FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2022

will bis Ende 2024 10.000 der zuletzt 39.500 Vollzeitstellen streichen. Die Deut- sche Bank baut ebenfalls ab. Allein im Zuge des Filialabbaus sollen es gut 1.200 Stellen sein. Gerade bei den Großbanken dürften die Kappungen erst in den kom- menden Jahren Wirkung entfalten. Fortschritte voraus Daneben hätten die Sparkassen ihre Standortliste bereits über die vergangenen Jahre deutlich gekürzt, ergänzt der Scope- Analyst. „Auch hier hatte das durchaus nennenswerte Auswirkungen auf das Auf- wand-Ertrags-Verhältnis“, sagt van Beek. Da- neben spielte aber auch die Konsolidierung im Feld der öffentlich-rechtlichen Institute eine Rolle. Dies beobachtet der Scope- Bankenanalyst auch für die Volks- und Raiffeisenbanken. „Der genossenschaftliche Sektor entwickelt sich in dieser Hinsicht besonders dynamisch“, formuliert es van Beek. Der Branchenkenner rechnet damit, dass Deutschlands Banken mit Blick auf ihr Kostenniveau für 2021 generell deut- liche Fortschritte melden werden. Positive Entwicklungen erkennt auch Finanzdienstleister-Experte Thoben. „Viele Banken haben Programme zur Kostensen- kung gestartet und ihre Geschäftsmodelle geschärft“, lobt der Bain-Mann, schränkt aber ein: „Die strukturellen Herausforde- rungen wurden bislang nicht bewältigt.“ Die deutsche Bankenlandschaft bleibe frag- mentiert, die Abhängigkeit von zinstragen- den Geschäften dauere an, in zukunfts- trächtigen Märkten würden Branchen- neulinge wie Fintechs wildern – und vor allem sei das Kostenniveau vielerorts noch zu hoch. „Mancherorts fehlt es an der letz- ten Entschlossenheit, die strukturellen Kos- tenthemen anzugehen“, betont Thoben. Dazu zählen eben Kürzungen bei Filialen und Personal. Es geht auch digital Gleichwohl besteht die Gefahr, dass die Einschnitte das Geschäft beeinträchtigen. Denn Filialbesuche waren stets eine Gele- genheit, den Kunden Finanzdienstleistun- gen anzubieten. Dieses Argument will An- dreas Pratz von Strategy&, der Strategie- beratung von PwC, so pauschal nicht gel- ten lassen. „Die Lockdowns in ganz Euro- pa zeigten, dass die Betriebsmodelle der Banken mit deutlich reduzierten physi- schen Vertriebskanälen realisierbar sind.“ Gleichwohl liege die größte Herausforde- rung nicht allein in den Einsparungen, sondern darin, „die Kunden – alte und neue – mitzunehmen“, räumt Pratz ein. „Ein Umbruch mit Chancen für dieje- nigen, die es ‚richtiger‘machen als andere.“ So wird eine Aufgabe sein, Menschen wie der älteren Dame in Düsseldorf-Pempelfort Themen wie Onlinebanking und Co. näherzubringen. SEBASTIAN ERTINGER FP » Die größte Herausfor- derung liegt darin, die Kunden mitzunehmen. « Andreas Pratz, Strategy& Ausgedünntes Netz Einwohner je Bankfiliale Im Vergleich zu anderen EU-Flächenstaaten bedient eine Bankfiliale in Deutschland recht viele Bürger. Quelle:EZB,Eurostat 0 1.000 2.000 3.000 4.000 2020 2015 2010 Deutschland +60,9 % Einwohner je Bankfiliale in: Frankreich +25,1 % Italien +44,1 % Spanien +96,4 % Fragmentiertes Deutschland Anteil der Top-5-Banken nach Bilanzsumme Die größten Adressen unter den einheimischen Geldhäusern stehen nur für einen kleineren Teil des Geschäfts. Quelle:EZB 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % 80 % 2020 2015 2010 2008 Deutschland +49,7 % Anteil der Top-5-Banken nach Bilanzsumme in: Frankreich -3,9 % Italien +58,2 % Spanien +56,7 % BANK & FONDS Filialsterben 406 fondsprofessionell.de 1/2022 FOTO: © STRATEGY&

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