FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2022

Masse muss kein Nachteil sein, im Gegenteil. Entscheidend ist aber, den- noch schnell und beweglich zu blei- ben. Was für das Sumo-Ringen gilt, trifft gewissermaßen auch auf die Asset-Management-Branche zu. Schwer und dynamisch Der Fondsabsatz in Deutschland erreichte 2021 ein neues Niveau. Dieser Erfolg wird angesichts der Börsenturbulenzen kaum zu halten sein. Völlig einbrechen dürfte das Geschäft jedoch auch nicht. A ls der Fondsverband BVI am 10. Fe- bruar seine Zahlen für das Jahr 2021 präsentierte, schien unvorstellbar, was ge- nau zwei Wochen später wenige hundert Kilometer östlich passieren sollte: Russ- lands Truppen marschierten in die Ukraine ein. Auf einen Schlag war das gute Geschäft des Vorjahres vergessen, fortan bestimmte der bange Blick in eine unge- wisse Zukunft das Geschehen. „2021 war ein Ausnahme- jahr“, sagte BVI-Präsident Alexander Schindler. Leider spricht tatsächlich einiges da- für, dass sich der Absatzerfolg so schnell nicht wiederholen lassen wird. Zwar ist noch nicht zu beobachten, dass die Privatkunden, die sich mit Tei- len ihres Ersparten gerade erst an die Börse getraut hatten, ihr Geld schon wieder panisch ab- ziehen. Klar ist aber auch, dass sich die meisten mit neuen Investments zurückhalten werden, solange die Kurstur- bulenzen anhalten. Auch wenn 2021 vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine wie eine weit entfernte Vergangenheit wirkt, lohnt sich der Blick zurück, lassen sich so doch einige Trends erkennen, die wahrscheinlich auch in Zukunft noch ihre Gültigkeit haben – und die darauf hoffen lassen, dass das Geschäft sich zwar eintrübt, aber nicht vollends zusammenbricht. Wichtiges Sparplangeschäft Unterm Strich sammelten die Invest- mentgesellschaften mit Publikums- und Spezialfonds 2021 in Deutschland 256 Mil- liarden Euro ein, so viel wie nie zuvor. Das verwaltete Vermögen erreichte zum Jahresende 4,3 Billionen Euro – auch das ein Rekord. Als wesentlichen Grund hat der BVI die Kombination aus hoher Inflationsrate und Nega- tivzinsen ausgemacht. Zuletzt waren Anleger in den 1970er- Jahren mit so niedrigen Real- zinsen konfrontiert. Dass sie in dieser Lage die Börse für sich entdeckten, ist eine vernünftige Entscheidung. „Viele Sparer haben offenbar ihre chronische Distanz zur Wertpapieranlage verloren“, sagt Schindler. Selbst wenn alles auf eine Zinswende hindeutet: Die Realzinsen dürf- Flächendeckend Zuflüsse In den Vorjahren hatten beim Absatz meistens Mischfonds die Nase vorn. 2020 und 2021 standen Aktienfonds ganz oben in der Anlegergunst. Quelle:BVI 50,0 Mrd. Euro Nettomittelaufkommen offener Publikumsfonds 2021 in Deutschland Mrd. Euro 0 10 20 30 40 50 60 Sonstige Immobilienfonds Geldmarktfonds Rentenfonds Mischfonds Aktienfonds 41,8 10,3 7,7 7,2 1,3 VERTRIEB & PRAXIS BVI-Statistik 336 fondsprofessionell.de 1/2022 FOTO: © KADENKEI | STOCK.ADOBE.COM

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