FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2022

Zwischen Soll und Ist Früher legten die meisten Sachwertanbieter Jahr für Jahr eine Leistungsbilanz vor. Inzwischen ist das Format verschwunden – abgesehen von ein paar rühmlichen Ausnahmen. O b die Investition in einen Sachwert er- folgreich ist oder nicht, hängt maß- geblich von der Qualität des Managements ab, das ihn bewirtschaftet. Das gilt unab- hängig davon, ob es sich um einen alter- nativen Investmentfonds nach Kapital- anlagegesetzbuch (KAGB), um eine Ver- mögensanlage oder um eine festverzins- liche Anleihe handelt. Dementsprechend hängt die Entschei- dung, die ein Anleger für oder gegen ein bestimmtes Sachwertinvestment fällt, we- sentlich davon ab, was er dem jeweiligen Manager zutraut. Um das zu beurteilen, hilft ein Blick in die Vergangenheit und die Frage: „Was hat er denn bisher so geleistet?“ Leistungsbilanzen Antworten darauf gibt die Leistungs- bilanz eines Anbieters. Während der Boomjahre des geschlossenen Fonds, et- wa von 2000 bis 2010, war die Leistungs- bilanz ein weit verbreitetes Instrument, sich selbst darzustellen und Anlegerver- trauen zu gewinnen. Neben dem Emis- sionsprospekt, für den es seit 2005 – an- ders als bei Leistungsbilanzen – eine ge- setzliche Vorgabe gibt, verwiesen Sachwert- anbieter gern auf ihre Leistungsbilanz. Sie war die Visitenkarte ihres Hauses: Wer et- was auf sich hielt, hatte eine. ImArchiv von FONDS professionell finden sich für das Jahr 2007 weit über 100 Leistungsbilanzen. Kein Standard Die Freiheit in der Selbstdarstellung sorg- te allerdings auch dafür, dass das vorgebli- che Anliegen, nämlich die Transparenz zu erhöhen, auf der Strecke blieb. Dazu waren Art und Umfang der vorgestellten Zahlen zu unterschiedlich – und die Fonds, die nicht gut liefen, ließ man einfach weg. So gesehen war es ein Meilenstein, als der da- malige Verband Geschlossene Fonds (VGF) 2007 einen Standard zur Erstellung von Leistungsbilanzen verabschiedet hat. Seine damals 45 Mitglieder wurden darauf ver- pflichtet, auf der Basis eines Soll-Ist-Ver- gleichs „zumindest über alle diejenigen vom Emissionshaus öffentlich angebote- nen geschlossenen Fonds zu berichten, die sich in der Bewirtschaftung befinden oder die innerhalb der letzten zehn Jah- re aufgelöst wurden“. 2014 lockerte der Verband allerdings vor demHintergrund des mittlerweile ver- abschiedeten KAGB den Standard und ließ es zu, mit Durchschnittswerten und nach Assetklassen getrennt zu arbeiten. Ein paar Jahre später gab er auf. „Die Mitglieder ha- ben sich bereits vor einigen Jahren darauf verständigt, keine Performancedarstellung auf Grundlage eines Verbandsstandards mehr zu erstellen“, sagt Frederik Voigt, Ab- teilungsleiter Investitionskapital beim inzwi- schen für den Sachwertmarkt zuständi- gen Verband ZIA. „Auch ein neuer Standard ist derzeit nicht geplant.“ Letzte Mohikaner Das hat allerdings nicht dazu geführt, dass wieder mehr Leistungsbilanzen erstellt würden. Im Gegenteil: Gerade einmal zwölf Anbieter von Sachwertinvest- ments haben für das Jahr 2020 einen Per- formancebericht veröffentlicht. Darunter auch BVT, Anbieter von Sachwertinvest- ments seit mehr als 40 Jahren. „Tatsächlich aber ist seine Fortführung in der bisherigen Kaum ein Emissionshaus dokumentiert noch regelmäßig die Ergebnisse seines Fondsmanagements. Anfällig für so manche Darstellungstricks waren Leistungsbilanzen allerdings auch früher schon. SACHWERTE Leistungsbilanzen 224 fondsprofessionell.de 1/2022 FOTO: © PICOSTUDIO | STOCK.ADOBE.COM

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