FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2022

pläne durchkreuzen. „Bei den Deals kön- nen sich auch aktivistische Investoren ein- mischen“, sagt Scharping. „Manche kaufen sich in das Zielunternehmen ein und for- dern einen höheren Übernahmepreis.“ Andere würden beim Käufer einsteigen und fordern, den Deal abzublasen. Grundsätzlich erscheint die Strategie des Merger Arbitrage aber als sichere Bank. Im Schnitt scheitern lediglich vier bis sechs Prozent der Übernahmen, be- richtet der Bantleon-Manager. „Diese Fälle herauszufiltern stellt unsere Zunft dar.“ Dafür hole sich das Team auch die Meinung von Kartellrechts- anwälten oder Kennern der jeweiligen Branche ein. Die Differenz von zwei Euro aus dem eingangs erwähnten Bei- spiel „ergibt immer noch eine ansehnliche Rendite, gerade annualisiert betrachtet“, resü- miert Scharping. Als weiterer Baustein von Event-Driven-Strategien gelten Spin-offs. Ein aktuelles Beispiel ist die Abspaltung der Last- wagensparte vomDaimler-Konzern, die als eigenständiges Unternehmen an die Börse ging. Auch hier agieren die Fondsmanager als Arbitrageure. „Denn viele Aktionäre hal- ten mit einem Spin-off ein Unternehmen im Portfolio, das sie so vielleicht gar nicht wollen“, erläutert Michael Buchholz, Vertriebsleiter von GAM Investments in Deutschland.Daher verkaufen einige Inves- toren die Titel nach ihrer Ausgliederung, der Aktienkurs des Spin-offs fällt. Garantierte Ausschüttung Nach ein paar Monaten als eigenständi- ges Unternehmen nehmen Analysten die Bewertung auf, die ersten Quartalszahlen erscheinen – und die Aktienkurse steigen häufig wieder. In dieser Phase springen die Event-Driven-Strategien ein. Allerdings gibt es auch hier Fallstricke. „Manche Unterneh- men wollen mit einem Spin-off Ballast los- werden“, sagt Buchholz. Dementsprechend klopfen die Fondsmanager ab, welche Aus- sichten ein Spin-off birgt. Auf die Besonderheiten des Übernahme- rechts haben sich Dirk Sammüller und Thomas Einzmann spezialisiert.Die beiden stehen für die Strategie des Greiff Special Situations.Das Duo war bislang unter dem Dach von TBF Asset Management ange- dockt, hat sich aber jüngst mit der Grün- dung ihrer Gesellschaft Capio Capital selbstständig gemacht. „Vom Übernahme- kandidaten über Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag und Squeeze- out bis hin zum Spruchverfahren decken wir alle Situationen ab“, umreißt Sam- müller die Strategie. Ein großes Gewicht nehmen Beherr- schungs- und Gewinnabführungsverträge ein. „Derzeit entfallen rund 60 Prozent der Allokation auf die- sen Bereich“, sagt Einzmann. „Hier lassen sich sehr stabile Er- träge erzielen.“ Der Abschluss eines Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrags kommt einer Übernahme gleich oder mündet in einer Komplettübernahme des be- herrschten Unternehmens. Der Clou: Wird dabei eine regelmäßige Ausgleichszahlung an die Minderheitsaktionäre vereinbart, fließt diese unab- hängig vom wirtschaftlichen Erfolg. Die Anteilseigner erhal- ten also eine Art garantierte Dirk Sammüller, Capio Capital: „Während Dividenden gekürzt werden können, blieben die Auskehrungen bei Gewinnabführungsverträgen stabil.“ Thomas Einzmann, Capio Capital: „Im Idealfall haben wir Übernahmekandidaten bereits identifiziert und eine kleine Position aufgebaut.“ Stabile Alternative Wertentwicklung in Prozent im Vergleich Fonds der Kategorie „Event Driven“ weisen deutlich geringere Schwankungen auf als der breitere Markt. Quelle:Mountain-View |Teletrader 70% 80% 90% 100% 110% 120% 130% ’22 I 2021 I 2020 I 2019 I 2018 I 2017 Event-Driven-Fonds Euro Stoxx 50 MARKT & STRATEGIE Event Driven 148 fondsprofessionell.de 1/2022 FOTO: © MARC WITTENBORN (2)

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=