FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2022

ten – und gleichzeitig ein Verwahrentgelt auf ihre Einlagen zahlen sollten. Die Inflation ist schon länger ein ständiges Thema in unseren Kundengesprächen.Mit einer Inflationsrate von über fünf Prozent hat das Thema jedoch eine neue Dynamik erfahren. Auf der Suche nach Rendite kommt man bei dem aktuellen Zinsniveau an Wertpapieren nicht vorbei. Das Ver- wahrentgelt mag in Einzelfällen auch eine Rolle gespielt haben. Jedoch sind über 90 Prozent unserer Privatkunden hiervon gar nicht betroffen. Jetzt gibt es eine neue Situation: den Krieg in der Ukraine, verbunden mit heftigen Ausschlägen an den Finanzmärkten. Wie reagieren die Kunden darauf? Wollen viele ihr gerade investiertes Geld schon wieder abziehen? Es ist derzeit kaum ein Beratungsgespräch vorstellbar, in dem nicht auch der Krieg in der Ukraine ein Thema wäre.Dabei geht es vordergründig nicht einmal um die Markt- auswirkungen, sondern vor allem um die allseits spürbare menschliche Betroffenheit. Mit Blick auf ihre Geldanlage reagieren die meisten Kundinnen und Kunden beson- nen und halten ihr Vermögen in den mit den Vermögensberatern besprochenen Strukturen. Damit folgen sie dem Rat un- serer Research-Einschätzung, wonach der hohen Volatilität mit Geduld und langem Atem begegnet werden sollte. So zeigt die Historie der Kapitalmärkte, dass bei geo- politischen Krisen auf einen kurzzeitigen Absturz in aller Regel eine länger anhal- tende Phase der Erholung folgt. Entspre- chend verfolgen die meisten Kundinnen und Kunden auch weiterhin den regelmä- ßigen Einstieg über Sparpläne. Sie sagten, die Zahl der Beratungsgesprä- che habe sich mehr als verdoppelt. Wie war das denn überhaupt möglich? Gerade zu Beginn der Pandemie waren viele Filia- len ja wochenlang zu. Im ersten Augenblick stellte sich tatsäch- lich die Frage, wie wir unser Beratungs- angebot aufrechterhalten sollen. Letztlich konnten wir allerdings weiterhin viele Filia- len geöffnet halten. Hilfreich war, dass wir schon vor vielen Jahren unsere telefonische Kundenberatung derart weiterentwickelt haben, dass auch auf diesem Wege viele Geschäftsvorfälle getätigt werden konnten. Vor der Pandemie hatten wir etwa 4.500 Anrufe am Tag, mittlerweile sind es rund 7.500. Jedoch kann man über das Telefon nur eingeschränkt Verträge abschließen. Darum haben wir die Einführung unserer „Medialen Beratung“ deutlich vorgezogen und sie schon im August 2020 gestartet – geplant war das erst für 2021. Mediale Beratung heißt? Das ist eine Videoberatung mit allen Mög- lichkeiten bis hin zum Vertragsabschluss, ohne dass wir noch Papier hin- und her- schicken müssen. In diesem Team arbeiten 18 Kolleginnen und Kollegen. Deren Bera- tungskapazitäten waren sehr schnell aus- gelastet und sind es bis heute. Wir haben daher jüngst einen zweiten Standort für die mediale Beratung eröffnet. Sie haben FONDS professionell schon ein- mal ein Interview gegeben, und zwar vor neun Jahren. Bereits damals war die Videoberatung ein großes Thema. Warum mussten Sie die jetzt neu erfinden? » Die Digitalisierung muss den Filialabbau nicht zwangsläufig beschleunigen, sondern eröffnet im Gegenteil auch Chancen, Filialen zu erhalten. « Christian Bonnen, Kreissparkasse Köln fondsprofessionell.de 1/2022 399

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