FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2022

analysehaus Bulwiengesa. „Vielmehr wer- den die qualitativen Ansprüche an die Büro- fläche steigen, denn Büroarbeitende wollen sich auch am Arbeitsplatz wohl fühlen.“ Sedlák bringt es auf den Punkt: „Die Ver- änderungen, die es in der Nachfrage nach Büroflächen gibt, sind weniger quantitati- ver, sondern vielmehr qualitativer Art.“ Hybride Formen Eine Unternehmensbefra- gung durch die IHK Berlin ergab, dass je ein Viertel der Befragten verstärkt auf Home- office setzt beziehungsweise zur Präsenzkultur zurückkeh- ren will. Aber etwa die Hälfte der Unternehmen plant, hy- bride Formen zu etablieren, die beides miteinander kom- binieren. Gewissermaßen ist die Frage, ob künftig mehr oder weniger Fläche ge- braucht wird, falsch gestellt. Denn die Erwartungen an den Büroraum ändern sich. „Mitarbeiter werden auch künftig gern in attraktive,mo- derne Büroflächen in guter Lage kommen“, sagt Pamela Hoerr. Sie ist Vorständin von Real IS, der Investmenttochter der Bayeri- schen Landesbank, die Immobilienfonds anbietet. „Für den Menschen als soziales Wesen wird das Büro aber zunehmend der Meeting Point, das Lagerfeuer, um das sich das Team sammelt und kreativ und kolla- borativ arbeitet.“ Für ergebnisoffene Kom- munikation ist der Videocall nicht das rich- tige Medium, und je abstimmungsintensi- ver Tätigkeiten sind, umso eher braucht es ein entsprechendes Umfeld. Zellenbüros, um darin Routineaufgaben abzuarbeiten, werden wahrscheinlich immer weniger nachgefragt werden. „Der neue Stil zu ar- beiten erfordert mehr Raum für hybride wie für physische Treffen: Meeting Rooms, Lounges, Sitzecken“, sagt Fondsmanagerin Hoerr, „das erfordert ebenfalls Fläche.“ War for Talents Die Fortsetzung des Technologie- und Innovationsschubs ist dringend notwendig. Denn er allein kann das Versprechen wirt- schaftlichen Wachstums noch einlösen und wird auch für die Bewältigung der Klimaprobleme immer wichtiger. Aber er macht den Fachkräftemangel zur zentralen Herausforderung. Hier rückt ein neues Verständnis des Bü- ros als Produktiv- statt Kosten- faktor immer stärker in den Blick. „Die Qualität von Ar- beitsplätzen und Büroflächen ist ein Schlüsselfaktor für die Produktivität von Unterneh- men“, sagt Marcel Sedlák und stößt auf Resonanz bei Inves- toren und Vermietern. „Künf- tige Arbeitssituationen müs- sen flexibler, offener und transparenter sein“, resümiert Alexander Isak von der UBS. „Dann sind sie für Unterneh- men ein wichtiger Wettbe- werbsvorteil, um im ‚War for Talents‘ auch zukünftig zu bestehen.“ TILMAN WELTHER FP Marcel Sedlák, HB Reavis: „Die Qualität von Arbeitsplätzen und Büroflächen ist ein Schlüssel- faktor für die Produktivität von Unternehmen.“ Pamela Hoerr, Real IS: „Für den Menschen als soziales Wesen wird das Büro zunehmend das Lagerfeuer, um das sich das Team sammelt.“ Horror vacui Nach zehn Jahren nimmt der Leerstand erstmals zu Trotz eines absolut immer größer gewordenen Büroflächenangebots herrscht relative Knappheit. Quellen:Berenberg,NAIApollo,Greif&Contzen,E&WRealEstate,Colliers, IREBS 90 95 100 105 (2011 = 100) 0 % 2 % 4 % 6 % 8 % 10 % 12 % 2020 2019 2018 2017 2016 2015 2014 2013 2012 2011 3,56 % 8,88 % Büroflächenbestand in Deutschland Leerstand » Die qualitativen Ansprüche an die Büro- fläche werden steigen. « Sven Carstensen, Bulwiengesa SACHWERTE Büroimmobilien 222 fondsprofessionell.de 1/2022 FOTO: © HB REAVIS, REAL IS

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