FONDS professionell Deutschland, Ausgabe 1/2022

deutlich.Die Bain-Experten rechnen damit, dass steigende Leitzinsen die Eigenkapital- rendite um zwei bis drei Prozentpunkte steigern werden. Sie legen dabei zugrunde, dass sich die Zinsen in einem Bereich zwi- schen dem Schnitt seit der Finanzkrise und dem höheren Niveau der frühen 2000er- Jahre einpendeln. Der Zinseffekt stellt damit den wichtigsten Faktor bei der Genesung des deutschen Bankwesens dar (siehe Grafik vorige Seite). Sattes Zinsplus Zu einem ähnlichen Ergebnis kommen die Analysten der Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P). Sie gehen bei einer An- hebung der verschiedenen Leitzinsen im Euroraum um durchgängig einen Prozent- punkt von einem um fast sieben Prozent besseren Zinsergebnis gegenüber den zwölf Monaten per Ende September 2021 aus.Dies entspreche einer Verbesserung der Einnahmen in Höhe von 18 Milliarden Euro für Europas Geldhäuser. In einem weiteren Szenario mit einer steileren Anhe- bung der Zinskurve rechnen die Experten gar mit einem Anstieg um zehn Prozent oder Mehreinnahmen in Höhe von satten 26 Milliarden Euro. „Eine schrittweise Anhebung der Zins- sätze wäre kein Allheilmittel für die Renta- bilität der europäischen Banken“, schränken die S&P-Analysten aber ein. „Die Auswir- kungen auf die einzelnen Banken hängen von ihrem jeweiligen Geschäftsmodell ab.“ So würden Retailbanken am stärksten pro- fitieren. Bei Universalbanken ergebe sich hingegen ein differenziertes Bild. Im Retail- geschäft würde sich der Zinseffekt positiv niederschlagen, im Kapitalmarktgeschäft könnten sich aber geringere Gebühren- einnahmen einstellen. In Summe dürfte aber auch diese Bankengruppe profitieren, so die Bonitätswächter. Konsolidierung ein Muss Für Deutschlands Bankenwelt zeichnet sich ohnehin schon ein sehr unterschied- liches Bild bei der Eigenkapitalrendite ab (siehe Grafik unten). Angesichts der zum Teil desolaten Ausgangslage, insbesondere bei den Großbanken, werden Zinsanstiege nur zum Teil eine akzeptable Profitabilität wiederherstellen können. „Die Rückkehr zu wahrer Renditestärke erfordert darüber hinaus exzellente Leistungen in der Kür“, formuliert es Consultant Sinn. Dazu zählen die Bain-Experten eine wei- tere Reduzierung der Kosten. „Zum Teil sind die Weichen hierfür schon gestellt“, sagt Sinn. „Viele Institute haben eine Straf- fung ihres Filialnetzes und damit ver- bunden eine Reduzierung ihres Personal- stamms angekündigt.Doch dies wird nicht reichen.“ Eine weitere Verschlankung der Organisation sowie ein Umsatteln auf neue, effiziente IT-Systeme seien unab- dingbar. „Das ist ohne Frage ein Kraft- akt“, räumt der Unternehmensberater ein. „Internationale Branchenvorreiter haben diesen aber bereits erfolgreich bewältigt.“ Daneben müssten die Geldhäuser Zukunftsthemen wie Onlinebezahl- dienste und -finanzierungen sowie di- gitale Vermögenswerte und Nachhal- tigkeit besetzen. Zudem sei eine Kon- solidierung „ein strategisches Muss“. Letztendlich mache die Analyse aber Mut. „Sie zeigt, dass Deutschlands Ban- ken nach jahrelanger Durststrecke zu einer fast schon vergessenen Rendite- stärke zurückfinden“, resümiert Sinn. SEBASTIAN ERTINGER FP Magere Zeiten Eigenkapitalrendite nach Bankengruppen in % Die magere Eigenkapitalrendite der deutschen Geldhäuser geht vor allem auf die Großbanken zurück. Andere Institutsgruppen warten mit besseren Ergebnissen auf. 1 undsonstigeKreditbanken | 2 z.B.Hypotheken-undSchiffsbanken | 3 BankenmitSonder-,Förder-undsonstigenzentralenUnterstützungsaufgaben Quelle:Bundesbank -20 % -15 % -10 % -5 % 0 % 5 % 10 % Förder- banken 3 Bau- spar- kassen Real- kredit- institute 2 Genossen- schafts- banken Spar- kassen Landes- banken Aus- ländische Banken Regional- banken 1 Groß- banken 2020 2019 2018 Eigenkapitalrendite in % -17,6 % -8,2 % 2,5 % 0,5 % 0,9 % 3,4 % 5,0 % 1,4 % 1,2 % 2,0 % » Das ist ohne Frage ein Kraftakt. « Walter Sinn, Bain & Company BANK & FONDS Zinswende 410 fondsprofessionell.de 1/2022 FOTO: © BAIN & COMPANY

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=