoren nutzen solche Gele- genheiten, um die Gewinne mitzunehmen“, erläutert Scharping. „Die meisten Anleger warten den Abschluss der Übernahme nicht ab, sondern steigen vorher aus.“ Pläne durchkreuzt Am Ende halten häufig nur Indexfonds und Arbitrageure die Aktien. „Denn die Kartellbehörden können die Genehmigung noch versagen oder die Finanzierung kann ins Wanken geraten“, erklärt der Bantleon- Manager. Die Merger-Arbitrage-Manager wägen die Wahrscheinlichkeit ab, ob ein Übernahmeangebot tatsächlich auch in einen Zusammenschluss mündet. „Genau hier setzt unsere Analyse an“, so Scharping. Denn neben Wettbewerbsbedenken können weitere Störfaktoren Übernahme- » Manche Unternehmen wollen mit einem Spin- off Ballast loswerden. « Michael Buchholz, GAM Europcar zählt derzeit zu den Über- nahmezielen. Ein Konsortium um den Volkswagen-Konzern will den Autovermieter kaufen. Einige Fonds haben sich auf solche besonderen Ereignisse spezialisiert. MARKT & STRATEGIE Event Driven 146 fondsprofessionell.de 1/2022 FOTO: © SERGEY KOHL | STOCK.ADOBE.COM

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