FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2022

mend steigen. 2020 hatte es noch durch- schnittlich 1,77 Prozent Beitragssteigerung gegeben, nach 1,68 Prozent im Jahr davor und 1,44 Prozent im ersten Ratingjahrgang 2018. „Die steigende Tendenz der Beiträge imNeugeschäft lässt sich mit den langsam alternden Beständen der 2012 eingeführten Unisex-Tarifgeneration begründen“, sagt M&M-Analyst Thorsten Bohrmann. „Das Niveau der früheren Bisex-Tarife mit fünfprozentigen Anpassungen pro Jahr ist aber noch lange nicht erreicht“, gibt sich Bohrmann optimistisch. Die Verteilung in- nerhalb der Rating-Bewertung bestätigt diese Tendenz.Die Zahl der Fünf-Sterne-Ta- rife, die nur eine sehr geringe Anpassung der Beiträge vornehmen, sinkt zwar. „Mit 317 Vier- und Fünf-Sterne-Tarifen von 808 Tarifen insgesamt zeigt sich aber nach wie vor ein großer Teil sehr stabil“, betont der Analyst. Eine große Spreizung zwischen ei- nerseits stabilen und andererseits stark stei- genden Beiträgen in der Tarifpalette finden sich laut Rating insbesondere bei Allianz, Axa, Inter, R+V, Signal Iduna, Universa und der Versicherung im Raum der Kirchen (VRK). Die DEVK hat ihre Unisex-Voll- kostentarife in den vergangenen fünf Jah- ren dagegen am wenigsten verteuert und bekam durchweg ausgezeichnete Noten. Deutlicher Anstieg Kurz vor der M&M-Veröf- fentlichung war der „PKV- Marktausblick“der Ratingagen- tur Assekurata mit Blick auf die Beitragsanpassungen kritischer ausgefallen. Zwar stiegen die Leistungsausgaben in der Voll- versicherung 2020 pandemie- bedingt mit 2,9 Prozent deut- lich moderater als in den bei- den Vorjahren, in denen die Kostensteigerungen über vier Prozent lagen. „Doch bereits zu Beginn 2021 hatten die Gesell- schaften die Beträge marktweit schon so stark angepasst wie seit 2010 nicht mehr“, berichtet Fachkoor- dinator Gerhard Reichl. Im Schnitt stiegen die Bestandsbeiträge seinerzeit im Beihilfe- segment um 5,7 Prozent und imNicht-Bei- hilfebereich um 7,7 Prozent (siehe Grafik). Doch was kostet die PKV aktuell eigent- lich einen Besserverdiener? Ansätze für eine Antwort liefert das PKV-Rating des Infor- mationsdienstes Map-Report aus dem Hause Franke und Bornberg (Nr. 921) vom November. Darin wurden 13 Anbieter (Marktanteil: 47 Prozent) in den Bereichen Bilanz, Service sowie Vertrag nach definier- ten Kriterien untersucht. Was den Vertrag angeht, wurden auch die Beiträge der Voll- kostenversicherung für Angestellte einbezo- gen. Allgemein stiegen die Beiträge vom Jahr 2000 bis heute in der Beispielrech- nung im Schnitt um 3,9 Prozent pro Jahr. Anfang 2021 kletterte der Beitrag durch- schnittlich um fast sechs Prozent. Konkret liefert der Map-Report zwar kei- nen Preis-Leistungs-Vergleich, aber Muster- rechnungen für den Modellfall eines Ange- stellten, der die Police am 1. Januar 2000 als 32-Jähriger abgeschlossen hat. Über 20 Jah- re im Bestand desselben Tarifs schaffen es nur drei Gesellschaften, die durchschnittli- che Beitragsanhebung unter drei Prozent zu halten (siehe Tabelle nächste Seite). Im Gesamt-Rating des Map-Report kam von diesen preisstabilsten Gesellschaften jedoch nur die Signal Iduna auf ein hervorragen- des Ergebnis. Concordia schaffte eine sehr gute Bewertung, die Mecklenburgische ein gutes Urteil. „Die ‚beste Kran- kenversicherung‘ gibt es nicht, sondern nur den jeweils am besten geeigneten Tarif eines leistungsfähigen Versicherers“, meint Map-Report-Chef Rein- hard Klages. Massive Kritik Das beste Preis-Leistungs-Ver- hältnis für Angestellte hatte im November auch das Deutsche Finanz-Service Institut (DFSI) zu ermitteln versucht. Vollkos- tentarife von 17 Anbietern für drei Absicherungsniveaus ka- men unter die Lupe. Beim Pre- miumschutz erzielten die Hal- Jahr für Jahr teurer Durchschnittliche Beitragssteigerung der privaten Vollversicherung 1 So schnell wie zuletzt stiegen die Beiträge in der privaten Krankenversi- cherung lange nicht mehr. 1 BeidenvonAssekuratageratetenKrankenversicherern |Quelle:Assekurata 0 % 1 % 2 % 3 % 4 % 5 % 6 % 7 % 8 % ’21 2020 I I I I 2015 I I I I 2010 I 2008 Nicht-Beihilfe Beihilfe » Die Gesellschaften haben die Beträge in der Vollversicherung 2021 so stark angepasst wie seit 2010 nicht mehr. « Gerhard Reichl, Assekurata fondsprofessionell.de 1/2022 287

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