FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2022

Ergebnisse veröffentlichte das Haus aber nie.Die Ratinggesellschaft Morningstar leg- te Ende Juni 2019 nach: „Die Entschei- dung dieses Management-Teams, in gro- ßem Stil in illiquide, risikoreiche Unterneh- mensanleihen zu investieren, die alle mit dem deutschen Unternehmer Lars Wind- horst verbunden sind, wirft Bedenken hin- sichtlich der Robustheit beziehungsweise Wirksamkeit des Risikomanagements auf“, argumentierte Morningstar-Analystin Mara Dobrescu. „Die Schwächen, die sich bei der Risikokontrolle des Fonds gezeigt haben, sind schwer zu ignorieren.“ Fonds eingefroren Diese offenbarten sich erneut im März 2020 im Zuge des Börsenbebens wegen der Corona-Pandemie. Einige H2O-Fonds trafen die Turbulenzen hart, oft deutlich schwerer als die Konkurrenten. Die Ver- luste mündeten darin, dass die französische Finanzaufsicht Autorité des Marchés Finan- ciers (AMF) Ende August 2020 bei drei Fonds den Stopp von Anteilsausgabe und -rücknahme veranlasste. H2O fror zudem vier Publikumsfonds sowie einen Spezialfonds ein. Als Grund für die Schließung verwies die Gesellschaft auf „Unsicherheiten“ bei der Bewertung von Wertpapieren – sprich den Windhorst- Bonds. Die zuvor angekündig- te Rückkaufaktion der Papiere sei noch „unvollständig“. Das Versprechen, niemals die Tore der Portfolios zu schließen,war gebrochen. Das einstweilige Einfrieren verschaffte Crastes jedoch Zeit, die Fonds aufzuteilen. Die schwer handelbaren Papiere wurden in „Side-Pockets“ aus- gelagert. Diese Seitentaschen sollten abgewickelt werden. Die Fonds mit den liquiden Vermögenswerten öffneten im Oktober 2020 wieder. Sie beka- men das Kürzel „FCP“ in den Namen, um sie von den illiquiden Portfo- lios abzugrenzen.Doch es kam zu weiteren Einschnitten. Beim H2O Fidelio, der nicht zu den eingefrorenen Vehikeln zählte, wur- de die komplette Auflösung eingeleitet,wie FONDS professionell enthüllte. Derweil entschloss sich die Bankmutter Natixis, die mittlerweile unter neuer Füh- rung stand, zu einem Schlussstrich: Die Beteiligung an der Boutique sollte verkauft werden. „Im Fall von H2O kamen beide Seiten nach zehn Jahren Zusammenarbeit vor dem Hintergrund der Ereignisse der vergangenen 18 Monate zu dem Schluss, dass es besser für alle ist, getrennte Wege einzuschlagen“, sagte Jean Raby, damaliger Vorstandschef von Natixis Investment Ma- nagers, im Interview mit FONDS profes- sionell, das imMärz 2021 erschien. Kurz danach verließ der gebürtige Kana- dier Raby Natixis. Aber auch Investoren zo- gen sich bei H2O zurück, etwa Dachfonds- manager Sauren: „Wir erhielten nicht die notwendige Transparenz, um die Fonds- portfolios unserem Qualitätsanspruch ent- sprechend beurteilen zu können“, begrün- dete Sauren damals den Schritt. Im Visier der Aufsicht Die Auflösung der „Seitentaschen“ kam derweil kaum voran. Vielmehr geriet Windhorst ins Visier der Finanzaufsicht Bafin, wie im Sommer 2021 bekannt wur- de. Die Aufsicht hatte bereits im Mai Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Berlin erstattet. Der Grund: Es bestehe der An- fangsverdacht des Verstoßes gegen das Kre- ditwesengesetz. Der Stein des Anstoßes war das Finanzve- hikel „Evergreen“, mit dem Windhorst seine Anleihen von H2O zurückkaufen woll- te. Die Bafin ging offenbar dem Verdacht nach, dass über Evergreen Finanzgeschäfte ge- tätigt wurden, für die es eine Banklizenz gebraucht hätte. Der Fall schien für Wind- horst dann im November 2021 geklärt. „Ich habe heute mit Zustimmung der Bundes- anstalt für Finanzdienstleis- tungsaufsicht Einlagen in Hö- he von insgesamt 132,5 Mil- » Der Ansatz von H2O ist und war es immer, dahin zu gehen, wo andere sich nicht hinwagen. « Vincent Chailley, H2O Asset Management Starke Schwankungen Der zweitgrößte Fonds im Sortiment der Boutique erlitt ebenfalls heftige Rückschläge. Quelle:Mountain-View |Teletrader 120 140 150 I 2021 I 2020 I 2019 I 2018 I 2017 Anteilspreis H2O Adagio FCP 132,09 Euro 126,62 Euro Euro VERTRIEB & PRAXIS H2O 350 fondsprofessionell.de 1/2022 FOTO: © H2O ASSET MANAGEMENT

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